Porträt

laut.de-Biographie

Anvil

Mit all ihren Vorläufern und Verstrebungen handelt es sich bei Rush mit Sicherheit um die langlebigste Rockband, die je aus Toronto im kanadischen Ontario stammte. Dicht darauf folgt aber eine andere Institution, die in den 80ern ihre größten Erfolge in Sachen Power Metal feiert. Die Rede ist von Anvil.

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In Japan trägt man Schuluniform zum Bart, bei Slayer nur Bart. Accept lassen sich auf Händen tragen. Anvil sammeln Geld.
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Die Wurzeln der Band liegen bei ihren Urmitgliedern, Sänger/Gitarrist Steve 'Lips' Kudlow und Drummer Robb Reiner. Die sind schon seit 1973 zusammen aktiv, legen aber erst 1978 mit Gitarrist Dave Allison und Basser Ian Dickson den Grundstein zur Band.

Zwar rocken sie zunächst noch unter dem Banner Lips und veröffentlichen 1981 ihr Debütalbum in Eigenregie. Doch schon kurz darauf stehen sie bei Attic unter Vertrag, die die Band in Anvil umtaufen und "Hard'n'Heavy" neu auflegen.

Textlich offenbart Sänger Lips immer wieder seine Vorliebe für Sex. Später soll sein Gitarrenspiel mit einem Dildo zu so etwas wie einem Markenzeichen der Band avancieren.

Musikalisch bewegen sich Anvil auf ihrem Debüt noch eher in Hardrock-Regionen und werden erst mit ihren nächsten Alben härter. Bevor die erscheinen, sind Anvil als Support von Girlschool in Kanada unterwegs. Zu der Zeit ahnt noch niemand, dass sie wenig später auf "Metal On Metal" ordentlich an Power und vor allem Klasse zulegen und fast schon ihr Meisterstück abliefern.

Anvil packen ihre Koffer und brettern einmal um den Globus, um beim legendären Monsters Of Rock-Festival in Donington Station zu machen. Mit ihrem kanadischen Kollegen von Exciter machen sie sich soundtechnisch in Regionen auf, die bald als Speed/Power Metal bezeichnet werden sollen.

Mit "Forged In Fire" legen Anvil in den Augen vieler Fans ihr Meisterwerk vor. Besonders in Europa haben sie eine große Anhängerschar. Dort spielen sie mit Black Sabbath, ehe es mit Whitesnake weitergeht, mit denen sie in Japan aufschlagen.

Obwohl es einer gewissen Tragik nicht entbehrt, dass die Band schon mit ihrem dritten Album ihren Zenit überschreitet, berufen sich später Metallica oder Slayer auf Anvil, zitieren sie als großen Einfluss auf ihre musikalische Karriere.

Um so seltsamer, dass sich die Scheibe zunächst so mies verkauft, dass das Label die Band vor die Tür setzt und 1985 die lieblose Compilation "Backwaxed" nachwirft. Anvil sind im selben Jahr auf eigene Faust in Japan unterwegs und machen sich danach an die Arbeiten zu neuen Songs.

Eine neue Heimat finden sie bei Metal Blade Records. Anvil gehen mit Produzent Ric Browde ins Studio. Allein das sollte schon ein wenig skeptisch machen, feiert der seine größten Erfolge doch mit Poison. "Strength Of Steel" markiert eher einen Schritt zurück zum ersten Album und lässt den Druck der beiden letzten Scheiben vermissen. Metal Blade legen sich nicht unbedingt ins Zeug, die Scheibe zu promoten. Ohne größere Tour legen Anvil 1988 "Pound For Pound" nach. Darauf geht es wieder ein Pfund härter zur Sache, was der Platte merklich gut tut.

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Uninspiriert oder zeitlos? Rente geht jedenfalls anders.
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Mit "Past And Present" folgt ein Live-Mitschnitt, mit dem Anvil das Kapitel Metal Blade abschließen. Allerdings ist für Gitarrist Dave das Thema ebenfalls durch. Er hat die Band inzwischen verlassen, um sein Geld als Holzfäller zu verdienen. Seinen Nachfolger Sebastian Marino stellen Anvil auf dem 1991er Album "Worth The Weight" vor.

Das Album erscheint in Kanada über Maximum und in Europa über Mausoleum Records und ist nicht nur die einzige Aufnahme mit Sebastian, sondern gleichzeitig auch die letzte mit Basser Ian Dickson.

Mit Mike Duncan am Bass stehen Anvil im Herbst 1992 mit Titan Force zum ersten Mal in Deutschland auf der Bühne und können sich auf eine kleine, aber fanatische Fangemeinschaft verlassen. Sebastian macht sich kurz darauf vom Acker, um zuerst bei Ramrod und anschließend bei Overkill aufzutauchen. Anvil holen sich mit Ivan Hurd einen neuen Gitarristen.

Als sie mit Massacre schon wieder bei einem anderen Label unterschreiben, geht es an die Aufnahmen zu "Plugged In Permanent". Dabei handelt es sich bis dato um das schnellste und härteste Album der Kanadier - und um das letzte mit Mike. Der hat schon zum Ende der Aufnahmen an Glen 'Five' Gyorffy abgegeben. Dieser absolviert sein Live-Debüt im Vorprogramm von Overkill, mit denen es durch Deutschland geht.

Das Quartett scheint einen zweiten Frühling zu erleben und legt schon ein Jahr später mit "Absolutely No Alternative" nach. Von Alternative findet sich auf der Scheibe definitiv keine Spur. Titel wie "Piss Test" oder "Show Me Your Tits" sind einmal mehr typisch für den teilweise seltsamen Humor der Kanadier. Die zeigen keine Ermüdungserscheinungen und kloppen schon im nächsten Jahr "Speed Of Sound" raus.

Um ihre Fans in Deutschland zu beglücken, geht es mit Exciter und Flotsam & Jetsam auf Tour. Sogar ein viel umjubelter Auftritt auf dem Wacken Open Air ist drin. Da auf dem Live-Sektor wieder ein wenig mehr Action ist, erscheint 1999 zunächst einmal "Anthology Of Anvil".

2000 kehren sie mit Riot, Agent Steel und Domine nach Deutschland zurück und machen sich danach ans Songwriting für den nächsten Nachschlag. Der hört auf den Namen "Plenty Of Power", hat den Titel aber nur bedingt verdient. War der Vorgänger in Sachen Geschwindigkeit noch absolut führend, gehen die meisten Songs auf der neuen Scheibe ein wenig vom Gas.

Ein ähnliches Ziel scheinen sie auf "Still Going Strong" zu verfolgen. Die thrashlastigen Sounds sind hier beinahe zur Gänze verschwunden. Noch einen Schritt weiter (vor oder zurück, das liegt im Auge des Betrachters), machen sie mit "Back To Basics", auf dem sie sich den Sounds ihrer Anfangstage nähern. Allerdings gehen sie dabei nicht sonderlich spannend vor. Der Erfolg der Scheibe fällt äußerst spärlich aus. Somit haben auch Massacre Records kaum eine andere Wahl, als sich von der Band zu trennen, die 2005 mit Phantom X noch ein paar Runden in Deutschland dreht.

Aufgeben stand für die Cannucks nie zur Debatte. Weder vom verlorenen Labeldeal noch vom Abgang von Gitarrist Ivan lassen sie sich beirren. Stattdessen nehmen sie zu dritt "This Is Thirteen" auf und vertreiben die Scheibe auf eigene Faust.

Den erhofften, aber zum Teil wohl unerwarteten Popularitätsschub verschafft dem Trio allerdings der 2008 veröffentlichte Film "Anvil! The Story Of Anvil". In der Dokumentation erlebt man die ganze tragikomische Geschichte der Band mit. Auf einmal war jeder schon immer Anvil-Fan.

"This Is Thirteen" wird neu aufgelegt, 2009 erscheint noch ein Buch mit dem gleichen Titel wie der Film und einem Vorwort von Slash. Der Hype hält an. Anvil spielen sowohl Headlinerpositionen auf diversen Festivals als auch ausverkaufte Touren durch Europa.

2011 legen Anvil mit "Juggernaut Of Justice" nach, das sie im Studio von Dave Grohl aufgenommen haben und dem Bob Marlette (u.a. Ozzy Osbourne) den dicken Sound verpasst.

Ein Jahr später kommt es zu künstlerischen Spannungen innerhalb der Band. Die Folge: Bassist Glenn "Five" Gyorffy verlässt die Band. Ihn ersetzt Sal Italiano. Der neue Mann am Viersaiter wird gleich ins kalte Wasser geworfen. Bereits wenige Monate nach seiner Vorstellung begeben sich Anvil abermals mit Bob Marlette ins Studio, um den "Juggernaut Of Justice"-Nachfolger einzuspielen.

"Hope In Hell" erscheint im Mai 2013. Rob Reiner ist begeistert: "Wir haben auf dem letzten Album etwas experimentiert. Das wollten wir diesmal nicht. Wir wollten zurück in die frühen Achtziger, dorthin wo alles begann. Das ist Anvil pur. So war es, so ist es und so wird es auch bleiben."

Dass Anvil es ernst meinen, zeigen sie schon beim Albumtitel des Nachfolgers: "Anvil Is Anvil". Damit auch jeder Bescheid weiß. Der nächste Bassist ist inzwischen an Bord: Chris Robertson. Der fügt sich perfekt ins Bandgefüge ein und bekommt ein paar prominente Plätze auf Album Nummer 16 eingeräumt. Auch auf Nummer 17 "Pounding The Pavement" ändert sich die musikalische Ausrichtung keinen Cent.

Lips fast den Standpunkt der Band zusammen, der wohl bis in alle Ewigkeit Bestand haben wird: "Warum sollte man etwas ändern, wofür man berühmt ist? Ist es nicht viel wichtiger, sich treu zu bleiben? Einfach das zu machen, was man am besten kann?" Rhetorische Fragen versteht sich.

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Anvil auf dem BYH 2010 Seit "The Story Of Anvil" stehen die Kanadier wieder hoch im Kurs.

Seit "The Story Of Anvil" stehen die Kanadier wieder hoch im Kurs., Anvil auf dem BYH 2010 | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Seit "The Story Of Anvil" stehen die Kanadier wieder hoch im Kurs., Anvil auf dem BYH 2010 | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Seit "The Story Of Anvil" stehen die Kanadier wieder hoch im Kurs., Anvil auf dem BYH 2010 | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Seit "The Story Of Anvil" stehen die Kanadier wieder hoch im Kurs., Anvil auf dem BYH 2010 | © laut.de (Fotograf: Michael Edele)

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