laut.de-Kritik

Country, Dance, Soul und: Rap!

Review von

"What I am doing with my life?", dachte man, die eigene Biographie hinterfragend, als der gefühlt zehnjährige Jake Bugg 2013 auf den Plan trat und sich anhörte wie einer der ganz Großen. "Klingt wie ...", "Bedient sich an ...", "Plagiiert ..." und so weiter lauteten sowohl Lobhudelei- als auch Miesmacher-Stimmen in der Resonanz auf das erste, selbstbetitelte Album des Engländers.

Dabei scheint es der britischen Popmusik immanent zu sein, sich auf Früheres zu beziehen, wie damals zu klingen und genau deswegen auch immer wieder Vergleiche mit und Schelten von Nostalgikern einzufahren. Mit seinem dritten Album "On My One", was in Notthinghamsch "On My Own" bedeutet, dürfte sich Bugg allerdings auch bei den gähnenden Alles-schon-mal-da-Kritikern einschmeicheln können. Endlich alles selbst geschrieben, größtenteils selbst produziert, eigener Sound gefunden, Genre-Repertoire erweitert und sowieso Durchhaltevermögen bewiesen.

"On My One" birgt neben dem Bugg'schen Blues auch Country-Einflüsse ("Livin' Up Country"), pumpenden Kasabian-Sound ("Gimme The Love", "Bitter Salt") und, ja, tatsächlich: Rap. "Ain't No Rhyme" klingt nach den holprigen Rapversuchen, die britische Jungs schon in den 90ern versucht haben.

Überhaupt ist Jake Bugg einer, der relativ verkrampft versucht, mit den gängigen Metaphern (der Weg ist so weit) Mann zu werden und ernst genommen zu werden. So singt er in gewohnt knatschiger Stimme Dinge wie: "I'm just a poor boy from Nottingham" ("On My One") und zwei Songs später "Don't be mad, I'm just a man" ("Love, Hope And Misery"). Das ständige Motiv: Der einsame Wolf, der junge Mann, der liebt und lebt und leidet. Dabei ist Bugg vor allem dann am Besten, wenn er nicht um Kredibilität ringt. Die souligen Balladen "All That" und "Never Wanna Dance" sind die Highlights der elf neuen Songs.

"'Cause you don't need a guy like me / Who never wants to dance". Aber doch: Wir brauchen ihn. Wer auf den Fortgang britischer Rockpopmusik nicht verzichten mag, muss einfach dankbar sein für die Jake Buggs dieser Welt.

Trackliste

  1. 1. On My One
  2. 2. Gimme The Love
  3. 3. Love, Hope And Misery
  4. 4. The Love We're Hoping For
  5. 5. Put Out The Fire
  6. 6. Never Wanna Dance
  7. 7. Bitter Salt
  8. 8. Ain't No Rhyme
  9. 9. Livin' Up Country
  10. 10. All That
  11. 11. Hold On You

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