laut.de-Kritik

In vielen Belangen besser als Within Temptation.

Review von

Eine Zeit lang sah es schwer danach aus, als seien Autumn für immer von der Bildfläche verschwunden. Man hörte und sah nichts mehr von den Holländern, nach und nach machte sich die halbe Mannschaft vom Acker. Doch anstatt aufzugeben, haben sich Nienke und Co. neues Blut besorgt und legen nun mit "My New Time" einen astreinen Neubeginn vor.

Verkaufstechnisch kämpfen Autumn als David gegen den riesigen Goliath Within Temptation an, obwohl Nienke de Jong schon auf dem letzten Longplayer "Summer's End" deutlich bewiesen hat, dass sie über die ausdrucksstärkere, kraftvollere und variablere Stimme verfügt als Sharon den Adel. Zwar haben die mit "The Heart Of Everything" ein ausgesprochen gutes Album vorgelegt, doch einmal mehr würde ich der aktuellen Autumn-Scheibe den Vorzug geben.

Das liegt zum einen daran, dass die Herbstliebhaber deutlich erdiger und weniger pompös zu Werke gehen, und zum anderen an Nienkes Stimme, die absolut eigenständig ist und somit einen enorm hohen Wiedererkennungswert hat. Die Kompositionen auf "My New Time" haben fast durchgehend was herbstlich-melancholisches und fügen sich somit perfekt in das Konzept des Bandnamens und des Covers ein. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir es hier nur mit Trauerkloß-Mucke zu tun hätten.

Der Opener "Satellites" ist durchaus was zum Tanzen und begeistert schon allein mit dem typischen Paradise Lost-Gitarrenanschlag. Hier und beim Titeltrack geht es auch ausgesprochen rockig zu, und die Dame am Mikro lässt auch mal richtig Luft ab. Darauf verzichtet sie ärgerlicherweise auf dem Großteil der Scheibe. Gerade mal noch "Blue Vine" und "Shadowmancer" bringen die Rocknadel kräftiger zum Ausschlagen und Nienke legt ein wenig mehr Druck in ihre Vocals.

Auf der anderen Seite stehen introvertierte Songs wie "Closest Friends Conspire", "Communication On Opium" oder "Forget To Remember", die stellenweise sehr zart und fast schon fragil wirken. "Twisted And Turned" bewegt sich zwischen diesen beiden Polen. Während die Strophen eher ruhig sind, geht es im Chorus rockiger zur Sache. Stimmlich ist die Sache allerdings genau umgekehrt und schafft so einen interessanten Kontrast.

"Epilogue (What's Done Is Done)" bietet abschließend einen sehr getragenen Beginn mit Streichern und Klavier. Zwar steigen bald auch Gitarren mit ein, doch verströmt diese Ballade eine herrliche Melancholie. Autumn sind mit "My New Time" sicher nicht den leichten Weg gegangen, sondern haben ein sehr persönliches Album geschaffen, das man sich erst ein wenig erarbeiten muss.

Trackliste

  1. 1. Satellites
  2. 2. Closest Friends Conspire
  3. 3. Blue Wine
  4. 4. Angel Of Desire
  5. 5. My New Time
  6. 6. Communication On Opium
  7. 7. Twisted And Turned
  8. 8. Shadowmancer
  9. 9. Forget To Remember (Sunday Morning)
  10. 10. State Of Mind
  11. 11. Epilogue (Whats Done Is Done)

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2 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Im Gegensatz zu den Vorgängern (düster hochatmosphärischer Gothic-Doom) absolut enttäuschend. :boring:

    Alleine die peinlichen Kinderorgeleinlagen sind eine Katastrophe, die geniale Stimme von Nienke De Jong kommt bei den mainstreamlastigen Songs gar nicht richtig zum Tragen, und die Stücke sind bis auf zwei oder drei Ausnahmen ideenlos und ohne jegliche Atmosphäre!
    Tja, die Besetzungswechsel haben ganz klar zum Nachteil ausgewirkt! :kack:

    Allerweltsrock mit leicht düsteren Anleihen, unter dem Durchschnitt!!!
    Schade, schade!! :(

  • Vor 16 Jahren

    @laut.de (« <h3>Autumn - My New Time</h3>Eine Zeit lang sah es schwer danach aus, als seien Autumn für immer von der Bildfläche verschwunden. Man hörte und sah nichts mehr von den Holländern, nach und nach machte sich die halbe Mannschaft vom Acker. Doch anstatt aufzugeben, haben sich Nienke und Co.

    <a href="http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/a/… Artikel</a> »):

    Wenns denn mal so wäre das sich Autumn vom Acker machten ...
    Total langweilige Titel (die um Längen hinter WT hängen)und mit dem gejodel von Nienke kann ich auch nix anfangen...klar doch laut Edele ist Autumn eine Spur besser als WT (!)
    Ich finde das Autumn im Stil von WT derart entfernt ist (gerade mit der letzten Scheibe!) das ein vergleich so garnicht möglich ist.
    Klar wirds auch ein paar Fans für "Allerweltsrock" a la Autumn geben , wie Herr Edele, aber die Massen irren wohl kaum und wenden sich in diesem Genre lieber WT, LC etc zu!