laut.de-Kritik

Ohne die aufgelösten Mojos deutlich poppiger.

Review von

2012 sind zwei Dinge geschehen, die für Asaf Avidans Karriere eine entscheidende Bedeutung haben dürften. Im Sommer erschien ein Remix seines "Reckoning Songs" mit dem Titel "One Day" aus der Hand des Berliner DJs Wankelmut. Das Stück erreichte erst in Deutschland, dann auch in einigen Nachbarländern Platz 1 der Charts. Kurz darauf folgte die Nachricht, dass die Pause seiner Begleitband The Mojos wohl endgültig sein wird – jedenfalls hat sie sich offiziell aufgelöst.

Dass sich der Israeli mit dem Irokesenschnitt und der markanten Stimme bereits im September im Heimatland mit seinem Solodebüt zurück meldete, ist nur ein konsequenter Schritt. Zumal er sich musikalisch von seiner Tätigkeit mit der Band deutlich distanziert. Klar war er der kreative Kopf, doch sein Ensemble bevorzugte einen folk-rockigen Klang. Das war ihm offenbar zu beengend.

Für "Different Pulses" hat er sich mit Tamir Muskat, dem Schlagzeuger von Balkan Beat Box, zusammen getan. Beide stammen aus Israel, beide sind Weltbürger, sowohl in musikalischer als auch in kultureller Hinsicht. Am Album arbeiteten sie, wenn sich die Zeit dazu ergab. Sie produzierten und spielten die Instrumente zum größten Teil selbst ein. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass beide ständig unterwegs sind.

Der rote Faden ist weniger eine Story, wie zu Zeiten der Mojos, sondern Avidans ausdrucksvolle Stimme, die sich diesmal eher in höheren Bereichen aufhält. Gitarren spielen nur eine untergeordnete Rolle, ersetzt durch Rhythmen, Keyboards und elektronische Klänge. Von den Indierockwurzeln ist hier kaum noch etwas geblieben, außer den Texten, die sich wie gewohnt mit den dunklen Seiten der Existenz beschäftigen.

Das ist zunächst gewöhnungsbedürftig. Mit Orgel, dominantem Schlagzeug und Casio-Solo bricht der Opener und Titeltrack gleich mit der Vergangenheit. "Love It Or Leave It", heißt es passenderweise im dritten Stück, mit Händeklatschen als entscheidendem Rhythmusfaktor. Der Anfang von "Cyclamen" könnte gar von Erasure stammen, das leicht schräge "613" taugt als Bond-Track.

Eines ist geblieben: Die wahre Stärke Avidans sind die langsamen Stücke. "Thumbtracks In My Marrow" besticht mit einfachen Gitarrenparts und elektronischen Gefrickel, "Conspiratory Visions Of Gomorrah" mit seinem Finale samt Trompete, Chor und Streichern. Dass in beiden Stücken Beats vorkommen, zeugt vom unkonventionellen Zugangs des Duos Avidan / Muskat.

Das fast schon beerdingungs-taugliche "Is This It" sorgt zum Schluss noch einmal für schaurige Gänsehaut-Stimmung. Im Vergleich zu "The Reckoning" und "Poor Boy / Lucky Man" schneidet Avidans Solodebüt deutlich poppiger ab, obwohl es sich kaum an die Charts anbiedert. Sicherlich hat er mit den Mojos einen beachtlichen Erfolg gefeiert, doch nun hat er die Möglichkeit, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Wohin es musikalisch gehen wird, weiß nur der Wind. "Different Pulses" ist nur der Anfang.

Trackliste

  1. 1. Different Pulses
  2. 2. Setting Scalpels Free
  3. 3. Love It Or Leave It
  4. 4. Cyclamen
  5. 5. 613
  6. 6. Thumbtacks In My Marrow
  7. 7. Conspiratory Visions Of Gomorrah
  8. 8. A Gun & A Choice
  9. 9. Turn
  10. 10. The Disciple
  11. 11. Is This It

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