ABS - " Kinderspiel"

ABS gehören neben dem Klan oder Creutzfeldt & Jakob zu den aufstrebenden Hip Hop-Gruppen aus dem Untergrund. Sie representen den Ruhrpott und legen mit "Kinderspiel" ihr Debut vor. Mit am Start sind die MCees Ercan und Short, DJ Salicious und Beatbastler discopolo. Die vier Bochumer dürften dem Kenner seit ihrem Gastauftritt bei Too Strongs "Gegensätze" ein Begriff sein. Zudem wurde der erste Appetitanreger "Null8-15/Focus" in dem Hip Hop-Magazin "Juice" zur 12Inch des Monats gekürt.

Und die Vorschusslorbeeren sind durchaus gerechtfertigt. Das Album zeigt keine erkennbaren Schwächen, dafür umso mehr Stärken und grandiose Momente. Der Flow von Ercan und Short geht angenehm ins Ohr. Pluspunkte sammelt die "Fuck the World"-Attitude ("Also Was?"), sowie die Abwechslung bei den Texten. Mal wird der Pimp herausgeholt ("Boogie Nights"), mal die nachdenkliche, verletzliche Seite gezeigt ("80qm"). Bedenkt man dazu das junge Alter (21) der zwei Rapper, so ist hier sogar noch Entwicklungspotential vorhanden.

Man hat zwar mittlerweile bei Rap-Musik aus Deutschland das Gefühl, dass jeder Zweite die Beatformel von DJ Premier benutzt, doch was discopolo damit anstellt, ist erste Sahne. Besonders die melancholischen Samples bei den Songs "Mathematik", "Komplex" und "Schlagzeilen" besitzen Tiefe und Eigenständigkeit. Ein Lied wie Sprengstoff ist auch "TNT", das für mich zu den besten deutschen Rap-Songs ever zählt. Allein die bombastischen Harmonien im Refrain rechtfertigen den Kauf der Platte. Ab und an übertreibt man aber die Liebe zum GangStarr-DJ.

Bei "Teamgeist" und "Komma klar" wird ein wenig zu schamlos abgekupfert. Doch ich werde zu kritisch, denn der Beat und die RZA-artigen gepitchten Vocals beim Intro/Outro entschädigen für alles. In dieser Form ist die musikalische Zukunft für ABS ein Kinderspiel.