laut.de-Kritik
Die Thrash-Veteranen wissen noch wie's geht.
Review von Kai ButterweckAls sich Anfang der Achtziger die ersten Thrash-Perlen auf den Weg in heimische Stuben von Maiden- und Priest-Fans machten, blickten viele Headbanger voller Ehrfurcht in Richtung Übersee. Dort hievten Bands wie Exodus, Overkill und Anthrax die NWOBH auf ein neues Level. Härter, schneller, lauter hieß die Devise.
Es dauerte nicht lange, ehe sich der Thrash-Virus auch in Europa ausbreitete. Eine der ersten europäischen Bands, die sich dem damals neuen Brachial-Sound verschrieben, waren Artillery aus Dänemark. Auch heute noch fallen die Herren Michael und Morten Stützer mitsamt Gefolge in regelmäßigen Abständen über mittelgroße Clubs her und hinterlassen dabei jede Menge Dampf und Qualm.
Unter dem Titel "Legions" erscheint dieser Tage das mittlerweile achte Studioalbum des dänischen Thrash-Quintetts. Zwar hat sich die Band im Laufe der Jahre – auch aufgrund diverser Line-Up-Wechsel – mehr und mehr vom Extrem-Sound der Anfangstage entfernt, doch für einen ordentlich musikalischen Tritt in den Allerwertesten reicht es auch anno 2013 noch ohne Probleme.
Bereits auf dem Vorgänger "My Blood" wandelten die Dänen verstärkt auf Powermetal-Pfaden. Diesen Weg gehen sie mit ihrem neuen Album unbeirrt weiter. Mit zwei neuen Gesichtern im Schlepptau (Michael Bastholm, Carsten Nielsen) lassen das Stützer-Duo und Basser Peter Thorslund druckvoll produzierte Energiekost vom Stapel, die sich vor dem Schaffen kommerziell erfolgreicherer Genre-Kollegen nicht verstecken muss.
Beide Neuzugänge fügen sich perfekt ins Bandgefüge ein und sorgen für reichlich frischen Wind im immer noch mit Thrash-Anleihen beschallten Powermetal-Universum der Kopenhagener. Vor allem Drummer Carsten Nielsen sorgt mit temporeichen Doublebass-Attacken und flinken Breaks immer wieder für offene Ohren bei Freunden trippelnder Edelstahl-Klänge ("Chill My Bones", "God Feather", "Wardrum Heartbeat").
Aber auch Sänger Michael Bastholm besteht seine Feuertaufe mit Bravour. Insbesondere während des epischen Kraftpakets "Dies Israe" und der sich dynamisch steigernden Powerballade "Enslaved To The Nether" stellt der Neuzugang seinen Vorgänger Søren Nico Adamsen problemlos in den Schatten.
Mit ein bisschen mehr Mut zur Melodie hätte hier unter Umständen etwas richtig Großes entstehen können. So dreht am Ende ein durchweg solider, technisch anspruchsvoller und mit ordentlich Schmackes garnierter Silberling seine Runden im CD-Player, der Lust auf mehr macht.
Noch keine Kommentare