Porträt

laut.de-Biographie

Anti-Pop Consortium

"Antipop war der perfekte Name für das, was Beans, Priest und ich zusammen gemacht haben, denn unser erklärtes Ziel war immer, nicht populär zu werden", so M. Sayyid. "Die meisten Bands haben die unterschwellige Motivation, ganz groß rauszukommen und viele Platten zu verkaufen, wir hingegen wollten einfach nur so kreativ wie irgend möglich sein." Zumindest eine dieser Vorgaben ist nach der Kultscheibe "Arrhythmia" und Gigs im Radiohead-Vorprogramm vor 20.000 Zuschauern längst passé.

"Man muss kein Genie sein, um zu verstehen, wieso Thom Yorke sie so sehr mag. Wie Radiohead auch, stehen Anti-Pop für eine dysfunktionale Weiterführung ihres Genre, indem sie den üblichen Gemeinschaftssinn einfach mit totaler Entfremdung ersetzen", schreibt das Musikmagazin NME über das New Yorker Quartett, das sich im Herbst 1997 unter einem gemeinsamen Credo zusammenrafft: Zerstör das Gleichgewicht!

"Unsere Arbeit steckt voller Kontraste, aber ich würde nicht sagen, dass das bewusste Bezugsnahmen auf Künstler aus dem Elektronik-Genre sind. Diesbezüglich sind wir ehrlich gesagt Laien. Ich kenne zwar Kraftwerk und ein paar andere Klassiker, aber das war es auch schon", erzählt Sayyid der Intro anno 2002. Trotzdem sind es die elektronisch angehauchten, Genregrenzen zerberstenden Beats eines Earl Blaze, die das Anti-Pop Consortium weltweit ins Gespräch bringen.

Es ist eine Form ironischer Wertschätzung, wenn das Geräusch aufschlagender Ping-Pong-Bälle den Beat überlagert oder sie dem Hip Hop mit kurzen, treffenden Zitaten den Ellenbogen in die Nieren rammen: "Humor ist ein wichtiger Aspekt. Unsere Musik hat sehr viele Ebenen, ist also nicht nur eine durchgängige Erzählung, sondern besteht auch immer wieder aus Kommentaren und Kommentaren zu den Kommentaren. Humor ist eine Möglichkeit, die Dinge zu kommentieren."

Ursprünglich sollte das Konsortium lediglich ein Projekt für ein paar Tapes sein, schließlich war Sayyid als Techniker in der Filmindustrie tätig, während Earl Blaze sein namensgebendes Label Anti-Pop Recordings aufbauen und Beans seine Solokarriere zum Laufen bringen wollte. Die frühen Werke, darunter vor allem "Disorientation", das Apani-B-Fly MC featured, verteilen sich jedoch im Handumdrehen unter allen, die im musikalischen New Yorker Untergrund Rang und Namen haben, und sorgen für helle Begeisterungsstürme.

Nicht ganz so freudig erregt reagiert die Administration des Big Apples auf die Flyer- und Stickeroffensive, die die Anti-Popper in der Folge starten. Weil die Plakatierung Bürgermeister Giulianis "Erhöhung des Lebenstandards" zuwiderlaufe, findet sich High Priest plötzlich im Knast wieder. Glücklicherweise drückt die Polizei nochmal ein Auge zu und lässt ihn ziemlich schnell ohne weitere Repressalien gehen.

Dem Bekanntheitsgrad seiner Crew jedenfalls tut dieser Vorfall keinen Abbruch. Dennoch ist fünf Jahre nach der Gründung zunächst Schluss. Die viel zitierten tiefgreifenden kreativen Differenzen seien Schuld daran, dass die Arbeit nach "Arrhythmia" nicht fortgesetzt werden könne. Mit "Tomorrow Right Now" landet Beans im darauffolgenden Jahr noch einen Riesen-Soloknaller, ansonsten wird es weitgehend ruhig um das Anti-Pop Consortium.

"Ich glaube, da ist immer noch Platz für die Art von Musik, die wir machen. Es gibt da Ideen, die mich schon seit Jahren verfolgen, die bisher aber nie ausprobiert wurden", lässt Earl Blaze 2008 schließlich zur Ankündigung des Reunion-Albums "Flourescent Black" verlauten. Und Sayyid ergänzt: "Es geht darum, meine Freunde zurückzuhaben. Das ist die primäre Motivation: Meine Leute endlich wieder bei mir zu haben."

Um die Streitpunkte der Vergangenheit hüllt das Quartett zumindest nach außen hin den Mantel des Schweigens: "Jeder konnte in den letzten Jahren sich selbst und sein Verhältnis zum Kollektiv überdenken und entdecken. Jetzt geht es darum, sich vorwärts zu bewegen und nicht so sehr darum, zurückzublicken."

Alben

Surftipps

  • MySpace

    Streams, Blog, Freunde.

    http://www.myspace.com/antipopny
  • Intro

    Interview von 2002.

    http://www.intro.de/kuenstler/interviews/23012955/anti-pop-consortium-hiphop-als-kunstform

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