laut.de-Kritik

Erstklassige Songs, wie sie nur die Amott-Brüder hinbekommen.

Review von

Es ist schon fast unglaublich, wie manche sich das Maul über die zierliche Fronterin von Arch Enemy zerreißen. Es ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn man(n) eher Fan von ihrem Vorgänger Johan Liiva war, aber der Großteil der Kritik an Angela klingt doch meistens nach Angstbeißen und nicht nach konstruktiver Auseinandersetzung mit der Leistung der Dame.

Ich wage einfach mal zu behaupten, dass die blonde Kölnerin deutlich mehr Eier in der Hose hat als die meisten dieser sogenannten Kritiker, denn auch wenn es scheint, als seien ihre Vocals auf "Doomsday Machine" sehr mit Effekten aufgefrischt, so steckt doch jede Menge Power und Aggression dahinter. Jeder, der was anderes behauptet, soll sich erst mal hinter ein Micro stellen und was Besseres abliefern.

Eigentlich müssen sich Arch Enemy um solche Neider auch gar nicht kümmern, denn nicht nur in den USA läuft es für die Band großartig. Daran wird sich auch mit dem neuen Album aller Wahrscheinlichkeit nach nichts ändern. "Doomsday Machine" bietet zwar nicht ganz den angekündigten Überhammer, hat aber wieder mal ein paar erstklassige Songs auf Lager, wie sie nur die Amott-Brüder hinbekommen.

"Enter The Machine" ist mal ein Intro, das seinen Namen verdient, bereitet es doch bestens auf das vor, was auf einen zukommt. Die Imperialen Truppen laufen dazu zwar nicht auf, aber dafür Arch Enemy mit "Taking Back My Soul", einem Thrasher vor dem Herrn. Irre Soli, die typischen, zweistimmigen Leads und abwechslungsreiches Drumming machen Appetit auf mehr.

Nachschlag kommt auch prompt mit der Single "Nemesis". Ähnlich wie schon "We Will Rise" von "Anthems Of Rebellion" folgt ein hymnischer Chorus auf eine knallharte Strophe, Angela versucht textlich erneut das Einheitsgefühl der Metal-Szene zu stärken. Danach packen sie mit "My Apocalypse" einen wahrlich bedrohlichen Groove-Hammer aus, der das Tempo merklich drosselt und im Mittelteil sogar bis zur Akustikgitarre zurückfährt.

Auch "Carry The Cross" legt erst nur einen kleinen Zahn zu, pusht aber durch die Doublebass im Chorus enorm nach vorne. Auch "Out For Blood" nimmt erst nach der Einleitung "I Am Legend" richtig an Fahrt auf, steht dann aber "Taking Back My Soul" und "Nemesis" in nichts nach. "Skeleton Dance" zwirbelt mit seinen Grooves wieder kräftig an der Nackenmuskulatur, ehe das instrumentale "Hybrids Of Steel" mit seinen Jamfeeling eher auf eine Spiritual Beggars-Scheibe gepasst hätte.

"Mechanic God Creation" und "Machtkampf" überraschen mit ein paar sehr rockigen Riffs, über die Angela aber auch ihre herrlich aggressiven Vocals legt und so einen angenehmen Kontrast schafft. Leider stellen Arch Enemy mit "Slaves Of Yesterday" einen nur mittelmäßigen Song an den Schluss des Albums, was einen irgendwie faden Beigeschmack hinterlässt.

Der legt sich aber sofort, wenn man die Repeat-Taste drückt und sich die Scheibe einfach noch mal von vorne reinzieht. Ungescholten kommt die schwedisch-deutsche Kooperation dieses Mal nicht davon, aber "Doomsday Machine" ist trotz alledem eine richtig starke Sache geworden.

Trackliste

  1. 1. Enter The Machine
  2. 2. Taking Back My Soul
  3. 3. Nemesis
  4. 4. My Apocalypse
  5. 5. Carry The Cross
  6. 6. I Am Legend/Out For Blood
  7. 7. Skeleton Dance
  8. 8. Hybrids Of Steel
  9. 9. Mechanic God Creation
  10. 10. Machtkampf
  11. 11. Slaves Of Yesterday

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