laut.de-Kritik

Alle Hits und ein paar Klassiker neu aufgelegt.

Review von

Wenn es um deutschsprachige Punkbands mit Massenkompatibilität geht, dann stehen für die meisten Hobbyhörer Die Toten Hosen und Die Ärzte ganz oben auf der Liste. Spätestens seit dem 10. Juni 2011 mischt aber eine dritte Combo im Rennen um die Gunst der Pogo-Massen mit: An diesem Tag erschien das fünfte Studioalbum der Broilers. Das Quintett um Frontmann Sammy Amara landete mit "Santa Muerte" nicht nur auf Platz fünf der Charts, sondern katapultierte sich damit auch auf die Bühnen der ganz großen Arenen dieser Republik.

13 Jahre später feiern die einstigen Oi!-Punks ihr 30-jähriges Band-Jubiläum. Zur Feier des Tages gibt es für die Fans neben reichlich Altbier vom Fass auch eine karriereumfassende Best Of-Compilation. "Jolly Good Fellas" beeindruckt mit satten 22 Titeln, die vor allem im Hit-Bereich der Band kaum Wünsche offenlassen. Von wuchtigen Powerpunk-Nummern wie "Nicht Alles Endet Irgendwann" und "Beste Aller Zeiten", über tanzbare Offbeat-Tracks wie "33 RPM" und "Meine Familie" bis hin zu schunkelnden Nachdenkern à la "Wie Weit Wir Gehen" und "Ihr Da Oben": Wer vor allem die jüngere Band-Vergangenheit abfeiert, der kommt hier voll auf seine Kosten.

Aber auch für die eingefleischten Anhänger der ersten Stunde haben die Broilers ein ganz besonders Paket geschnürt. So nahm die Band extra für ihr Jubiläum noch einmal zehn Klassiker komplett neu auf. Der kloppende Dritte-Halbzeit-Fan ("Paul der Hooligan") ist genauso dabei wie der urige Trink-Trip "In 80 Tagen um die Welt" und die Düsseldorf-Ode "Zurück Zum Beton".

Wie so oft in solchen Fällen, wenn sich Bands mit einer langen Vita noch einmal um ihre Anfänge "kümmern", werden es wohl auch die Broilers nicht allen Anhängern recht machen können. Während sich Freunde des aktuellen Band-Sounds freuen, dass sie die alten Eckpfeiler ihrer Lieblinge jetzt endlich auch daheim in ein modernes Klangbild gehüllt genießen können, fragen sich Anhänger der Anfangstage nicht ganz zu Unrecht, ob das denn alles so wirklich zusammenpasst.

Sicher, live knallen auch die alten Sachen gut, weil die wuchtige Gesamtatmosphäre einfach nichts anderes zulässt. Zuhause auf Platte präsentiert sich das Ganze schon ein bisschen schwieriger. Da verwandelt sich der einst kantige Hooligan schnell in einen torkelnden Dorffestschläger, der im Sommer auf Malle auch gerne mal die Ballermann-Pop-Sau rauslässt. Die langen Koteletten von damals sind mittlerweile einer samtweichen "Tauschkonzert"-Rasur gewichen.

Das ist auch völlig in Ordnung so. Die Broilers im Hier und Jetzt setzen schließlich immer noch genug Punkrock-Energie frei. Vielleicht sollte man den kernigen Spirit von früher aber besser unangetastet lassen.

Trackliste

  1. 1. Paul der Hooligan
  2. 2. In 80 Tagen Um Die Welt
  3. 3. Lofi
  4. 4. Ich Bin Bei Dir
  5. 5. Ich Sah Kein Licht
  6. 6. Zurück Zum Beton
  7. 7. Meine Sache
  8. 8. Ruby Light Und Dark
  9. 9. Heute Schon Gelebt
  10. 10. Weisst Du Es Schon
  11. 11. Harter Weg
  12. 12. Tanzt Du Noch Einmal Mit Mir?
  13. 13. 33 Rpm
  14. 14. Wie Weit Wir Gehen
  15. 15. Ist Da Jemand?
  16. 16. Nur Nach Vorne Gehen
  17. 17. Die Beste Aller Zeiten
  18. 18. Ihr Da Oben
  19. 19. Meine Familie
  20. 20. Gib Das Schiff Nicht Auf
  21. 21. Alice Und Sarah
  22. 22. Nicht Alles Endet Irgendwann

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