laut.de-Kritik

Relaxed, verspielt und verdammt musikalisch.

Review von

Zu Beginn gebe ich direkt zu, dass der Teaser Wort für Wort einem Kommentar zur Review der 2007er-Platte Pete Philly & Perquisite Platte Mystery Repeats entspricht. "Relaxed, verspielt und verdammt musikalisch" fasst den Sound des Duos nach wie vor pointiert zusammen. Denn auf "EON" feiern die beiden Niederländer nach einer fast 15-jährigen Trennung wieder ihren jazzig-souligen Hip Hop und kehren auf die Bildfläche zurück.

Vielen Künstlern würde man es vorwerfen, variierten sie ihren Sound über die Jahre hinweg kaum. Im Falle von Pete Philly und Perquisite macht es aber durchaus Sinn: Vor der langen Pause produzierten sie lediglich zwei vollwertige Studioalben – das Potential ihrer Musik scheint also sicher noch nicht ausgeschöpft.

Modernisiert wird nun zwar nur das Nötigste. So klingen die Pete Phillys Flows etwas zeitgemäßer, die Drums etwas weniger boom-bappig. Im Vergleich zu aktueller Rapmusik haftet den Songs trotzdem ein Retro-Look an. Doch dank des Einflusses unterschiedlicher Musikrichtungen klingen sie individuell genug und nur selten wirklich veraltet.

Besagtes Soundgemisch ist die große Stärke der Platte. Über die Laufzeit von knapp 35 Minuten tauchen immer wieder Blechbläser, Saxophon, Streicher oder E-Gitarren auf - die instrumentale Vielfalt führt zu einem sehr abwechslungsreichen Sound. Momente wie die Trompetensoli auf "Spiffy" und "Eon" grenzen ihn dazu von den allermeisten, gängigen Rap-Produktionen ab.

Die Genregrenzen werden aber nicht nur in die gewohnte Richtung von Jazz- und Soulmusik verschoben. Auf "Display" scheint in der Hook beispielsweise Reggae durch, immer wieder kommen R'n'B-Flavours auf. Alle Songs sind mit Liebe zum Detail und verspielt ausproduziert, behalten aber nichtsdestotrotz ihre charakteristische Leichtigkeit bei. Ausgerechnet die Singleauskopplungen "Hot Sauce" und "My Stereo" zählen hier zu den schwächeren Momenten der Platte. Ersteres nervt mit einem zu albernen Refrain, Letzteres klingt etwas zu sehr nach der Werbemusik für eine Bluetooth-Box.

Die Texte von Pete Philly handeln von einem guten, ausgeglichenen Leben, abseits von Beef und Musikindustrie: "The good vibes showing, the good fight still going / No hoeing for clicks or any metric set by a wicked system / I'm electric, next level devil kicking and screaming / As we re-teaming reappraising and keep beaming". Es bietet sich in aufmunitionierten Zeiten im Hip Hop geradezu an, etwas grundlegend Positives entgegenzusetzen. Die Lyrics passen hervorragend zu den locker ungezwungenen Vibes, die von Perquisites Instrumentals ausgehen.

Das Comeback-Album von Pete Philly und Perquisite gerät nicht revolutionär neu, das muss es aber auch gar nicht. Stattdessen zelebrieren die beiden Niederländer die Musik, mit der sie schon vor zwanzig Jahren reüssierten: Souliger Gesang, jazzy Vibe, starke Instrumentalsoli und relaxter Rap, der ohne unnötiges Spektakel und Hip Hop-Allüren auskommt. "EON" ist vermutlich das bestmögliche Ergebnis, das bei der Reunion entstehen konnte.

Trackliste

  1. 1. Enter
  2. 2. Hot Sauce
  3. 3. Spiffy
  4. 4. Wake Up
  5. 5. Hop To It (feat. Swan)
  6. 6. Carry You
  7. 7. My Stereo
  8. 8. Love Someone Else
  9. 9. Display
  10. 10. Eon
  11. 11. Mayhem (feat. Naaz)
  12. 12. Raindrop

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