laut.de-Kritik

Anti-Coolness und gepflegte Geschmacklosigkeit.

Review von

Connan Mockasin und Sam Dust, das klingt wie der schnittige Rufname zweier Ermittler aus einer dieser 80er-TV-Serien. Soft Hair heißt das gemeinsame Projekt der beiden Musiker und trieft nur so vor musikalischen Anspielungen an diese Zeit.

Mockasin (in der Vergangenheit solo und mit Charlotte Gainsbourg unterwegs) und Dust (manchen als LA Priest bekannt) nehmen sich mit Wollust der Anti-Coolness an: Liebe und Eifersucht sind die Themen ihres Debüts und werden in cheesiger Softpop-Manier dekonstruiert.

Mockasin und Dust teilen sich die Gesangsparts brüderlich über die gesamte Spielzeit des Albums hinweg. Das wirkt dann, als würde man von zwei Paartherapeuten in Stereosound wachsweich eingelullt, die wahlweise klingen wie nach einem Zug Helium oder mit ordentlich Watte in Mund- und Rachenraum. "Soft Hair" kommt über die Gesamtstimmung – und diese Platte ist ein unerträglich komischer Trip in die flammenden Liebesträume eines pubertären Jugendlichen.

Im Video zu "Lying Has To Stop" lassen Soft Hair genau dorthin ihre Hüften schwingen: In die Ecken der gepflegten Geschmacklosigkeit, die sie mit ihren Persönlichkeiten derartig füllen, dass aus Slapstick-Tanz laszive Posen werden. Es gebe einfach "never any time for babes and wine" klagt Dust dann, während ihm sein Kollege den Schaum vom Körper braust, um im nächsten Song recht wahllos die Vorzüge ethnozentrierter Liebe zu besingen: "In love with a japanese girl / in love with a chinese girl" ("Japanese Love").

Der Sound auf "Soft Hair" fühlt sich zu jeder Zeit reduziert, aber nie dünn an. Stetig wabern Downtempo-Synthie-Beats durch die Songs, die sich stellenweise in manischen Momenten etwas aufbäumen und dann an einen Chillwave-Trip wie bei Toro Y Moi erinnern. Über allem liegt eine schiefe Grundstimmung, und wenn dann in "Alive Without Medicine" hörbar die Gitarre mitmischt, fühlt man sich schnell an Mac DeMarco erinnert.

Fünf Jahre warteten Dust und Mockasin mit dem Release des Debüts, das sie größtenteils schon 2011 aufnahmen. "Wir haben nicht wirklich gewartet, wir waren nur sehr, sehr entspannt", stellt Dust in Bezug auf die grundsätzliche Gelassenheit des Duos richtig. Unter welchen Umständen wäre ein solches Statement für Entschleunigung und laszive Träumerei denn sonst möglich gewesen?

Trackliste

  1. 1. Relaxed Lizard
  2. 2. Jealous Lies
  3. 3. I.v.
  4. 4. A Good Sign
  5. 5. Lying Has To Stop
  6. 6. Japanese Love
  7. 7. Alive Without Medicine
  8. 8. L.i.v.

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