laut.de-Kritik

Der Ex-Drogenbaron des Dirty Soul wills noch mal wissen.

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"What's my name?", fragt Andre Williams im Opener "The Hold Up" rhetorisch seinen Backgroundchor. Eine gute Idee, denn außer seinen wechselnden Mitmusikern dürften die wenigsten mit dem Namen des mittlerweile 70-jährigen Musikers etwas anfangen können. Dabei zählt Williams mehr noch als der kürzlich ins Rampenlicht zurückgekehrte Lee Hazlewood zu der Spezies der unterschätzten und weithin unbekannten Produzentengenies einer längst vergangenen Zeit.

Bereits in den 50er Jahren sprach Williams seine ersten Doo Wop-Platten ein, weshalb ihn heute der Titel "Father of Rap" begleitet, später wurde er ein Star des Fortune-Labels, bevor er beim Hipsterladen Motown als Produzent reüssierte und u.a. mit Stevie Wonder und Ike Turner zusammen arbeitete. Zwischen damals und heute liegen neben einer LKW-Ladung Kokain und Heroin auch sein riffgewaltiges Elder Statesman-Comeback Ende der 90er Jahre, das Rock'n'Roll-Hardliner Jon Spencer initiierte.

An den rauhen Garage Rock jener Tage erinnert auf "Aphrodisiac" gar nichts mehr. In gewisser Hinsicht ist der Dirty Old Man nun zu seinen Wurzeln zurück gekehrt und hat eine relaxte, soulige Rhythm'n'Blues-Platte aufgenommen, die nach einigen Anläufen als grundsolide zu bezeichnen ist. Seine treffenderweise Diplomats Of Solid Sound benannte Begleitband, zu denen auch sein heutiger Manager gehört, toben sich am Bläsersatz aus ("The Hold Up", "Three Sisters"), integrieren Flöten ("Do You Remember"), Hammond und Wurlitzer, Mundharmonika, Percussions und dankenswerterweise auch die gute alte Cowbell ("I'm Not Worthy"). Da fällt es nicht schwer, sich in die Hippie-Ära zurück zu versetzen, in der beispielsweise ein Eric Burdon ganz ähnliche musikalische Visionen umsetzte.

Wer nur Andres laute Rock-Rückkehr aus den späten 90ern kennt, dürfte diese Vorstellung als altersmilde bezeichnen. Der Hit-Charakter schält sich aus den meisten Songs aber recht schnell heraus, zuvorderst natürlich aus dem Drogensong "I Don't Need Mary (Juana)". Zu den Highlights zählen außerdem das funkig-schwitzende "Uptown Hustle" und die ungewohnt jazzige Nummer "Do You Remember", die auch als Single erscheint. Bleibt zu hoffen, dass der alte Mann uns mit vorliegendem Aphrodisiakum nicht ein letztes Mal verführen will. Auch in Zukunft fressen wir einem Mann gerne aus der Hand, der Sätze abliefert wie: "Und schließlich traf ich ihn dann, Jon Spencer, diesen Wahnsinnstypen mit einem Herzen, so groß wie .... wie der Arsch einer deutschen Frau."

Trackliste

  1. 1. The Hold Up
  2. 2. Do You Remember
  3. 3. I'm Not Worthy
  4. 4. Prove It To Me
  5. 5. I Don't Need Mary (Juana)
  6. 6. Three Sisters
  7. 7. Uptown Hustle
  8. 8. Chrysler 300
  9. 9. Thunder Thighs
  10. 10. I Can See

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