laut.de-Kritik

Schamanische Trommeln und beseelte Naturgeister.

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Wenn es einen Musikstil gibt, der synonym für den Norden Amerikas steht, dann ist es Country. Vor einigen Jahren noch größtenteils negativ konnotiert, hat sich das Genre dank einer Vielzahl an hochwertigen Releases wieder zum Qualitätsmerkmal hocharbeiten können. Die beiden Sängerinnen Angel Dean und Sue Garner, die von Geburt an den Rhythmus des Südens im Blut haben, kehren mit ihrem Album "Pot Liquor" zu den Wurzeln ländlicher amerikanischer Musik zurück.

Zwar haben die beiden Künstlerinnen dem Süden längst den Rücken gekehrt und wohnen heute im Neuenglandstaat Rhode Island bzw. der schlicht 'The City' genannten Metropole par excellence. In New York City, dort wo draußen der Lärm der Zivilisation niemals Pause macht, entstand im Studio von Garner ein Longplayer von ergreifender Einfachheit. Zwei Stimmen, eine Gitarre und eine Ukulele - mehr braucht das Duo nicht.

Ganz so, als säßen sie in Georgia auf der Veranda einer windschiefen Hütte und ließen den Tag mit einer spontanen Jam-Session ausklingen, geben sich Dean und Garner auf ihrer ersten gemeinsamen Produktion, seit sie Mitte der 80er in der Alternative-Country-Band Last Roundup spielten. Der Opener "In The Shell" huldigt mit viel Fidel den Mountain-Tunes, wie sie in den entlegenen Gegenden von West Virginia und Tennessee zu Hause sind.

Im Laufe von "Pot Liquor" gewinnen die Songs an Komplexität, verabschieden sich vom einfachen Arrangement des Bluegrass und weisen die Beiden als erstklassige Songwriterinnen aus. Allein das melancholische Flair, wie es für Generationen von Musikern aus dem Süden typisch ist, zieht sich als roter Faden durch das Album, osszilliert zwischen Deans dunklem Timbre und Garners zwei Oktaven höher angesiedelter Stimme.

Bei "Rose Of The Desert" scheint jeder stumpfe Schlag auf die Trommel uraltes schamanisches Wissen zu beschwören. Die Faszination für das Übernatürliche im Menschen und die Beseeltheit der Natur bricht sich hier seinen Weg. Da fügt es sich prima ins Bild, dass Dean mit dem Horror-Schriftsteller Jonathan Thomas verheiratet ist und in Providence, Rhode Island, wohnt. Dort, wo auch der Vater unfassbaren Grauens, H.P. Lovecraft seine beängstigenden Visionen zu Papier brachte. Zartbesaitete seien hiermit gewarnt. Wem Dunkelheit jedoch zum Genuss reicht, der kommt hier voll auf seine Kosten.

Trackliste

  1. 1. In The Shell
  2. 2. Old Graveyard In The Woods
  3. 3. Dreams
  4. 4. Losin'Ground
  5. 5. Dark Sky
  6. 6. Wider World
  7. 7. Quarry Pond
  8. 8. Rose Of The Desert
  9. 9. Sand Bar
  10. 10. Barn
  11. 11. I Still Could Not Forget You Then
  12. 12. Morning Blaze

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