laut.de-Kritik

Acid-Dosis, die einst nicht nur Aphex Twin verzückte.

Review von

Das Plattenlabel Rephlex macht sich weiter um die Erhaltung von musikhistorisch relevanten Überbleibseln verdient. Nach der Wiederveröffentlichung der New Order-Singles "Blue Monday" bzw. "Confusion" mit Remixen von 808 State, sind Letztere nun an der Reihe. In Form von "Prebuild" kommen ehemals verstaubte Bänder voller Acid-Tracks wieder ans Tageslicht, die von der damaligen Besetzung aus Gerald Simpson, Graham Massey sowie Martin Price mit einem (wenngleich bescheidenen) Maschinenpark produziert wurden.

808 State's Verständnis von elektronischer, insbesondere Dance-orientierter Musik und die damit einher gehende Wirkung auf die Szene in den ausgehenden achtziger Jahren sind nicht von der Hand zu weisen. Allgemein gelten 808 State als diejenigen, welche die Entwicklung von Acid House in Großbritannien maßgeblich mitbeeinflussten. Speziell die Partyszenerie von Manchester, wo in der Hacienda und sonstigen Lagerhallen rauschende Feste gefeiert wurden. Zudem inspirierten 808 State Bands wie Happy Mondays oder die Inspiral Carpets. In den Sleevenotes der CD mit detailreichen und interessanten Darstellungen zum damaligen Geschehen zitiert Ken Hollings einen gewissen Richard D. James. Dieser Mann, heute Miteigentümer von Rephlex, wurde damals von "Massagerama" derart in Bann gezogen, dass er in seiner Begeisterung von entscheidenden Änderungen für die Zukunft sprach. Nicht zu Unrecht.

Auf "Prebuild" wiederum, sozusagen der Ausgangspunkt, zeichnen die Tracks in ihrem schlichten und rohen Korsett ein Bild mit Democharakter, das im Vergleich zu heutigen, verstärkt wieder aufkommenden Acid-Produktionen einen Kontrastpunkt setzt, der die Veränderungen ebenso deutlich sichtbar macht. Klar, ist ja auch schon ein Weilchen her und die technische Entwicklung ist ebenso wenig stehen geblieben. Nach heutigen Maßstäben klingt der Sound der "Lost Acid Tracks 1987-1988", so der Untertitel, auf CD schon nach angesetzter Patina. Kaum verwunderlich, wenn man bedenkt, dass das Ausgangsmaterial nunmal auf analogem Tape gebannt wurde, das vom Zahn der Zeit eben auch nicht gänzlich verschont blieb. Dennoch gebührt Rephlex reichlich Dank für das Ausgraben eines musikalischen Relikts, das nicht nur Nostalgikern von Acid House die Tränen in die Augen treiben dürfte.

Trackliste

  1. 1. Automatic
  2. 2. Ride
  3. 3. Johnnycab
  4. 4. Massagarama
  5. 5. Clonezone
  6. 6. Cosacosa
  7. 7. Sex Mechanic
  8. 8. C.I.S.
  9. 9. K.Narcosa
  10. 10. Thermo Kings

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LAUT.DE-PORTRÄT 808 State

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