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Abstürzende Brieftauben

"Der Bucklige schlägt wieder zu und keiner hats gesehen. Kaum machst du die Augen zu, kannst du ihn nicht mehr sehen." Keine Frage: Die Lyrics der Abstsürzenden Brieftauben gehen runter wie Butter. Kein Wunder: Immerhin gelten die Hannoveraner Punklegenden je nach Quellenlage als Erfinder oder mindestens als gewichtige Vertreter des Spaß-Punk Genres.

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Dementsprechend bewegt und Alkohol geschwängert ist auch die Bandgeschichte der Tauben – inklusive Bravo-Cover, Ramones-Support und Japan Tour. Doch zunächst zurück zu den Wurzeln: Im Jahre 1983 gründen Konrad Kittner und Mirco "Micro" Bogumil die Abstürzenden Brieftauben. Zu diesem Zeitpunkt haben die beiden Kumpels keinen blassen Schimmer, was für einen Punkrock-Schnellball sie mit ihrem Projekt lostreten. Denn die Bandgründung an sich ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Schnapsidee. Um 2 Uhr morgens entscheiden sich die beiden Punks gemeinsam Musik zu machen. "For Fun!" Warum auch sonst.

Nur vier Wochen später steht das Duo erstmals auf der Bühne. Stilecht im JUZ Hannover mit einer Playlist aus Coverversionen. Unzählige Bandbiografien haben genau so begonnen. Und unzählige weitere genau so geendet. Aber die Abstürzenden Brieftauben, der Name selbstredend auf Einstürzende Neubauten referiert, haben Blut geleckt. Das Folgejahr verbringt die Band mit zielosen Konzertorgien in und um Hannover herum. Die erste Demo ist auf 300 Stück limitiert und schon bald vergriffen. Und plötzlich wird auch die Öffentlichkeit ein wenig aufmerksam: Indielabel suchen das Gespräch mit Micro und Konrad, die aber vor allem Live spielen wollen und im JUZ Bockenheim in Frankfurt erstmals den sicheren Heimathafen verlassen.

1986 macht sich die Band dann doch an die Aufnahmen ihres ersten Albums "Das kriegen wir schon hin". Der Albumtitel wird bald schon zum Mantra, weil der Labelowner von Cash'N'Carry urplötzlich während des Aufnahmeprozess verschwindet. Das Label ist pleite und die Brieftauben stehen mit einem halbfertigen Album da. Das Duo macht aber kurzen Prozess und gründet mit "Au Weia" ihre eigene Plattenfirma. Dieser Do-It-Yourself-Spirit zieht sich in der Folge durch die komplette Bandbiografie, die mit der Veröffentlichung des Debüts so richtig Fahrt aufnimmt.

In den Jahren 87/88 erspielt sich die Band einen massiven Bekanntheitsgrad – Funpunk ist zu diesem Zeitpunkt in Form der Toten Hosen und der Ärzte im Indie-Mainstream angekommen. Die Brieftauben spielen ihre Deutschlandtour und legen mit den Scheiben "Entschuldigen Sie Bitte" und "We Break Together" passgenau nach und erreichen erste Chartplatzierungen. Das eröffnet den Weg zum ersten richtigen Plattenvertrag mit EMI/ Electrola. Dort erscheint dann "Im Zeichen des Blöden", das bis heute Kultsstatus besitzt und sicherlich zu den wichtigsten Funpunk-Alben der deutschen Szene gehört.

Die Band spielt eine gefeierte Tour zusammen mit New Model Army und im Anschluss daran eine Mammuttour mit 40 Shows in Deutschland, Österreich, die Schweiz. Die Tauben sind auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und sogar die Bravo featured das Duo prominent. "Im Zeichen des Blöden" geht weit über 100.000 Mal über die Ladentheke und die Ramones (!) holen sich die Brieftauben ins Vorprogramm. Konzertreihen durch die DDR (beziehungsweise im Folgejahr durch die neuen Bundesländer) reifen indes zu Selbstverteidigungstouren: Die Band wird massiv von der Nazi-Szene verfolgt, teilweise müssen Konzerte im Angesicht der braunen Vollspacken abgesagt oder abgebrochen werden. Ruhiger geht es während einer dreiteiligen Japantour und den Dreharbeiten zu Hape Kerkelings "Kein Pardon" zu. Dort hat das Duo einen Cameo-Auftritt als zwei verpunkte Kabelhilfen.

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Im Verlaufe der 90er Jahre kommt die Bandmaschinerie ein wenig ins Stocken: Die Tauben setzen zahlreiche Probeaufnahmen in den Sand und befindet sich in einem schwehlenden Konflikt mit EMI. In der Folge holt sich die Band mit Schlagzeuger Olli von den Mimmi's einen dritten Mann ins Boot und unterschreiben als allererste deutsche Band bei MCA. Trotzdem wird es ruhiger um die Kultband, die zwei in Eigenregie ein Coveralbum einspielt und auf einem Tribute-Sampler gehuldigt wird, aber nicht mehr an die Erfolg der auslaufenden 80er Jahre anknüpfen kann. Konrad spielt verstärkt in anderen Bandprojekten. 1996 trennt sich die Band, die sechs Jahre später ein letztes Mal in Originalbesetzung auftritt. Micro spielt nach der Auflösung als Gitarrist der Kombo Smelly Caps. 2006 verstirbt Konrad Kittner an einem Herzstillstand.

Um so überraschender ist das Comeback der Abstürzenden Brieftauben im Jahr 2013. Im März 2016 veröffentlicht die Band mit ihrem Anti-Pegida-Song "Nie Wieder Pegida" ihren ersten neuen Song seit mehr als 23 Jahren. Das dazugehörige Video versammelt eine anschauliche Riege an Altpunks und hat knackt die 10.000 Klicks.

Doch es kommt noch besser. Im Spätsommer 2016 erscheint tatsächlich das erste Studioalbum seit über 20 Jahren. "Doofgesagte Leben Länger" macht genau da weiter, wo sie 1994 aufhörten. Es gibt grundsoliden Spaßpunk mit gelegentlich ernsten Untertönen für das Fanherz.

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  • Homepage

    Im Internest der Brieftauben.

    http://www.abstuerzendebrieftauben.de/
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    https://web.facebook.com/doofgesagte/

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