laut.de-Kritik

Helenas Tagebuch gehört unter Verschluss.

Review von

Ok, ich geb's zu: Ich bin eben ein Metaller, ein Kerl und manchmal auch eine verdammte Chauvie-Sau, der weibliche Logik bestenfalls verwirrend, meistens aber nur ziemlich hirnrissig erscheint. Was zur Hölle fange ich also mit einer CD an, auf der sich 'ne Blondine über die Erfahrungen und Probleme einer Frau in der Welt auslässt? Ist das nicht eher ein Fall für die Slipeinlagen-Werbung?

Sorry, aber "A Woman's Diary" ist inhaltlich exakt das, was der Titel verspricht und sollte jeder Großpackung Camelia beiliegen. Wenn ich innerhalb der nächsten paar Jahre meine feminine Seite entdecke, werde ich mich bestimmt für diese Worte hassen, aber bis dahin zieht das "Solowerk" der Imperia-Frontdame weitestgehend an mir vorbei. Daran ändert das Aussehen der Dame genauso wenig wie ihre Stimme oder die durchschnittliche Musik.

Der Opener "Fallen Angel" nimmt erst im hinteren Drittel einigermaßen Formen an, und wenn "Little Princess" nicht eindeutig bei Stings "Shape Of My Heart" geklaut ist, weiß ich auch nicht. Dass sich mir bei derartigem Lalaleilei-Geschwurbel die Zehennägel bis ans Kinn aufrollen, wird nur noch von den textlichen Ergüssen übertroffen, die mir konsequent das Hirn durch die Schädeldecke filtern.

Mit dem Titeltrack kommt zum ersten Mal so etwas wie Unterhaltung auf, erinnert das Intro doch schwer an Everon, in deren Studio die Platte auch enstand. Leider entwickelt sich auch dieser Song eher in Richtung Belanglosigkeit denn Spannungsaufbau, auch wenn die klassischen Arrangements mitunter nicht schlecht sind.

So wenig mich das Album bis dahin begeistert, "Butterfly" und "Glow In The Dark" besitzen doch einen gewissen Charme, der im Popbereich durchaus Erfolgschancen hätte. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Madame Michaelsen sich hier deutlich an Kate Bush orientiert. Dafür sind "Lead You Through Fire" und "Flames Of Desire" (was'n Titel) zwei Nummern, die auch auf einem Nightwish-Album Platz gefunden hätten, weil sie einigermaßen Drive entwickeln.

Ebenfalls Chartpotenzial haben die beiden Balladen "Mother" und "Little Girl", die vor allem von der Untermalung mit Streichinstrumenten leben. Für das allerdings, was sie mir in "Darkness" zumutet, gehört die Frau genauso gevierteilt wie Björk oder Tori Amos in ihren extremen Momenten. Das klaut mir nicht nur fast drei Minuten meiner Lebenszeit, sondern bringt auch schlagartig die Vorzüge des Single-Haushalts in Erinnerung.

"Love Of My Life" und das rein instrumentale "Funeral" bieten ebenfalls keine musikalische Erfüllung, weswegen zumindest ich kein zweites Kapitel des Frauentagebuchs benötige. Der Beipackzettel einer Packung OB ist da manchmal spannender.

Trackliste

  1. 1. Fallen Angel
  2. 2. A Woman's Diary
  3. 3. Littel Princess
  4. 4. Butterfly
  5. 5. Lead Your Through Fire
  6. 6. Mother
  7. 7. Glow In The Dark
  8. 8. Flames Of Desire
  9. 9. Darkness
  10. 10. Little Girl
  11. 11. Love Of My Life
  12. 12. Funeral

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Angel

Alle Buffy-Fans werden enttäuscht sein. Hier geht es nicht um einen Serien-Spin Off, sondern um die Imperia-Sängerin Helena Iren Michaelsen (Ex-Trail …

Noch keine Kommentare