laut.de-Kritik

Geile Großmäuler!

Review von

Großmäuligkeit scheint bei den Noréns eine erbliche Familienkrankheit zu sein. Mando-Diao-Sänger Gustaf Norén erklärt schon gerne mal, dass seine Truppe zur Zeit wohl die fähigste Rockband der Welt sei, womit er sicher in die richtige Richtung schießt, aber den Apfel doch nicht voll trifft. Und jetzt kommen auch noch seine beiden kleinen Brüder Victor und Carl daher und stoßen ins selbe Horn.

Ihre Band, Sugarplum Fairy, so erklären sie, verkörpere die perfekte Mischung aus den songwriterischen Fähigkeiten der Beatles und dem Rock-Appeal der Stones. Nun denn, aber was sich live im Vorprogramm von Mando Diao schon ganz gut anhörte, muss sich auch auf Platte beweisen. Etwas erstaunt höre ich bei "Sail Beyond Doubt" auf, denke ich doch gerade an Sir Paul und Sir Mick, vereint auf der Platte einer schwedischen Kleinstadtband.

Was ich tatsächlich zu Gehör bekomme, sind Trompeten, die eher nach Element Of Crime klingen. Als der Gesang einsetzt, muss ich unwillkürlich an Kollegin Lütz denken, denn ich höre Robbie Williams, der sich selbst mit "Road To Mandalay" imitiert. Was der Lütz sicher ein herzhaftes *Kreisch* entlocken würde. Großartige Nummer, Wahnsinn, aber ich will den versprochenen Rock-Appeal!

Den bringt "(And Please) Stay Young" als hüftzwangsschwingender Einstieg auch, und zwar so gehörig, dass mir die Sonne aus dem CD-Player scheint. Verdammt, was kriegen die Schweden ins Essen gemischt, dass sie immer wieder so geile Musik machen? Die beiden Norén-Brüder wechseln sich - ähnlich wie Gustaf und Björn bei Mando Diao - mit dem Gesang ab, allerdings singen beide sowohl rockige als auch ruhigere Nummern, die stimmlichen Unterschiede sind ohnehin nicht so gravierend.

Auch wenn sie die Vergleiche mit der Band des großen Bruders auf Dauer nicht gerne hören werden, auch musikalisch sind die Noréns definitiv verwandt. Dank Tracks wie "Godfever" ist das kaum zu überhören. Sugarplum Fairy rocken nicht durchgängig so wild wie Mando, das melancholisch britrockende "Far Away From Man" zeugt von songwriterischen Fähigkeiten, die man 19-Jährigen nicht unbedingt zutrauen würde. "Another Apple In My Mouth" zitiert fast altklug die Beatles und deren Rock'n'Roll-Interpretationen.

Überhaupt sind Sugarplum Fairy recht zitierfreudig: die Sozialisierung mit meist britischer (Rock-)Musik klingt an allen Ecken und Enden durch. Mit "Sweet Jackie" und "Rock'n'Roll Tragedy" verneigen sie sich tief vor Oasis, "Lonely Star" hebt den Hut in Richtung Teenage Fanclub. Allerdings erarbeiten sie sich immer ihren eigenen Sound, klingen technisch versiert und stets crisp. Mehr kann man von so einer jungen Band nun wirklich nicht erwarten.

Trackliste

  1. 1. (And Please) Stay Young
  2. 2. Sweet Jackie
  3. 3. Morning Miss Lisa
  4. 4. Lonely Star
  5. 5. Turning Into Nothing
  6. 6. Another Apple In My Mouth
  7. 7. Everlasting Me
  8. 8. Coming Home
  9. 9. Godfever
  10. 10. Sail Beyond Doubt
  11. 11. Rock'n'Roll Tragedy
  12. 12. Far Away From Man
  13. 13. San José

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