24. April 2024

"Ein BAP-Konzert ist keine politische Veranstaltung"

Interview geführt von

Die Kölner Südstadt hat unter der allgemeinen Gentrifizierung gelitten. Das beschreibt Wolfgang Niedecken im prophetischen 80er-Stück "Südstadt, Verzäll Nix" schon ganz richtig. Zum Glück bietet das heimatliche Veedel des BAP-Chefs aber auch heute noch ein paar lauschige Plätzchen zwischen Chlodwigplatz und Ubierring. In einem solchen treffen wir den Mitte März (O-Ton) Gerade-noch-72-Jährigen zum Plausch über alte Zeiten und aktuelle Aufgüsse.

Gleichzeitig feiert das dritte große BAP-Line-up dieser Tage zehnjähriges Jubiläum. Die Besetzung um Gitarrist Ulrich Rode schüttelt zwar auch regelmäßig neue Musik aus dem Ärmel, setzt aber aktuell einmal voll auf Fan-Service: Auf der "Zeitreise"-Tour gibts alle Songs der beiden Katalogperlen "Für Usszeschnigge" und "Vun Drinne Noh Drusse", das dazugehörige Live-Album erscheint am 26. April 2024. Aufpoppende Fragen: Wie viel käufliche Nostalgie ist okay? Wie gut sind die Songs gealtert? Und zunächst natürlich einmal:

Wolfgang, wie gehts?

Ja, herrlich. Von der weltpolitischen Lage abgesehen, natürlich.

Oh ja, die weltpolitische Lage. Wir sehen uns ja jetzt zum dritten Mal im Vier-Jahres-Takt und da ziehen wir doch ganz schön viel Unrat hinter uns her: 2016 waren es Brexit und Trump, 2020 Corona und Verschwörungstheorien, und 2024, na ja, da kommt so einiges zusammen.

Man kann leider nicht sagen, dass sich etwas verbessert hätte. Ich will jetzt aber auch nicht in Alarmismus verfallen. Aber es kann sein, dass wir im nächsten Jahr um die Zeit zwei absolute Irre an der Spitze von zwei Weltmächten haben. Und das ist sehr, sehr erschreckend. Noch erschreckender ist, dass das viele Leute anscheinend verdrängen können. Ich kann das nicht verdrängen. Ich habe da schlaflose Nächte wegen.

Aber auch im eigenen Land haben wir eine AfD auf Platz zwei in der Sonntagsfrage. Das bezeichnest du auf dem kommenden "Zeitreise"-Livealbum richtigerweise als "Horror". Wenn ihr auf eurer anstehenden Tournee zwei Tage in Folge vor 18.000 Menschen in der Kölnarena spielt, ist es bei 20 Prozent und der demografischen Verteilung aber doch so gut wie unmöglich, dass nicht auch AfD-Wählerinnen und -Wähler im Publikum stehen.

Ich denke, dass das BAP-Publikum nicht so drauf ist. Ich glaube wohl, dass beim BAP-Publikum auch viele Leute in der Lage sind, sowas zu verdrängen. In der Gesamtbevölkerung ist das so. Teilweise muss man es auch verdrängen. Sonst wirst du ja wahnsinnig. Man will ja auch nicht die ganze Zeit die Laune in der Familie verderben. Wenn die Kinder mit den Enkeln zu Besuch sind, dann kann Opa nicht ständig über sein Hauptproblem reden. Das mache ich auch nicht. Das will ich denen nicht zumuten. Bei mir ist es immer so: Wenn ich gefragt werde, innerhalb der Familie, dann sage ich, was ich meine. Aber ich werde nicht meiner Familie mit meinem Blues nachlaufen. Das kann man nicht machen.

Aber die Frage war ja eine andere. Was man macht beim Konzert? Ich glaube, mehr kann ich nicht machen. Jetzt beim Sartory-Gig ist mir dieser Kommentar spontan während des Stücks ("Ne Schöne Jrooß") eingefallen. Und Gott sei Dank ist der auch auf der Aufnahme drauf. Denn ich werde das in Zukunft nicht mehr nach dem Stück sagen. Denn die Leute feiern und plötzlich ...

... plötzlich kommt die Realität rein?

Dann kommt die Realität rein. Eigentlich kommt danach ja "Verdamp Lang Her". Ich habe mit Micha [Michael Nass, Keyboarder] nach den Gigs darüber gesprochen, der sagt: "Die Ansage war super, aber wenn du die an der Stelle machst, killst du komplett die Dramaturgie." Egal, auf dem Live-Album ist sie drauf und ich werde mit Sicherheit noch an anderen Stellen spontan auf Dinge kommen, die ich in der entsprechenden Situation sagen kann. Ich habe ja nicht vor, jeden Abend die gleichen Ansagen zu machen. Diese Spontaneität will ich mir erhalten.

Aber noch mal zurück: Jede oder jeder Fünfte in Deutschland wählt AfD. Vielleicht nicht jede oder jeder Fünfte in Köln, vielleicht nicht jede oder jeder Fünfte im BAP-Publikum. Aber es werden Leute bei euren Konzerten sein, die "Kristallnaach" mitsingen und nächstes Jahr AfD wählen. Ein schmerzhafter Gedanke?

Ich halte es auch nicht für unbedingt ausgeschlossen, aber ich glaube, beim BAP-Publikum ist das wirklich ganz, ganz minimal. Ich kenne Leute, mit denen ich dann ... sagen wir mal, wir haben Handwerker im Haus, und mit denen komme ich vielleicht auch auf Politik, und dann reden wir drüber. Und dann merke ich: Da ist schon eine Nähe da. Wenn die Sätze so anfangen: "Man darf ja noch nicht mal mehr das und das sagen, da steht man ja direkt als Nazi da." Dann sage ich: "Nein, das tust du bei mir nicht. Du hast deine Sorgen, du hast deinen kleinen Handwerksbetrieb und du musst irgendwie gucken, dass du klarkommst." Ich verstehe auch Bauern, wenn es um den Agrardiesel geht. Ich kann mich in die Leute reinversetzen. Ich komme selber aus so einem CDU-Haushalt. Meine Eltern waren brave CDU-Wähler. Na gut, meine Mutter hätte wahrscheinlich lieber die Grünen gewählt, wenn es die damals schon gegeben hätte.

Okay, jeden mit der Holzhammermethode als Nazi zu titulieren, führt uns nicht weiter. Das ist mir klar. Ich kenne aber auch kleinere Bands, die sagen: Wer AfD wählt, soll nicht zu unserem Konzert kommen. Nach dem Motto: Wir wollen solchen Leuten zumindest unsere Musik kaputtmachen.

Ich möchte schon, dass die wissen, dass ich das nicht gut finde, wenn man AfD wählt. Aber ich bin auf der Bühne kein Politiker. Ich bin da auch ein ganz normaler Mitbürger, der über seine Lieder erzählt und über das, was ihn vielleicht dazu gebracht hat, dieses Lied zu schreiben. Ein BAP-Konzert ist keine politische Veranstaltung. Ich habe auch keinen Bock, eine Podiumsdiskussion zu führen. Das hatten wir ja in den Anfängen, wenn wir im Kölner Stollwerck oder so gespielt haben, da kam pro Gig mindestens zweimal irgendwer auf die Bühne, der mal gerade eine Ansage machen wollte, irgendwas diskutieren wollte. Das hat mich damals schon genervt. Dieses Agitatorische hat ja auch was Verkrampftes. Wir wollen natürlich den Leuten ein dreistündiges Fest für die Sinne bieten.

Ich habe beim Arsch-huh-Konzert 2022 oder generell an Karneval viel drüber nachgedacht: Die Leute singen integrative Hymnen wie "En Unserem Veedel" und "Unsere Stammbaum" [beides Songs der Bläck Fööss] mit, aber wirklich nach dieser Maxime leben, das tun viele dann spätestens am Stammtisch nicht mehr. Wenn du dich jetzt auf die Kunst beziehst: Hast du denn die Hoffnung, dass bei "Kristallnaach" oder "Arsch Huh" wirklich jemand zum Umdenken gebracht wird?

Bei "Arsch huh" auf jeden Fall. Das ist mein wirkungsmächtigster Text. Ich meine, ein Stück wie "En Unserem Veedel" ist so tief in der Kölner Seele verwurzelt. Das macht auch was mit den Leuten. Das bringt die Leute dazu, dass sie menschlich sein wollen. Das ist eine rückwärtsgewandte Utopie, dieser Song. Es ist wunderschön, die Vorstellung: Solange wir noch an sowas glauben, sind wir noch nicht verloren, solange haben wir noch nicht resigniert.

Wo wir schon beim Thema Lyrik und Verantwortung sind: Bei der BAP-Zeitreise geht es 40 Jahre in der Vergangenheit. Ich habe dein Rockpalast-Interview gesehen. Da wirst du auf das Wort angesprochen, das meine Generation nur noch als das N-Wort bezeichnet. Dem Gedanken, das im Text zu "Jupp" abzuändern, erteilst du eine Abfuhr, mit Verweis auf das lyrische Ich – du singst aus der Perspektive einer anderen Person. Andererseits haben wir in der Vergangenheit durchaus schon über deine Bereitschaft, Texte anzupassen, gesprochen: Stichwort "Ne Schöne Jrooß" und Gotteslästerlichkeit.

Das Wort kommt jedenfalls in "Jupp" vor und auch in "Amerika" [Der Song spielt unmittelbar nach der deutschen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg und beschreibt die Sicht von jungen Kerlen auf die US-amerikanischen Soldaten, Anm.d.Red.]. Wenn ich das den zwei Jungs, die da stehen, wegnehme, dann kriegt das Stück einen Riss und es stimmt nicht mehr. So wie ich auch nicht beim Singen gendere.

Das sind aber doch schon zwei sehr verschiedene Dinge.

Ich würde das so nicht umändern. Die Jungs reden ja über etwas. Am Schluss von dem Stück kommt ja bei denen die Einsicht, dass sie die ganze Zeit verschaukelt wurden.

"Wieso haben wir bloß an all den Driss geglaubt?"

Genau. Über das Wort "Neger" haben sich die Leute noch keine Gedanken gemacht. Als der FC in den Siebzigern noch auf der Radrennbahn gespielt hat, rief einer von der Tribüne: "Gib dem Neger den Ball". Da haben sie alle gelacht, hat aber keiner böse gemeint. Genauso bei der Namensgebung von alten Karnevalsvereinen. "Nejerköpp" zum Beispiel. Aber ich glaube, das ist jetzt so langsam mal klar: Dass sich das einfach nicht gehört. Dass das menschenverachtend ist.

Richtig, das ist doch eigentlich weniger Diskussionssache als meinetwegen Gendern. Ich sehe halt bei "Jupp" die eine konkrete Figur in der Kneipe sitzen. Bei "Amerika" eher weniger, auch wenn ich weiß, dass es einen voll in die Zeit reinkatapultieren soll. Aber ich sah da nicht so eine direkte Figur, für deren Charakterisierung man den Ausdruck bräuchte.

Ich schon. In der ersten Strophe sind sie noch im alten Fahrwasser. Aber klar. Ich würde meinem Enkel auch nicht "Zehn kleine Negerlein" vorsingen. Das ist aus einer anderen Zeit, da sind wir heute fortschrittlicher. Sonst wird es auch irgendwann unfreiwillig komisch. Dann müsstest du auch Astrid Lindgren-Bücher ändern, die alle mit einer unfassbaren Herzenswärme geschrieben wurden.

Ich sehe da schon einen Unterschied zwischen Kinder- und Erwachsenen-Literatur. Erwachsenen traue ich da mehr Einordnung zu als Kindern, die unreflektiert mit dem Begriff aufwachsen würden.

Stimmt, aber dann würde ich es den Kindern nicht vorlesen. Ändern wäre respektlos. Das ist ja auch eine interessante Sache, das beschäftigt mich auch, klar. Wenn ich jetzt irgendwelche gotteslästerlichen Sachen irgendwann rausgestrichen habe, dann deswegen, weil ich mich dabei nicht mehr wohlgefühlt habe. An der Stelle muss ich dann abwägen. Wenn ich das jetzt ändere, mache ich damit den Song komplett kaputt? Oder wird er trotzdem noch funktionieren? Und wenn ich ihn damit kaputtmachen würde, dann würde ich das Lied eher nicht mehr spielen.

Und "Jupp" würde das wirklich kaputtmachen?

"Jupp" würde es kaputtmachen.

Das Lied selbst ist ja auch über 40 Jahre alt. Würdest du es denn heute noch so schreiben?

In "Amerika" würde ich es so schreiben. Und in "Jupp" auch. Die Generation der Personen in diesen Songs lebt nicht mehr. Denen politisch korrekte Formulierungen in den Mund zu legen, wäre lächerlich.

"Das Thema Major hängt mir nach 25 Jahren so langsam zum Hals raus!"

Als Urknall fürs "Zeitreise"-Projekt beschreibst du die emotionalen Reaktionen des BAP-Publikums, als 2022 erstmals seit der Jahrtausendwende wieder "Wenn Et Bedde Sich Lohne Däät" in den Zugabenblock gerutscht ist. Im Grunde war es aber ja ein schleichender Prozess. Im letzten Interview sprachen wir noch über die Rückkehr von "Drei Wünsch Frei". Auch früher habt ihr natürlich schon Rückblicke gewagt ["Dreimal Zehn Jahre", Best-of-Album mit Re-Recordings], aber noch nie so intensiv wie jetzt. Die Balance zwischen Zeitreisen und neuer Musik: Wie zufrieden guckst du angesichts dessen aufs aktuelle, dritte große BAP-Kapitel?

Das dritte Kapitel fing für mich damit an, dass der Ulle [Ulrich Rode, Gitarre] in die Band gekommen ist. Das war eine Wohltat, denn ab da haben wir wirklich songdienlich gearbeitet. Dem Ulle vertraue ich wirklich total, das ist ein tolles Gefühl. Die zweite Phase war auch toll, da hat sich am Ende aber eben auch wieder etwas abgespalten. Wenn dann einige doch lieber Foo Fighters für Arme machen wollen, ist es eben nicht mehr songdienlich. Ich mag die Foo Fighters, aber deren Konzept ist nicht auf BAP übertragbar. Ich bin ein klassischer Storyteller.

Jetzt muss ich lachen, in den Neunzigern war es noch "Phil Collins für Arme".

Seit 2014 ist es dann ja auch "Niedeckens BAP". Nicht, weil ich eitel bin, sondern ausschließlich aus juristischen Gründen. Weil halt auch viele Profimusiker bei uns spielen, die auch andere Jobs haben. Gerade auch jetzt mit den Bläsern dabei, ist es sehr schwer, da alle Terminkalender übereinander zu kriegen. Und wenn dann mal einer fehlt ...

... müsstet ihr ständig Ausstiege und Einstiege bekannt geben.

Furchtbar. Glaub mir, das war der einzige Grund. Ich persönlich stehe total auf kurze Bandnamen.

Du wolltest ja schon auf eurem Debütalbum nicht "Wolfgang Niedeckens" davorstehen haben, genau. Jetzt haben wir zweimal miteinander gesprochen und zweimal habe ich eine alte Kamelle umschifft, den Geist, den du wahrscheinlich in jedem Dialog mit halbinformierten Gesprächspartnerinnen und -partnern in deinem Nacken spürst. Beim Motto "Zeitreise" ist es aber unvermeidbar, über ihn zu sprechen: Den Major [Klaus Heuser, Gitarrist der ersten großen BAP-Phase].

Ich habe mich durch die Gema-Datenbank gewühlt: Mit Ausnahme der alleine von dir geschriebenen Lieder sind viele Songs von "Affjetaut" und "Für Usszeschnigge!" von ihm alleine komponiert worden.

Also das ist ja wie bei Beatles und Stones, Jagger/Richards, Lennon/McCartney. Wir hatten am Anfang diese Vereinbarung: Die Texte bleiben bei mir. Und die Musik teilt sich die Band.

Laut Datenbank habt ihr aber erst ab "Vun Drinne Noh Drusse" vermehrt Songs auf die ganze Band angemeldet.

Wie die das dann letztendlich unter sich gemacht haben, weiß ich gar nicht mehr. Aber es ist ja so: "Jraaduss", "Helfe Kann Dir Keiner", "Anna" – ich weiß gar nicht mehr, ab wo da jetzt was hinter steht. Auf jeden Fall kannst du von den GEMA-Angaben nicht ausgehen. Wie bei Beatles und Stones auch. Muss man irgendwann mal seinen Frieden damit machen. Ich hoffe, dass er das immer noch auf die Leute aufteilt, die damals in der Band waren. So war die Vereinbarung. Aber ich habe auch keine Lust, das zu kontrollieren.

Ich glaube, man kann aber auf jeden Fall sagen: Ohne ihn gäbe es dieses Live-Album wohl nicht.

Es war überhaupt ein Glückfall, dass der Major zu uns kam. Der hat uns das Rocken beigebracht, da gibt es überhaupt kein Vertun. Und das hat über eine ganze Zeit lang wunderbar funktioniert, bis er in eine andere Richtung wollte. Mein Vater sagte schon immer: "Reisende soll man nicht aufhalten". Trotzdem war es ein langes Tauziehen um die Richtung der Band. Irgendwann hat er dann gesagt: Was ich machen möchte, kann man mit dir nicht machen. Dann steige ich nach der Tour [Comics & Pin-ups, 1999] aus. Dann haben wir noch eine ordentliche Tour gespielt, aber ich war dann auch froh, als dieser Zustand beendet war.

Dann haben wir tief Luft geholt und mit "Tonfilm" noch mal neu angefangen. Die Hochphase war dann dieses "Övverall"-Livealbum, aus der Kölnarena. Ein unglaublicher Höhepunkt, wenn du die DVD guckst, stehst du stramm vorm Fernseher und denkst "leck mich am Arsch, war das gut".

Die Sache ist die: Nun war ich in eurer frühen gemeinsamen Hochphase noch gar nicht geboren und kann mir nur eine eigene Collage aus Interview- und Buchpassagen über die Jahre basteln. Auch er ist merklich kein Fan davon, in Interviews immer wieder auf BAP angesprochen oder sogar reduziert zu werden. Aber hängengeblieben ist bei mir vor allem eine Interviewpassage: "Wir hatten eine Sprachregelung. Ich habe mich drangehalten und der Wolfgang schreibt heute Bücher drüber."

Das habe ich nicht gelesen, aber ich weiß, dass der Boulevard mitliest. Ich könnte jetzt irgendwelche Sachen erzählen und dann geht das hin und her, aber: Wenn er sowas sagt, dann hört sich das leider nach schlechtem Verlierer an. Ich weiß nicht, was das soll. Ich habe mir immer große Mühe gegeben, nichts Verletzendes zu sagen. Der Major hat Familie und den Ruhm, der ihm zusteht, den soll er doch genießen. Es ist doch alles okay. Ich empfinde jedenfalls absolut keine Schadenfreude darüber, dass sich seine Karrierephantasien nicht erfüllt haben. Das kannst du mir glauben.

Du hast ja auch öfter gesagt, er würde am liebsten sogar gleich englischsprachigen Radio-Pop machen. Das hat er auch nicht unbedingt so bestätigt, und seine Soloprojekte klingen für mich auch ein bisschen anders.

Wie gesagt, der Boulevard hört mit. Er wollte damals eine Mischung aus Phil Collins und Bon Jovi und vielleicht auch Bryan Adams machen. Da brauchte er einen anderen Sänger für. Das ging mit mir halt nicht, da hat er wirklich auch recht gehabt. Aber ich meine, er ist ja in meine Band eingestiegen. Es ist ja nicht so, dass das seine Band gewesen wäre und ich wäre dazugekommen und nicht der richtige Sänger gewesen. Insgesamt ist es sehr schade. Abgesehen davon hängt mir das Thema nach 25 Jahren so langsam zum Hals raus.

Gehts im Lied Istanbul [von "Aff Un Zo", 2001] eigentlich um ihn?

Da gehts um ihn, den Schmal [Manfred Boecker, Ex-Percussionist] und um mich. Es ist eine Mischung. Das ist ja oft so bei Songs, wo du mit einer Person anfängst und dann beginnst, abzuschweifen.

Apropos Geschichten: Über "Kristallnaach" und "Verdamp Lang Her" wurde tausendfach gesprochen, lass uns mal auf zwei ruhigere Nummern zu sprechen kommen. "Hundertmohl" und "Koot Vüür Aach" sind lange nicht oder nie gespielte Balladen, in denen der junge Wolfgang seine Rolle im Showgeschäft reflektiert. Wie gut sind gerade diese Songs für dich gealtert – was konnte der junge Wolfgang alles noch nicht wissen?

Als ich diese Stücke geschrieben habe, war das für mich teilweise auch Selbsttherapie. Wenn ich die Sachen formuliert habe, dann habe ich sie vielleicht besser verarbeitet, kann dann besser klarkommen. Das mache ich heute noch. Ich fand das gar nicht so wichtig, dass wir diese Songs so gut wie nie gespielt haben. "Hundertmohl" war ein Lied, das musste aus mir raus, aber ich hätte nicht den Anspruch gehabt, dass wir das ständig auf Tour gespielt hätten. Auf der anderen Seite war das auch so, dass einige aus der Band, nicht nur der Major, diese Themen auch ein Stückweit satt waren.

Aber ja inhaltlich: Ich habe damit einfach zu kämpfen gehabt. Ich habe zu der Zeit immer noch dran gedacht: Eigentlich bin ich ja Maler und irgendwann werde ich das auch wieder hauptberuflich sein. Auf diesem Gebiet war für mich vollkommen klar, dass ich mich nie anpassen werde. Ich war kein angepasster Maler und ich hatte auch nicht vor, mich in der Musik anzupassen. Die Bereitschaft zur Anpassung war bei anderen eher da.

Aber wie siehst du das auf der Metaebene? Es ist ja ganz logisch, dass du auf "Zeitreise" auch deine alten Texte reflektiert. Aber in diesen Songs hast du ja damals schon deine letzten fünf Jahre Karriere reflektiert. Wie weise oder unweise kommst du dir da im Nachhinein vor?

Ich bin froh, dass ich das gemacht habe. Als wir die Show mit "Koot Vüür Aach" angefangen haben, war ich auch gespannt, wie das funktioniert. Ob die Leute nicht eher direkt "Affrocke!" brüllen. Ein BAP-Konzert geht ja normalerweise anders los. Dass ich diese Stücke damals geschrieben habe, war nötig. Aber zum Beispiel "Hundertmohl" wird jetzt auf der Tour ausgetauscht werden. Wir werden da statt mit dem üblichen Zugabenspiel mit einer Pause im Programm arbeiten und die wäre dann genau nach dem Song. Und so kannst du nicht in die Pause gehen.

Und da der Song ja nur auf eurem damaligen Live-Album erschienen ist, bleibt trotzdem das Versprechen: "Für Usszeschnigge!" und "Vun Drinne Noh Drusse" in voller Länge.

Genau, die Spielregel ist: Beide Alben in Gänze und kein Lied jünger als 40 Jahre.

Was ist denn mit dem fünften Studioalbum "Zwesche Salzjebäck Un Bier", das wird ja dieser Tage auch 40?

Da werden wir wahrscheinlich dann im kommenden Sommer, also 2025, auch Stücke von spielen.

"Ich war nie ein Auswendiglerner."

Im nachdenklichen Opener "Koot Vüür Aach" singst du: "Ich will sie nicht sein, die Maschine wie eine Art Musikbox, [...] die laut aufgedreht artig losrotzt." Da kam mir unser Interview von 2016 in den Sinn: Wir sprachen über "Alles Im Lot", dessen Arrangement dir heute Albträume beschert, das du aber trotzdem so auf die Best-of gepackt hast – den Fans zuliebe. Aus Fan-Sicht liebe ich das Konzept, Alben live in Gänze zu erleben. Kannst du es im Gegenzug runterschlucken, dich durch das ja doch einschränkend starre Konzept, womöglich doch zur verträumt-nostalgischen Musikbox fürs Publikum zu machen?

Auf dem Best-of-Album war das eine Mehrheitsentscheidung, nicht meine. Ich kann wirklich sagen, dass ich nichts im Konzert mache, wo ich nicht hinter stehe. Und wenn mir was auffallen würde, würde ich es ändern. Sagen wir mal, "Alles Im Lot", wenn das jetzt in diese Zeit reingehören würde, dann würde ich da auch eine Ausnahme machen. Ich würde nicht dieses ...

... "Phil Collins für Arme"?

Dieses Arrangement würde ich nicht spielen. Für die Version habe ich mich immer geschämt. Die Akustikversion von der 2016er-Tour, die würde ich natürlich spielen. Wir haben aber ja im Laufe der Zeit den Sound vieler Songs angepasst, ohne dass die Leute auf die Idee kommen würde zu sagen: "Die Originalversion war besser!"

Aber man hört ja hier sogar wieder mehr Originalarrangements, nachdem ihr in der zweiten Phase mit Helmut [Krumminga, Ex-Gitarrist) sehr vieles abgeändert habt.

Ja, wir sind teilweise auch über Ziel hinausgeschossen. Nimm mal das "Dreimal Zehn Jahre"-Album [Best-of mit Neuinterpretationen]. Die Versionen von "Do Kanns Zaubere" und "Amerika" sind ja ehrenhaft, aber leider: Thema verfehlt. Das war aber der Ehrgeiz der Band. Wir haben auch eine ganze Zeit lang die Nähmaschine vermieden, diese Tack-Tack-Tack-Tack-Songs, "Zehnter Juli", "Verdamp Lang Her" und "Nemm Mich Met". Dreimal Nähmaschine, das haben wir lange versucht zu vermeiden. Was für ein Scheiß, das Lick war "signature". Sowas gehört in den entsprechenden Song.

Aber für die Zeitreise stellst du das alles der Fan-Nostalgie hintenan? Damit verschwindet ja das aktuelle Album "Alles Fliesst" komplett aus dem Set.

Ja, klar. Wir hatten wirklich viel davon in der Setlist der letzten Tour, da bin ich so froh, denn ich halte das wirklich für eines der besten Alben, die wir je gemacht haben. Ich bin ja auch der Meinung "Ruhe Vor'm Sturm" ist das bessere "Kristallnaach".

Alte Texte, neue Texte: Live benutzt du einen Teleprompter, bei Konzertlängen von über drei Stunden ja auch verständlich. Ich habe das mal beobachtet und frage mich, ob ich mit meiner Einschätzung richtigliege: Bei den regelmäßig gespielten Songs, dient das Gerät als lose Orientierungshilfe, Klassiker wie "Wie fängt die dritte Strophe noch mal an?". Jetzt galt es aber natürlich noch mal eine ganze Handvoll vergessener Texte zu pauken – vor welche Herausforderungen hat dich das gestellt, wie geht man das an?

Genau. Im Laufe der Tournee werde ich da bestimmt immer weniger hingucken, aber es ist ja erst mal nur ein Mittel gegen Unsicherheit. Am Anfang habe ich da auch ein bisschen Gewissensbisse gehabt, von wegen, ich betrüge das Publikum. Ist aber gar nicht so. Es ist absolut internationaler Standard. Also, egal wer. Bei Bob Dylan weiß ich's immer noch nicht. Früher hat er keinen gehabt, aber ich glaube jetzt, wenn er hinter seinem Klavier sitzt, da ist ein dicker Teleprompter drin. Wieso auch nicht?

Also dieser ganze Batzen neu zu lernender Texte: Wie gehst du das an? Versuchst du dann erstmal, dir das im Kopf draufzupacken?

Man hat ja die Zeit, wo man probt, wo man schon sicherer wird. Und je länger die Tour dauert, desto sicherer wird man. Ganz normal, wie bei jedem Beruf wahrscheinlich. Manches machst du im Schlaf und dann gibts Sachen, die neu sind. Ich war nie ein Auswendiglerner. Meine Deutschnote habe ich mir immer damit versaut, dass ich einfach diese Gedichte nicht auswendig gelernt habe. Lyrik fand ich erst prima, nachdem ich Dylans "Like A Rolling Stone" gehört habe.

Hast du dir zur Vorbereitung der Tour denn noch mal das damalige Livealbum "Bess Demnähx" angehört?

Nicht komplett, aber ich habe einige Stücke verglichen, die Live-Versionen und die Studio-Versionen. Beispielsweise "Ahn 'Ner Leitplank" ist so eine Melange geworden. Ich wollte unbedingt, dass der Ulle da ein Clapton-Solo drin spielt. Und das hat er sensationell gemacht.

Du hast jetzt zwei Livealben mit sehr ähnlicher Tracklist nebeneinanderliegen – mit 40 Jahren Unterschied und auch Unterschieden etwa in der Tonhöhe deines Gesangs. Wie war es für dich, dir das noch mal anzuhören?

Ich kann das nicht gerne hören.

Weil du es bist oder weil es alt ist?

Nein, das ist so, ich weiß ja, was wir in der Zwischenzeit alles verbessert haben. Also, wenn ich die Sachen höre, bin ich froh, dass keiner im Raum ist. Ich will aber auch jetzt keinem ausreden, das alte besser zu finden. Weil da ist so viel persönliche Geschichte von jedem Einzelnen drin, das ist so vermengt, dass ich mir vorstellen kann, dass es immer noch Leute gibt, die "Bess Demnähx" für das beste Livealbum halten, das wir jemals gemacht haben.

Ein Zeitdokument.

Ja, es ist ein Zeitdokument, es zeigt die Band in einem wichtigen Ausschnitt ihrer Geschichte. So waren wir halt. Und du hörst auch: Es ging ab. Wenn wir mehr aufs Image geachtet hätten, dann wären wir vielleicht sogar eine Punkband gewesen. Wir waren teilweise punkiger als manche Punkband. Wir haben uns alles Mögliche rausgenommen, uns an keine Kleiderordnung gehalten. Was der Schmal und ich alles gemacht haben bei verschiedenen Stücken ... eigentlich Punk! Aber erzähl mal jemandem: BAP behauptet, sie wären 'ne Punkband, da lachen sich alle tot. Wir hatten jedenfalls keine Image-Berater und über Kleiderordnungen haben wir uns nur lustig gemacht.

Am Ende steckt da einfach die Jugend aller drin: Die Jugend ist eine Zeit so vieler Emotionen. Du bist noch nicht abgeklärt, du reagierst viel emotionaler auf alles.

Sodass du auch im Rückblick emotionaler bist?

Also, ich bin jetzt bei dem "Zeitreise"-Album viel emotionaler, aber auch reflektierter. Ich werde jetzt jeden Moment 73. Du wirst gelassener, reflektierter und natürlich werde ich auch altersmilde im Laufe der Jahre. Man ist ja keine 70 mehr (lacht).

Also im Rückblick eine Mischung aus Altersmilde und auch Stolz?

Auf jeden Fall, ich bin stolz auf alles. Nimm mal die "Ahl Männer, Aalglatt"-Tour, das war tatsächlich eine geile Tour, obwohl das Album für mich eine Katastrophe war. Ich kenne Leute, die halten das für ein tolles Album. Aber ich weiß, was für ein Album es hätte werden können. Wollte ich immer mal neumachen, auch mit den Songs von meinem ersten Solo-Album drauf, so wie Paul McCartney unbedingt "Let It Be... Naked" haben wollte. Aber das lasse ich mal lieber bleiben, das wühlt nur alles wieder auf.

Eine Frage zum Abschluss: Die Zeitreise erscheint nicht nur auf Vinyl, sondern du hast auch noch 100-White-Label-Exemplare gestempelt. In den letzten Jahren gab es eine Re-Release-Welle, mit denen ihr alle Alben neu und teilweise zum ersten Mal auf Platte aufgelegt habt. Wie stehst du zu diesem haptischen Revival-Zeitgeist – gerade auch mit Blick auf die lange klaffende 90er-Jahre-Lücke in eurer Diskografie?

Das war ja damals nicht unsere Entscheidung, sondern die der Plattenfirma. Vinyl wurde nicht mehr gekauft. Ich bin froh um die Vinyl-Wiedergeburt. Wir haben ja zu den alten Alben jetzt auch diese Boxen gemacht, und die mit den Neunzigern bzw. den bisher nicht erhältlichen, haben wir vielen Fans einen echten Gefallen getan.

Schon schön dann mal eine "Amerika" in der Hand zu haben?

Total, da habe ich ja auch gerne dran mitgearbeitet. Es muss auch keiner glauben, dass wir da jetzt das große Geld mit gemacht hätten. Das ist der Backkatalog, da helfe ich, dass der für die Leute schöngemacht wird. Für mich war das Kundenservice. Und jetzt gibt es das, damit bin ich happy.

Und wie kam es zu der White-Label-Idee?

White Label, da musste man mir erst mal erklären, was das ist. Dann meinte ich "komm, lass uns noch 'nen Stempel draufmachen", die Idee kommt natürlich von The Who – "Live At Leeds". Das war damals eine sensationelle Coveridee.

Danke dir, Wolfgang.

Es war mir ein Vergnügen.

Fotos: Tina Niedecken

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Bap

Neben Willi Millowitsch sind sie wohl die bekanntesten Vertreter des kölschen Dialekts, nur Millowitsch rockt eben nicht. Das tun Wolfgang Niedecken …

LAUT.DE-PORTRÄT Wolfgang Niedecken

Kölschrock-Urvater, Bap-Frontmann, Solokünstler, erfolgreicher Maler, Autor und engagierter Charity-Schirmherr – Für jemanden wie Wolfgang Niedecken …

3 Kommentare mit 58 Antworten

  • Vor 9 Tagen

    "Dann müsstest du auch Astrid Lindgren-Bücher ändern, die alle mit einer unfassbaren Herzenswärme geschrieben wurden."
    Die Geschichten werden schon seit längerer Zeit geändert oder teilweise auch gekürzt. Hier ein Link zu einem interessantem Interview mit der Lindgren-Enkelin Annika L. zu diesem Thema in der Zeit -> https://www.zeit.de/2023/32/astrid-lindgre…

  • Vor 8 Tagen

    Super interessantes Interview, danke dafür!

  • Vor 7 Tagen

    verstehe ich nicht. man soll afd wähler und ihre meinung "verdrängen"? richtig wäre es, ihnen endlich mal zuzuhören. das problem afd hätte sich dann nämlich perspektivisch von allein erledigt. merke, es sind nicht militante nazis, die wo afd wählen. es sind leute aus der bürgerlichen mitte der gesellschaft, die eine aufarbeitung der corona zeiten wünschen, die sich für friedensverhandlungen in der ukraine einsetzen und die sich zurecht fragen, wie dieses land den zustrom von tausenden männlichen orientalen verkraften soll, in deren ländern kein krieg mehr herrscht und die man trotzdem als krieg- und nicht als wirtschaftsflüchtlinge bezeichnet. stellt euch der diskussion anstatt sie zu verdrängen!

    • Vor 7 Tagen

      Benennen wir es mal etwas vorsichtiger: es stellen sich Fragen zum Umgang mit der Corona-Pandemie (wo wurden welche - von kaum jemandem bestrittenen - Fehler gemacht? Was lässt sich in Zukunft besser machen? Welche Maßnahmen waren notwendig/überflüssig/wirksam/teilwirksam/unwirksam?), zu kriegerischen Konflikten und zur Migration. Darüber wir debattiert, gestritten, diskutiert, alles gut, denn das ist das Wesen der Demokratie. Wer allerdings meint - angesichts der aktuellen Ereignisse rund um Krah, Höcke und Co. immer unfassbarer -, eine auch nur ansatzweise adäquate Antwort auf diese Fragen laute AfD bzw. werde von dieser geboten, ist - umgangssprachlich - ein Kretin. Wer nicht versteht, dass es die AfD ist, die "Diskussionen" (synonym: Meinungsfreiheit/pluralistische Demokratie) abschaffen will, hat wenig, ggf. nichts verstanden. Die einzige Frage, die sich meines Erachtens zu AfD-Wählern stellt, ist, ob man mit diesen diskutiert (soweit das möglich ist) oder sie abschreibt. Ich finde es besser, eine Diskussion zu versuchen, sehe mich selbst aber schwerlich dazu in der Lage, weil ich es nicht schaffe, bei Idiotie ruhig zu bleiben.

    • Vor 7 Tagen

      Ganz ehrlich, mit AFD Wählern diskutieren mag eventuell noch vor 5 Jahren funktioniert haben. Jetzt aber nicht mehr. Für die Vollidioten ist mir meine Zeit zu schade.

    • Vor 7 Tagen

      Same same, die AfD ist einfach ein unwählbarer Idiotenverein, egal, welche politische Einstellung man hat.
      Außerdem: Friedensverhandlungen mit Russland kann es nicht geben, solange Putin die Ukraine weiter attackiert.
      Und zur Zuwanderung: Ich finde, grundsätzlich sollte jeder Mensch selbst entscheiden können, wo er lebt, egal ob Skandinavierin, Inder oder "männlicher Orientale", wie du etwas despektierlich schreibst. Voraussetzungen sollten eine gewisse Integrationsbereitschaft sein, aber auch die Bereitschaft des Ankunftslandes, Chancengleichheit und Integrationsmöglichkeiten für alle zu schaffen. Und genau an diesen Punkten scheitert es meistens.
      Du willst Diskussionen, du kriegst sie!

    • Vor 7 Tagen

      Dieser Kommentar wurde vor 7 Tagen durch den Autor entfernt.

    • Vor 7 Tagen

      Möchte hier mal einwerfen, dass zwischen entweder Diskussion oder Abschreiben durchaus noch weitere Möglichkeiten existieren. Letztendlich sind wir fast alle mehr emotionale als rationale Menschen, als wir von uns denken. Und nur mit Sachargumenten zu kommen, während die AfD sich kompromisslos auf die vor allem negativen und niederen Emotionen in der Bevölkerung einschießt, ist ein Kampf, der oft kaum zu gewinnen ist. Entsprechend denke ich, dass das Hauptaugenmerk vor allem darin liegen sollte, dem etwas entgegenzusetzen. Und da gibt es dann schon Möglichkeiten. Von besserer Politik, über die Erkenntnis, dass Faschisten in der Debatte zu stellen eher nutzlos ist, über politische/social edia Kommunikation, die auch die Emotionen bedient, aber eher im Positiven, bis hin zum Dialog, der halt eher den emotionalen Kern des Ganzen offen legt und versucht die Person auf etwas substanziellerer Weise zu erreichen. Was im Internetdiskurs wie hier natürlich auch kaum möglich ist. Aber vielleicht im Bekannten-/Familienkreis noch eher.

    • Vor 7 Tagen

      @Borsti68:
      "verstehe ich nicht. man soll afd wähler und ihre meinung "verdrängen"? richtig wäre es, ihnen endlich mal zuzuhören."
      Warum?
      Sorry, aber ich versuche altersbedingt, schon auf der Arbeit irgendwelchen ziellosen Diskussionen mit chronisch destruktiven Menschen aus dem Weg zu gehen. Ich muß mir nicht pausenlos anhören, daß die Leute mit der Gesamtsituation unzufrieden sind, zumal dann, wenn sie signalisieren, daß auch eine geänderte Gesamtsituation nichts an ihrem Gestänker ändern würde. Warum soll ich also zuhören? Konstruktive Lösungsansätze krieg' ich woanders her, da ist das Zuhören sinnvoller.

      "merke, es sind nicht militante nazis, die wo afd wählen. es sind leute aus der bürgerlichen mitte der gesellschaft, die eine aufarbeitung der corona zeiten wünschen"
      Gut. Dann dürfen sie aber nicht die AfD wählen, denn die AfD ist vor allem daran interessiert, Köpfe rollen zu sehen. Ich kann nicht den Wunsch nach einer ergebnisoffenen Aufarbeitung erkennen. Und die Arschgeigen, mit denen ich mich online und in echt oft genug gekappelt habe anno 2020/21, die sich offen zur AfD bekannt haben oder wenigstens entsprechende Tendenzen erkennen ließen, waren oft genug nicht an einem grundsätzlichen Austausch auf Basis von Fakten interessiert, sondern wollten einfach ihr Weltbild oder ihr Glaubensbekenntnis bestätigt bekommen. Fragen stellen ist okay, aber "Ich will recht haben" ist keine gute Ausgangsposition für eine Aufarbeitung, die diese Bezeichnung verdient. Und dabei habe ich sogar noch sehr bewußt die Leute ausgebootet, die bei einer Bewertung 2024 den Wissensstand und den Status 2024 ansetzen und offensichtlich nicht in der Lage sind, Konzepte wie "Natur" oder konkreter "Mutation" zu verstehen. Oder daß sich in Hamburg andere Probleme ergeben haben als in den Landstrichen, in denen die Klohäuschen noch Herzen nach außen tragen oder die Häuser alle an den örtlichen Kuhstall grenzen.

      "die sich für friedensverhandlungen in der ukraine einsetzen"
      Nun ja, können die Leute aus der bürgerlichen Mitte ja gerne tun. Im Augenblick erkenne ich aber in der AfD vor allem substanzlose Forderungen, die vor allem eine Niederlage der Ukraine zur Folge haben dürften. "Wir einigen uns darauf, daß du verlierst und schon ist der Krieg vorbei" würde ich nicht unbedingt als eine gute Basis für Friedensverhandlungen sehen.

      "und die sich zurecht fragen, wie dieses land den zustrom von tausenden männlichen orientalen verkraften soll, in deren ländern kein krieg mehr herrscht und die man trotzdem als krieg- und nicht als wirtschaftsflüchtlinge bezeichnet. stellt euch der diskussion anstatt sie zu verdrängen!"
      Gern. Wo sind die Argumente und die dazugehörigen Belege?
      Übrigens: es muß auch kein Krieg herrschen, um einen guten Fluchtgrund zu haben. Es gab beispielsweise auch in Deutschland dereinst sehr, sehr gute Gründe, dem Land als Flüchtling den Rücken zu kehren, noch ehe flächendeckend die Luft bleihaltig wurde.
      Gruß
      Skywise

    • Vor 7 Tagen

      Ich gebe Borsti68 recht.

      Ich glaube die "Nazifizierung" aller Wähler, die nicht links sind, führt zum erstarken der AFD.

      Mich stört in der Debatte der inflationäre Gebrauch der Wörter Faschist und Nazi. Es gibt Unterschiede zwischen der AFD und der NSDAP.
      https://www.tagesspiegel.de/politik/vom-sc…

      Z.B. In der Migrationspolitik z.B. ist es meiner Meinung nach so, dass die zu emotional geführte Debatte zu schlechter Politik und Zulauf bei der AFD führt.
      Bürgerliche Menschen, die die aktuelle Flüchtlingspolitik kritisieren, pauschal als Nazis zu beschimpfen und damit aus der Debatte auszuschließen (mit Nazis diskutiert man nicht) führt dazu, dass die Leute die AFD wählen.

      Wenn Böhmermann eine nicht einmal mehr Konservative CDU als "Nazis mit Substanz" bezeichnet, hilft das der Debatte und Demokratie auch nicht weiter.

      Ist doch eigentlich ein einfacher Sachverhalt: Wenn z.B. in der Flüchtlingspolitik eine konservative Partei wie die CDU zeitweise eine Politik macht die plötzlich stark von ihrer eigenen Programmatik abweicht, wählt ein Teil der Leute dann eine Partei, die vielleicht dann eher zur eigenen Meinung passt (AFD) und bei dem Thema dann glaubwürdiger ist.
      Wenn der mündige Bürger auch partout keine Lust auf Gendern hat, sich sogar daran stört, bestärkt es ihn vielleicht dann noch, eine Partei zu wählen, die das Gendern verbieten will.
      Wieso wundert sich eigentlich überhaupt noch jemand über diese politische Entwicklung?

      Das macht ihn zu einem konservativen/rechtskonservativen/Rechten, aber noch nicht zu einem Faschisten/Rechtsextremen/Nazi.

      Wäre es nicht eine bessere Strategie die AFD kleinzuhalten, diesen Leuten zuzuhören, die Probleme erst zu nehmen, mit Ihnen zu reden/diskutieren und evtl. eine politische Heimat zu geben, die nicht in der AFD ist?
      (Wie es bis ca. Bundestagswahl 2013 der Fall war)

      In der Coronapolitik wollte Böhmermann z.B.
      „verbieten“, dass Lanz den Virologen Kekule zu Wort kommen lässt. Ich finde z.B. dass Kekule ziemlich vernünftige Ansichten hat/hatte.
      (Obwohl ich für strengere Maßnahmen war)

      So kann eine Demokratie einfach nicht funktionieren und die Spaltung wird größer.
      (Damit meine ich das Canceln von abweichenden Meinungen).
      Leider ist dieses Forum stark davon betroffen.

    • Vor 7 Tagen

      Anekdote: Also ich war mal im Rahmen meiner Referendarsausbildung bei einer CDU-dominierten Ratssitzung einer mittelgroßen Stadt. Bin da, warum auch immer, namentlich vorgestellt worden. Jedenfalls sprach mich nach der Sitzung einer der schmerbäuchigen CDU-Ratsmitgliedshanseln vor seinen anderen "Jungs" (sahen alle so nach eher semi-erfolgreichem, aber trinkfesten Mittelstand aus) schräg von der Seite an: "... heißen Sie, aha, da sind se hoffentlisch nich verwandt mit dem ..., der saß für die Sozialisten im Parlament und wissense, der war nämlich schwul."
      Das ist in der Rückschau einer der Moment meines Lebens, in den ich mich am liebsten zurückbeamen würde, um anders zu reagieren als getan (nämlich leider konsterniert schweigend). Ich würde mir soooo wünschen, dass ich dem Typen in dem Moment einfach einen Kuss aufgedrückt hätte.

    • Vor 7 Tagen

      Ist im Übrigen keine einfache Entscheidung, wie sich eine CDU - mag man von ihr halten, was man will - zur Migrationsfrage stellt. Migration, konkret: Zuzug von Menschen nach Deutschland, ist nämlich u.a. elementarer Wunsch der weit überwiegenden Anzahl der Unternehmer, die nach qualifizierten Arbeitskräften suchen. Eine Partei, die sich als Partei für die Wirtschaft begreift (ob sie es ist, ist eine andere Frage) muss unter dieser Perspektive eine offene Einwanderungspolitik begrüßen.

    • Vor 7 Tagen

      "Wenn der mündige Bürger auch partout keine Lust auf Gendern hat, sich sogar daran stört, bestärkt es ihn vielleicht dann noch, eine Partei zu wählen, die das Gendern verbieten will."

      Ja, neulich wurde ich sogar kurzfristig eingesperrt, weil ich beim Selbstgespräch nicht gegendert habe.
      Sofort war die Sprachpolizei da und hat mich verhaftet.

      Hört Ihr Euch überhaupt selbst zu?
      Wo gibt es denn einen Genderzwang?

    • Vor 7 Tagen

      Witzig ist auch, dass Colti "Gendern verbieten" feiert, aber ein paar Sätze später "Canceln von abweichenden Meinungen" kritisiert.

    • Vor 7 Tagen

      Ich habe nirgends geschrieben, dass ich das Genderverbot feiere. Ich wollte nur aufzeigen, dass Gendern das Zeug hat, weiter zu Spalten und Wähler dazu veranlassen könte die AFD zu wähelen.

    • Vor 7 Tagen

      Aber warum hat Gendern, hat eine gleichgeschlechtliche Ehe, hat eine fleischlose Ernährung dieses Potential? Keiner muss Gendern, keiner muss schwul sein/werden/wasauchimmer, Würstchen werden nicht verboten! Was schert es die Leute? Was schert es einen, wenn die beiden Männer nebenan zusammenleben, Tofu essen, ein Kind großziehen und dessen Klassenleitung mit LehrerInnen oder wie auch immer anschreiben? Ich raffe es einfach nicht. Warum dieser Fokus? Warum dieses Geschrei?
      Die wirklichen politischen Probleme liegen doch schlicht und ergreifend auf anderen Themenfeldern.

    • Vor 7 Tagen

      Mich interessieren die Anekdoten übrigens nicht.

      "Zuzug von Menschen nach Deutschland, ist nämlich u.a. elementarer Wunsch der weit überwiegenden Anzahl der Unternehmer, die nach qualifizierten Arbeitskräften suchen."

      Ja, sehe ich auch so. Wir haben sehr viele Migranten, die hier arbeiten und alles am laufen halten, und sogar Teilweise die beschissenen Jobs machen. Find ich gut und wir brauchen sogar mehr davon die arbeiten können.
      Andererseits haben wir einen Zuzug von vielen Menschen, die hier aus den unterschiedlichsten Gründen nicht arbeiten.
      Dies und andere negative Begleiterscheinungen schmälert die Aktzeptanz von Immigration in großen Teilen der Bevölkerung.

      Die Lösung sollte also so aussehen, dass die Aktzeptanz wächst ohne zu moralisieren.
      Diese Lösung ist gerade nicht vorhanden.
      Dies trägt nicht dazu bei, dass weniger Wähler AFD wäheln.

    • Vor 7 Tagen

      "Aber warum hat Gendern, hat eine gleichgeschlechtliche Ehe, hat eine fleischlose Ernährung dieses Potential?"

      Bei allen drei Themen: Ich denke, dass hier eben viele Emotionen getriggert werden.
      Bei einem konservativen/rechten steckt wahrscheinlich der Gedanke, dass sich hier etwas ändert/ein Stück Identität verloren geht, welches er erhalten will.
      Was noch dazu beiträgt, ist vielleicht, dass oft z.B. beim Gendern eine leicht moralische Überlegenheit mitschwingt und mitschwingen soll.
      Beim Gendern finde ich auch problematisch, dass eine Minderheit laut krakeelt, dass durch Gendern alles besser wird.

      "Warum dieser Fokus? Warum dieses Geschrei?
      Die wirklichen politischen Probleme liegen doch schlicht und ergreifend auf anderen Themenfeldern."

      Da stimme ich dir voll und ganz zu.
      Ich bin auch dafür, dass eigentlich jeder so schreiben soll wie er will. Andererseits ist es nach deutscher Rechtschreibung halt falsch.

    • Vor 7 Tagen

      Ach Colti was ein schöner Strohmann die armen Leute werden also wegen voreifrigen Nazivergleichen in die Arme der AFD getrieben nicht etwa weil ihre Grundhaltung seit Jahrzehnten existent und Deckungsgleich mit der AFD ist. Mal ne Frage wenn man nur Aufgrund der vorschnellen Nazi Keule bestimmte Partien wählt warum strömen die Menschen dann nicht in Scharen aus Trotz zum Dritten Weg oder der NPD?

      Die Antwort ist einfach: weil die AFD stark genug ist mit bürgerlicher Fassade endlich Rache zu nehmen für das eigene diffuse Unterlegenheitsgefühl sei es aus ideologischen Gründen oder der Tatsache dass man Opfer der Entkernung des Sozialstaates ist der unter dem Neoliberalen Regime stetig vorangetrieben wurde.

      Wer AFD wählt ist nicht ein zu unrecht in die Ecke gestellter Bürger der sich nicht anders zu helfen weiß. Das sind Menschen die ideologisch verblendet sind oder wütend um sich schlagend eine Partei wählen die die Demokratie aktiv umbauen und langsam abschaffen will wenn Sie entsprechende Mehrheiten bekommen. Entweder will man das oder nimmt billigend in Kauf die Opferkarte zieht da nicht mehr dazu ist die politische Zielsetzung der AFD mittlerweile zu eindeutig erkennbar.
      Wer glaubt endlich Genugtuung zu bekommen in dem er andere Menschen systematisch abwertet und nach unten tritt hat kein Mitgefühl verdient sondern ist Teil des Problems. Solidarität mit anderen sollte nicht bei Staatszugehörigkeit, Äusseren Merkmalen oder anderen künstlich herbeifantasierten Kategorien enden. Solidarität ist universell und bedeutet sich für jeden Einzusetzen dem es schlechter geht und jeder der diesen Ansatz mit Füssen tritt und absichtlich Menschen unter sich gegeneinander ausspielt oder dabei zusieht kann sich gerne löschen und die Opferkarte dahin schieben wo die Sonne nicht mehr scheint.

    • Vor 7 Tagen

      @Colt Cobalt:
      "Ich glaube die "Nazifizierung" aller Wähler, die nicht links sind, führt zum erstarken der AFD."
      Komischerweise scheint es meiner Wahrnehmung nach bedeutend mehr Leute zu geben, die rummosern, in die rechte Ecke gestellt zu werden, als es Personen gibt, die andere in die rechte Ecke stellen.
      Ist es passiert? Ja. Ist es oft passiert? Ganz bestimmt bei weitem nicht so oft, wie ich dieses Geflenne gehört oder gelesen habe, in die rechte Ecke gestellt worden zu sein.

      "Mich stört in der Debatte der inflationäre Gebrauch der Wörter Faschist und Nazi. Es gibt Unterschiede zwischen der AFD und der NSDAP."
      Ja. Das macht aber nix. Wenn AfD-Mitglieder oder -Wähler faschistisches oder nationalsozialistisches Gedankengut verbreiten, dann handelt es sich bei diesen Personen um Faschisten oder Nazis. So einfach. Auch ein Grüner, der faschistisches Gedankengut verbreitet, ist ein Faschist. Das hat mit der Farbe des Parteilogos oder dem Namen der Partei doch nichts zu tun. Wenn man solche Geschichten natürlich in die Statuten der Partei reinbringt, dann gehen wir bei der Diskussion von der Personenebene weg und beschäftigen uns mit der Partei.

      "Z.B. In der Migrationspolitik z.B. ist es meiner Meinung nach so, dass die zu emotional geführte Debatte zu schlechter Politik und Zulauf bei der AFD führt."
      Mir ist nicht bekannt, daß die AfD bei dem, was sie "Politik" nennt, emotionslos wäre. Empathie- und skrupellos, auf jeden Fall. Die AfD lebt von Skandalen und Tabubrüchen, von ihrer destruktiven Fundamentalopposition, von ihren Feindbildern, nicht von sachlichen Diskussionen. Daß Schwarz-Weiß-Denken deutlich mehr (vor allem dumme) Leute anzieht als Leute, die versuchen, auf sachlicher Ebene Lösungen zu diskutieren oder herbeizuführen, halte ich für ebenso logisch wie gefährlich.

      "Wenn Böhmermann eine nicht einmal mehr Konservative CDU als "Nazis mit Substanz" bezeichnet, hilft das der Debatte und Demokratie auch nicht weiter."
      Doch, natürlich. Um das beurteilen zu können, müßte man sich natürlich mit Zusammenhängen beschäftigen. Aber für solche Sachen bist Du wahrscheinlich zu schwach bestromt, würde ich angesichts Deiner Äußerungen vermuten.

      "Ist doch eigentlich ein einfacher Sachverhalt: Wenn z.B. in der Flüchtlingspolitik eine konservative Partei wie die CDU zeitweise eine Politik macht die plötzlich stark von ihrer eigenen Programmatik abweicht, wählt ein Teil der Leute dann eine Partei, die vielleicht dann eher zur eigenen Meinung passt (AFD) und bei dem Thema dann glaubwürdiger ist."
      Ich lese ja gerne Wahlprogramme. Daher rede ich aus Erfahrung, wenn ich sage: Wahlprogramme orientieren sich an den jeweiligen Gegebenheiten. Veränderungen kann man nicht vermeiden, also muß man auf sie reagieren. Wer möglichst unbewegliche Strukturen und Glaubensgrundsätze braucht, der soll in die Kirche gehen, aber nicht in die Politik.

      "Wenn der mündige Bürger auch partout keine Lust auf Gendern hat, sich sogar daran stört, bestärkt es ihn vielleicht dann noch, eine Partei zu wählen, die das Gendern verbieten will."
      Ich weiß nicht, ob ich mich als mündig einstufen würde, aber ich wähle eine Partei ausdrücklich nicht, weil ich "keine Lust" auf irgendwas habe. Ich hab' auch keine Lust darauf, Steuern zu zahlen, vor allem mehr davon, oder manche Verkehrsregeln zu beachten, ich weiß aber, daß das notwendig ist. Wenn irgendwas gemacht werden muß, das unpopulär ist, dann reden wir halt drüber, bevor irgendwas Sinnvolles zum Deibel geht. Und wenn ich anderen Leuten weniger in die persönliche Freiheit reingrätsche, indem ich gendere, okay, soll sein. Ich hab's jahrelang geschafft, eine geschlechtsbezogene Anrede in der Kommunikation mit bestimmten Personen zu vermeiden, deshalb ist mir kein Zacken aus der Krone gefallen. Hab' gerade extra nochmal nachgezählt.
      Ist ja schön, wenn Leute eine Partei wählen, weil sie "keine Lust" auf bestimmte Rücksichtnahme oder bestimmte Personengruppen haben. Mal sehen, wann neue Feindbilder notwendig werden, die dafür sorgen, daß die Partei verkündet, "keine Lust" auf Personengruppen zu haben, zu denen er zufälligerweise gehört ...

      "Das macht ihn zu einem konservativen/rechtskonservativen/Rechten, aber noch nicht zu einem Faschisten/Rechtsextremen/Nazi."
      Keine Ahnung. Kommt auf die Ausprägung an.

      "Wäre es nicht eine bessere Strategie die AFD kleinzuhalten, diesen Leuten zuzuhören, die Probleme erst zu nehmen, mit Ihnen zu reden/diskutieren und evtl. eine politische Heimat zu geben, die nicht in der AFD ist?"
      Wer legt schon Wert auf destruktive Dauerstänkerer in seiner politischen Heimat?

      "(Wie es bis ca. Bundestagswahl 2013 der Fall war)"
      Dir ist aber schon klar, daß die AfD 2013 ein anderer Verein war als die AfD 2017 oder die AfD 2024?

      "In der Coronapolitik wollte Böhmermann z.B.
      „verbieten“, dass Lanz den Virologen Kekule zu Wort kommen lässt. Ich finde z.B. dass Kekule ziemlich vernünftige Ansichten hat/hatte."
      Auch dazu gab es Hintergründe. Es war nun mal so, daß sich Herr Prof. Kekulé oft genug zu Wort gemeldet hat, ohne wirklich in die Forschung rund um das Corona-Virus auf irgendeine Weise eingebunden gewesen zu sein. Und leider gab es während Corona eine ganze Menge anderer Leute, die sich zu Wort gemeldet haben, die auch bestimmte Positionen der Wissenschaft, vor allem einiger Wissenschaftler nicht akzeptiert haben. Herrn Prof. Kekulé kann ich im Nachgang nicht wirklich den Vorwurf machen, mit seinen Erklärungen und Positionen echten (meint vor allem: vermeidbaren) Bockmist fabriziert zu haben, unter dem Außenstehende leiden mußten. Den Bockmist haben meistens Andere fabriziert, indem sie Aussagen von Herrn Prof. Kekulé aus dem Zusammenhang gerissen haben.

      "So kann eine Demokratie einfach nicht funktionieren und die Spaltung wird größer.
      (Damit meine ich das Canceln von abweichenden Meinungen)."
      Ich finde auch, daß viel zu viele AfD-Wähler abweichende Meinungen einfach viel zu gerne ignorieren und lieber die Scheuklappen anlegen anstatt sich mit Argumenten der Gegenseite zu befassen.

      Gruß
      Skywise

    • Vor 7 Tagen

      "Andererseits haben wir einen Zuzug von vielen Menschen, die hier aus den unterschiedlichsten Gründen nicht arbeiten."
      Beispielsweise weil sie hier nicht arbeiten dürfen oder können, ja.

      "Dies und andere negative Begleiterscheinungen schmälert die Aktzeptanz von Immigration in großen Teilen der Bevölkerung."
      Es wäre langsam mal an der Zeit, zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen sauber zu trennen, die Du hier in einen Topf wirfst, um wenigstens mal Rechnung zu tragen, daß die einen andere Probleme haben und machen als die anderen. Reden wir also über Flüchtlinge, über Migranten, Binnenvertriebene, Asylsuchende ...?
      Gruß
      Skywise

    • Vor 7 Tagen

      Ich mach es mir jetzt mal einfach:
      Das, was MangoMan sagt.

    • Vor 7 Tagen

      Und was Skywise sagt

    • Vor 7 Tagen

      Colt, wir sind da ja bei vielen Punkten einer Meinung. Ich teile auch deine Auffassung, dass Emotionen im Mittelpunkt stehen, so wie ich wie du der Meinung bin, dass viele zu sehr krakeelen (Stichworte Identitätspolitik, überbordende PC, Moralisierungen). Nur was dann tun mit jemandem, der aus emotionalen Gründen nach rechts driftet oder dort schon angekommen ist? Diskussionen auf der Sachebene scheinen mir da schwierig, da erreiche ich jemanden, der sich auf der Emotionsebene befindet, wahrscheinlich kaum. Nur zuhören? Ja gut, aber Kommunikation ist ja keine Einbahnstraße und Zuhören endet an bestimmten Punkten auch einfach. Ich habe keine Ahnung.

    • Vor 7 Tagen

      "Wer AFD wählt ist nicht ein zu unrecht in die Ecke gestellter Bürger der sich nicht anders zu helfen weiß. Das sind Menschen die ideologisch verblendet sind oder wütend um sich schlagend eine Partei wählen"

      Das klingt für mich leicht widersrpüchlich. Wenn man ideologisch verblendet ist, also andere sichtweisen nicht mehr "sehen" kann oder wütend um sich schlägt, klingt das beides für mich nicht wirklich nach jemandem, der noch andere Optionen wahrnehmen kann. Den Unterschied würde ich da eher im Bevor sehen: Ob man da unverschuldet hereingeraten ist oder sich relativ bewusst für eine horizontverengende Sicht entschieden hat. Im Jetzt macht das ja aber eigentlich keinen großen Unterschied. Wer nur bestimmte Optionen wahrnehmen kann, kann halt nur bestimmte Opionen wahrnehmen.

    • Vor 7 Tagen

      Ich wollte darauf hinaus dass es einen bestimmten Grund gibt warum sich all der Hass und die Machtideologie in der AFD vereint. Weil Sie eine echte Möglichkeit bietet dieses System zu destabilisieren und sich zu rächen und da ist es dann doch eine ganz bestimmte Entscheidung wie man seine Wut kanalisiert.
      Die Leute könnten ja auch militante Bürgerwehren gründen oder wie erwähnt zum Dritten Weg, den freien Sachsen oder der NPD Rennen aber dort würde die Wut dann verpuffen weil die zu wenig Prozente bekommen oder man sich selber die Hände schmutzig machen müsste und am Ende im Gefängnis landen könnte.
      Ich meine das um sich schlagen und ideologisch verblendet einfach dahingehend dass man genau weiss warum man die AFD wählt aber die Folgen nicht hunderprotzentig bedenkt und mindestens billigend in Kauf nimmt das andere oder sogar man selbst am Ende schlechter darsteht während die echten Ideologen diese Wut nutzen können um tatsächlich lang gehegte Pläne umzusetzen.

    • Vor 7 Tagen

      Es kann ja sein, dass die "Nazifizierung" nur ein untergeordneter Grund ist, dass die Menschen AFD wählen, aber es vergiftet meiner Meinung nach die Debatte und nicht nur auf Laut.

      Ich verstehe durchaus die Satire bei Böhmermann
      und dass es eine Antwort auf eine Steilvorlage von Merz war. Ist trotzdem eine Nazifizierung.

      "Ja. Das macht aber nix. Wenn AfD-Mitglieder oder -Wähler faschistisches oder nationalsozialistisches Gedankengut verbreiten, dann handelt es sich bei diesen Personen um Faschisten oder Nazis. So einfach."

      Wer mit halbwegs klarem Verstand würde dies bestreiten?

      Und trotzdem ist die AFD keine Partei mit überwiegend faschistischem und nationalsozialistischem Programm.

      Die Zielsetzung kann man mit anderen rechten Parteien in Europa vergleichen. Das ist aber kein Nationalsozialismus oder Faschismus.

      Dass sie wiederum in Teilen rechtsextreme, faschistische und "echte Nazis" beinhaltet ist ja klar.

      Und trotzdem ändert es nichts an meiner Aussage, dass viele der AFD-Wähler keine N. oder F. sind, sondern konservative und gemäßigte Rechte, die früher (vor 2013) in der CDU eine Heimat fanden und es heute wahrscheinlich auch wieder finden würden.
      (Darum verstehe ich die Strategie nicht die CDU jezt auch noch als Nazipartei zu bezeichnen nicht)

      "Ich lese ja gerne Wahlprogramme. Daher rede ich aus Erfahrung, wenn ich sage: Wahlprogramme orientieren sich an den jeweiligen Gegebenheiten. Veränderungen kann man nicht vermeiden, also muß man auf sie reagieren. Wer möglichst unbewegliche Strukturen und Glaubensgrundsätze braucht, der soll in die Kirche gehen, aber nicht in die Politik."

      Ist ja klar, dass die Parteien nicht 1:1 ihr Wahlprogramm umsetzen können und es Veränderungen gibt.
      Wenn die Änderungen zu groß für manche Wähler sind, wählen diese halt andere Parteien.
      Daran wirst du nicht soviel ändern können.
      Eine komplett andere Position in einer wichtigen aber unpopulären Frage wäre für mich schon ein legitimer Grund eine andere Partei zu wählen.
      Ist bei Schröder und der SPD ja nicht anders gelaufen.
      Ändert ja nichts daran an dem, was ich behaupte.

      "Es war nun mal so, daß sich Herr Prof. Kekulé oft genug zu Wort gemeldet hat, ohne wirklich in die Forschung rund um das Corona-Virus auf irgendeine Weise eingebunden gewesen zu sein."

      Kekule, einen angesehen Virologen und wissenschaftler bei einer Pandemie mundtot machen zu wollen, ist für mich einfach nicht demokratisch, nur weil er in der einen oder anderen Sache eine andere Meinung als andere hatte (Und im nachhinein betrachtet ziemlich oft richtig lag).
      Das ist undemokratisch.
      Und vor allem ist es total überheblich von Böhmermann, beurteilen und bestimmen zu wollen, welcher Wissenschaftler reden darf und welcher nicht.
      Vielleicht hast du ja zuviel Strom gezogen und dashalb leuchtet dir das nicht mehr ein.

    • Vor 7 Tagen

      viel BLA BLA für Deine Kernaussage "AfD Wähler bitte nicht als Nazis bezeichnen".

    • Vor 7 Tagen

      "Und trotzdem ist die AFD keine Partei mit überwiegend faschistischem und nationalsozialistischem Programm.

      Die Zielsetzung kann man mit anderen rechten Parteien in Europa vergleichen. Das ist aber kein Nationalsozialismus oder Faschismus."

      Ja ne is klar, so dumm ist die AFD eben nicht sich direkt in das Erbe der NSDAP zu stellen ich kann das Argument schon gar nicht mehr ernst nehmen. Natürlich werben die nicht mit nen Fackelmarsach durchs Brandenburger Tor oder damit Vernichtungslager aufzubauen. Wäre auch sicherlich bei den heutigen Abhängigkeiten schwierig zu verkaufen daher braucht man ja das bürgerliche Gewand des kompetenten Systemkritikers.

      Liest man z.b. aber mal "Nie zweimal in denselben Fluß" von der zentralen Führungsfigur dieser Partei dann merkt man recht schnell dass man beim Menschenbild nicht weit weg vom grossen Vorbild ist. Die biologistischen Rassismen werden einfach neu benannt es wimmelt überall von Volksfeinden und mit dem grossen Austausch ist auch wie zu Führers Zeiten die grosse Weltumspannende Verschwörung identifziert die angeblich den Weltuntergang bringt. Da hilft dann laut Höcke als Gegenwehr nur noch eine "Politik der wohltemperierten Grausamkeiten" ich weiss nicht wie man sowas konsequent übersehen können sollte.

      In Jeder Partei gibt es immer ein paar extrem Randgestalten die dann oft per Parteiausschluss rausfliegen bei der AFD ist der gesamte Führungskader mindestens radikal und extremistisch.
      Es gibt dort Mitglieder die sich als das "freundliche Gesicht des Nationalsozialismus" bezeichnen, um die 100 Mitarbeiter im Bundestag die aus gesichert Rechtstextremen Umfeldern stammen.

      Wer Aussteigerberichte von Heiner Rehnen oder Alexander Leschik kennt weiss auch dass sich das dann auch von der 2 politischen Reihe bis in die Jugendorganisationen zieht. Verbindungen zu Kubitschek, der identitären Bewegung und die Einstufung einiger Landesverbände als gesichert Rechtsextrem sprechen eine eindeutige Sprache und kann gar nicht übersehen werden. Die Wähler wissen es entweder oder nehmen das billigend in Kauf. Die Opferkarte kann wieterhin getrost da bleiben wo der Pfeffer wächst.

    • Vor 7 Tagen

      @Colt Cobalt:
      "Es kann ja sein, dass die "Nazifizierung" nur ein untergeordneter Grund ist, dass die Menschen AFD wählen"
      Sicher. Es kann auch sein, daß die meisten AfD-Wähler entweder den Schuß nicht gehört oder wenigstens keinerlei Probleme mit Radikalen, Nazis und/oder Faschisten haben. Alles möglich.

      "Ich verstehe durchaus die Satire bei Böhmermann
      und dass es eine Antwort auf eine Steilvorlage von Merz war. Ist trotzdem eine Nazifizierung."
      Absolut nicht. Weil die Aussage von Herrn Merz zu einem Zeitpunkt erfolgte, als sich der Parteitag der AfD abzeichnete, und in diesem Zusammenhang vor allem, daß der rebellische Teil, der sich gegen Nationalisten, Faschisten etc. in den eigenen Reihen lautstark ausgesprochen hat, sich nicht weiter gewehrt hat. Herr Böhmermann hat auf seine Art nur liebevoll Herrn Merz daran erinnert, welche Diskussion gerade mit der AfD geführt wird, und daß es dumm ist, unter diesem Aspekt die eigene Partei auch nur annähernd an die Seite der AfD zu rücken.

      "Und trotzdem ist die AFD keine Partei mit überwiegend faschistischem und nationalsozialistischem Programm."
      Nicht überwiegend, nein. Aber zumindest ist man bei der AfD jetzt schon mal so weit, daß man faschistisches Gedankengut ungehindert aussprechen darf. Gut möglich, daß der Rest noch kommt.

      "Die Zielsetzung kann man mit anderen rechten Parteien in Europa vergleichen. Das ist aber kein Nationalsozialismus oder Faschismus."
      Da wäre ich mir nicht ganz so sicher.

      "Und trotzdem ändert es nichts an meiner Aussage, dass viele der AFD-Wähler keine N. oder F. sind"
      "Viele" - das kann ich nicht beurteilen. "Nicht alle", das bestimmt. Ich gehe davon aus, daß jede innerhalb der Partei unwidersprochene faschistische Äußerung und jeder Querverweis auf die Methoden des Nationalsozialismus von AfD-Politikern die Reihen der Nicht-N. und die Nicht-F. ausdünnt. Und falls nicht, dann sind da einige moralische Kompaßnadeln ohnehin nicht mehr zu retten. Wenn man kein N. und kein F. ist, dann wahrscheinlich ein M. wie "Mitläufer".

      "sondern konservative und gemäßigte Rechte, die früher (vor 2013) in der CDU eine Heimat fanden und es heute wahrscheinlich auch wieder finden würden."
      Warum sollten "gemäßigte" Rechte in der AfD verbleiben, wenn sich dort immer mehr stramm rechtes Gedankengut ansammelt? Gerade aus den Reihen der AfD sind doch auch neue Parteien hervorgegangen, die bei weitem gemäßigter sind als die AfD heute.

      "Wenn die Änderungen zu groß für manche Wähler sind, wählen diese halt andere Parteien."
      Du meinst, es wäre besser gewesen, wenn die CDU auch nach 1989 an ihren Forderungen nach der Deutschen Einheit festgehalten hätte?
      Ich rede davon, daß sich die Rahmenbedingungen für Politik ändern und sich dementsprechend auch die Politik ändern muß. Wenn die CDU heutzutage andere Sachen vorschlägt als anno 1983, dann vor allem deshalb, weil könnte das unter anderem daran liegen, weil sich in der Zwischenzeit einiges getan hat und man nicht mehr vor denselben Problemen steht wie früher.

      "Eine komplett andere Position in einer wichtigen aber unpopulären Frage wäre für mich schon ein legitimer Grund eine andere Partei zu wählen.
      Ist bei Schröder und der SPD ja nicht anders gelaufen."
      Eigentlich schon, weil Gerhard Schröder zu Kanzlerzeiten eher mit der Ideologie der SPD gebrochen hat als mit ihren Grundsätzen. Damit hat er es natürlich geschafft, die SPD zu einer "Partei der neuen Mitte" zu machen, weil er plötzlich Wege eingeschlagen hat, die zuvor eher für CDU und nicht zuletzt CSU und FDP reserviert waren. Aber er hat halt damit einem Großteil der Basis in Form der ursprünglich treuen Gewerkschaften entschieden vor den Koffer gekackt. Schröder war mit Sicherheit eine Zäsur. Ich kann aber selbst heute noch nicht entschieden sagen, ob Schröder bei diesem Spiel die Krankheit war oder das Symptom.

      "Kekule, einen angesehen Virologen und wissenschaftler bei einer Pandemie mundtot machen zu wollen, ist für mich einfach nicht demokratisch, nur weil er in der einen oder anderen Sache eine andere Meinung als andere hatte (Und im nachhinein betrachtet ziemlich oft richtig lag)."
      Gerne nochmal: Herr Prof. Kekulé hat sich nicht die Kritik anhören dürfen, weil er anderer Meinung war, sondern weil er keine Expertise in dem Gebiet besaß, in dem er sich geäußert hat. Zum Zeitpunkt der Pandemie war er Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Mikrobiologie und Virologie, aber nicht selbst in der Virenforschung aktiv, und schon mal gar nicht im Bereich der Corona-Viren. Seine Veröffentlichungen mit Schwerpunkt Viren umfassen vier Studien, die ersten drei zum Hepatitis-B-Virus, die damals aktuellste dazu aus dem Jahr 1993, 2008 folgte dann noch eine zu Influenza-Viren. Das Corona-Virus ist weder das eine noch das andere, und Herr Prof. Kekulé hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, daß er selbst nicht in die Corona-Forschung involviert war. Ich persönlich habe erst mal gar keine Ahnung, wie jemand wie er es geschafft hat, sich in bequeme Talkshow-Polster zu reden, obwohl es ganz bestimmt deutlich qualifiziertere Personen zu dem Thema gab. Tendenziell schreibe ich das eher seiner Eloquenz und seiner Streitbarkeit zu als seinem Know-How.

      "Und vor allem ist es total überheblich von Böhmermann, beurteilen und bestimmen zu wollen, welcher Wissenschaftler reden darf und welcher nicht."
      Ich glaube nicht, daß er wirklich beurteilen und bestimmen will, welcher Wissenschaftler reden darf. Er stellt halt nur die Frage, warum ausgerechnet der. Und die Frage versteh' ich. Sehr gut sogar, weil ich während der Pandemie selbst mit zwei Virologen im Austausch stand, die vor der Herausforderung standen, einem Laien - mir - bestimmte wissenschaftliche Details zu vermitteln, diese Aufgabe allerdings meiner Meinung nach mit Bravour gelöst haben. Dieses tiefe Wissen, das die beiden sich bei unseren meist unvorbereiteten Gesprächen aus dem Ärmel geschüttelt haben, habe ich bei Herrn Prof. Kekulé so nie ausmachen können. Wie gesagt halte ich ihn definitiv nicht für einen Scharlatan oder Ähnliches. Da gab's ganz andere Fälle. Aber bei Herrn Prof. Kekulés Interviews hatte ich immer das Gefühl, daß da jemand die Bedienungsanleitungen von Werkzeugen bemerkenswert gut präsent hat, allerdings spontanen Fragen ausweicht, wenn es darum geht, welches Werkzeug bei welchem Material welche Folgen auslösen könnte, weil er mit den Eigenschaften des Materials nicht vertraut ist.
      Gruß
      Skywise

    • Vor 7 Tagen

      Nur weil es Paralellen gibt ist es trotzdem keine Nationalsozialistische Partei sondern eine rechte Partei (in Teilen Rechtsextrem laut Verfassungsschutz).
      Das Höcke rechtsextrem ist auch viele Mitglieder, ist bewiesen.

      "100 Mitarbeiter im Bundestag"

      Tagesschau:
      "Auf diesem Wege hat BR Recherche mehr als 500 Personen identifiziert, die nach den vorliegenden Informationen für die AfD-Bundestagsfraktion oder ihre Abgeordneten arbeiten und die Hintergründe recherchiert."
      Ja ein fünftel sind rechtsextrem, deckt sich mit der Aussage des Verfassungsschutzes und ist ja nicht überraschend.

      Übertragen auf die Wähler gibt es halt immer einen gewissen Prozentsatz rechtsextreme. Wahrscheinlich in allen Nationen/Kulturen.
      Laut Verfassungsschutz sind es 40.000 in Deutschland.
      https://www.verfassungsschutz.de/DE/themen…

      Die Frage ist doch eher, wieso dann vielleicht trotzdem 20% der Wähler eine deiner Meinung nach Nazipartei wählen wollen.
      Nazifizierung, Abwertung, Ausschluss und Beschimpfung potentieller Wähler sind dagegen kein gutes Mittel.

      Ein Mittel wäre eher wie gesagt, dass man die Sorgen ernst nimmt und einfach über die Realitäten der Bürger redet ohne unliebsame Themen von vorneherein mit Nazivorwürfen zu belegen.

    • Vor 7 Tagen

      Mal kurz 'ne andere Frage... haben du oder Borsti das Niedecken-Interview überhaupt gelesen, oder haben euch die Worte "AfD" und "verdrängen" schon so dermaßen getriggert, auf dass ihr daraufhin wutentbrannt eure Kommentare geschrieben habt?

      Hast du mal drüber nachgedacht, dass Leute an der Spaltung der Gesellschaft beteiligt sind, die bei jeder Gelegenheit von AfD, Gendern, Flüchtlingen und den anderen Standard-Themen jedesmal ihren gleichen Standard-Text runterspulen - auch wenn es eigentlich eher nicht so zum Thema passt.

    • Vor 6 Tagen

      Zitat Böhmermann zu Kekule und Streek:
      "Ich finde es schwierig, wenn man Leuten eine Bühne gibt, die eine Meinung vertreten, die man nur deswegen veröffentlicht, weil man sagt, man muss auch die andere Seite sehen – und es gibt Meinungen, die sind so durchtränkt von Menschenfeindlichkeit (...), dass ich mich manchmal frage, warum einige Leute bei dir sitzen."

      Böhmermann und du haben nicht mehr alle Tassen im Schrank.

    • Vor 6 Tagen

      @Colt Cobalt:
      So, und nun nochmal im vollständigen Zusammenhang, wie das die Leute in der Schule gelernt haben, die was gelernt haben.
      Was hat Jan Böhmermann genau in welchem Kontext gesagt?

      "[...] eine Sache würde ich gerne mal versuchen hier zu besprechen, weil es ja alles Sie beide [= Markus Lanz und Giovanni di Lorenzo] betrifft. [...] Ich komme deswegen drauf, weil ich gestern mal in der Urania in Berlin war. [...] Das war eine große Preisverleihung, wo ganz tolle Wissenschaftler die Urania-Medaille für Wissenschaftskommunikation bekommen haben. Dr. Drosten [aus Berlin] und Frau Prof. Sandra Ciesek aus Frankfurt, und eine Professorin, die Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts [Anm.: Frau Prof. Antje Boetius] hat auch eine Medaille überreicht bekommen. Und im Anschluß ging es auch bei einem Triell, da saßen auch drei Wissenschaftler, die gerade einen Preis bekommen haben, auf einem Podium, und die haben sich über eine Sache unterhalten, die uns auch betrifft, also deine [d. i. Lanz'] Sendung betrifft, Ihre [d. i. Giovanni di Lorenzos] Zeitung [d. i. "Die Zeit"] betrifft, und die betrifft das Gegenüberstellen von Dingen, die man vielleicht nicht unbedingt gegenüberstellen kann. Legendär der "Zeit"-Satz "... oder sollen wir's lassen?". Sie [d. i. di Lorenzo] wissen - in Bezug auf die Rettung von Geflüchteten [Markus Lanz ergänzt den Namen der Journalistin, Mariam Lau]. Und bei dir [d. i. Lanz] in der Sendung das Einladen von so Leuten wie Hendrik Streeck und Alexander Kekulé, wo man fachlich wirklich sagt, das ist keine gute Idee [...]"
      Lanz: "Wer sagt das?"
      Böhmermann: "Die Leute, die Ahnung haben davon. Wenn du mit Wissenschaftlern sprichst, die seit Jahren an dem Thema forschen - auf einmal taucht da ein Hallenser Mikrobiologe auf, der nichts publiziert hat, und sitzt in der Sendung ..."
      Lanz: *unwilliges Geräusch*
      Böhmermann: "Ja komm, du hast über Heiko Maas gelästert ... das ist viel riskanter ... der hat viel mehr Macht als Alexander Kekulé."
      [es folgt ein kurzes Geplänkel, das für das hiesige Thema nicht interessant ist]
      Böhmermann: "Ich versuch', das sehr diplomatisch zu formulieren. [...] Ich finde es schwierig, wenn man Leuten eine Bühne gibt, die eine Meinung vertreten, die man nur deswegen veröffentlicht, weil man sagt, man muss auch die andere Seite sehen – und es gibt Meinungen, die sind so durchtränkt von Menschenfeindlichkeit oder so motiviert von Dingen, die nichts damit zu tun haben, und zwar ersichtlich, dass ich mich manchmal frage, warum einige Leute bei dir sitzen."
      Lanz: "Menschenfeindlichkeit [Rest geht in der Reaktion von Böhmerman unter] ...?"
      Böhmermann: "Na ja, es gibt Positionen, die im Kern menschenfeindlich sind, also die Frage 'oder sollen wir's lassen' ... wie kann denn so was passieren?"

      zitiert nach
      https://www.youtube.com/watch?v=hWIMhqi01E…

      Was wirft er also Herrn Prof. Kekulé vor?
      Warum ausgerechnet Kekulé als Experte herangezogen wurde. Das ist exakt meine Rede.
      Die Aussage über die Menschenfeindlichkeit bezieht sich auf den "Zeit"-Artikel von Frau Lau, den er hier parallel als Beispiel heranzieht. Im letzten zitierten Satz benennt er diesen Satz noch einmal ausdrücklich als Beispiel für die Menschenfeindlichkeit. Herr Kekulé ist in diesem Beispiel ausdrücklich und eindeutig erkennbar nicht mit Menschenfeindlichkeit in Verbindung gebracht worden.

      Wenn Du aus dem Beitrag etwas Anderes herausfiltern kannst, das Deine These stützt - ich bin gespannt.

      Gruß
      Skywise

    • Vor 6 Tagen

      P. S.:
      Im Link etwa ab Minute 49:00

      Gruß
      Skywise

    • Vor 6 Tagen

      1.
      Und bei dir [d. i. Lanz] in der Sendung das Einladen von so Leuten wie Hendrik Streeck und Alexander Kekulé, wo man fachlich wirklich sagt, das ist keine gute Idee [...]"
      Lanz: "Wer sagt das?"
      Böhmermann: "Die Leute, die Ahnung haben davon. Wenn du mit Wissenschaftlern sprichst, die seit Jahren an dem Thema forschen - auf einmal taucht da ein Hallenser Mikrobiologe auf, der nichts publiziert hat, und sitzt in der Sendung ...".

      2.
      "Ich versuch', das sehr diplomatisch zu formulieren. [...] Ich finde es schwierig, wenn man Leuten eine Bühne gibt, die eine Meinung vertreten, die man nur deswegen veröffentlicht, weil man sagt, man muss auch die andere Seite sehen –

      3.
      und es gibt Meinungen, die sind so durchtränkt von Menschenfeindlichkeit oder so motiviert von Dingen, die nichts damit zu tun haben, und zwar ersichtlich, dass ich mich manchmal frage, warum einige Leute bei dir sitzen."

      Der erste Absatz bezieht sich auf die Virologen.

      Ich denke auch, dass sich der zweite Absatz noch auf die Virologen bezieht oder auch seltsam vermischt mit der Kritik an Miriam Lau.

      Ja, die Menschenfeindlichkeit bezieht sich nur auf Lau.

      Es ist im ersten Absatz trotzdem überheblich die Expertise von Streek und Kekule zu diskreditieren, auf Grund Meinungen anderer Virologen.
      Meines Erachtens geht es Böhmermann hauptsächlich darum, andere Meinungen, die von seiner eigenen abweichen, zu diskreditieren, Und auch weil zufällig beide geschmähten Virologen vielleicht auch andere politische Ansichten haben. Die Motivation für Böhmermann ist politischer Aktivismus und nicht die Klärung einer sehr komplexen Frage, wie mit der Pandemie umzugehen ist.
      Und da gab es international sehr unterschiedliche wissenschaftliche Expertenmeinungen und Strategien die Teilweise sehr viel stärker von der Böhmermannschen erlaubten Meinung abwichen.

      Die Aufgabe des öffentlichen Rundfunks ist Meinungspluralismus.

      Gerade bei Kekulé, der übrigens in den Jahren 2003 bis 2015 in der Schutzkommission beim Bundesministerium des Innern und die Bundesregierung zum Thema Seuchenschutz beraten hat, ist das versuchte Canceln meiner Meinung nach sehr unangebracht.

      Ist dir eigentlich bewusst, dass Virologen Forschungsergebnisse studieren können, und dann durchaus eine qualifizierte Meinung kundtun können?

      Kannst du dir auch Vorstellen, dass es bei der Pandemie um weit mehr ging, als darum wie sich das Virus genau zu verhalten hat, und dass jemand der zu Seuchenbekämpfung forscht evtl. etwas beitragen könnte?

      Mal eine Frage:
      Haben deine beiden Virologen eigentlich jahrelang an Coronaviren geforscht, oder war dies auch keine echte Expertise?

    • Vor 6 Tagen

      ich kann nicht in worte fassen, wie sehr mich afd-versteher, wie du es zu sein scheinst, ankotzen.

      du solltest ernsthaft eine selbstlöschung in betracht ziehen.

    • Vor 6 Tagen

      Viel Text, wenig Ehr

    • Vor 6 Tagen

      @Colt Cobalt:
      "Es ist im ersten Absatz trotzdem überheblich die Expertise von Streek und Kekule zu diskreditieren, auf Grund Meinungen anderer Virologen."
      Jetzt mal abgesehen davon, daß er Herrn Prof. Streeck zu keinem Zeitpunkt angeht - nein, ist es nicht. Weil er überprüfbare Fakten zu Herrn Prof. Kekulé nennt, nämlich die wenigen und zeitweise weit zurückliegenden Veröffentlichungen zu Viren allgemein und die völlig fehlenden Forschungen zu Corona-Viren allgemein.
      Ich finde es allerdings überheblich von Dir, Herrn Böhmermann zu diskreditieren ohne ausreichende Nennung von Fakten. ich nehme an, Du kannst keinerlei Expertise zu Viren vorweisen, dementsprechend nicht überprüfen, wie valide die Begründungen von Herrn Prof. Kekulé waren. Das Einzige, was Du anzubieten hast, besteht darin, daß Du ihm zustimmst. In was auch immer. Ob er wirklich richtig lag, noch dazu in sämtlichen Details, kannst Du nicht beurteilen.

      "Meines Erachtens geht es Böhmermann hauptsächlich darum, andere Meinungen, die von seiner eigenen abweichen, zu diskreditieren,"
      Ich könnte jetzt meinen vorigen Absatz hier copy-pasten.

      "Die Motivation für Böhmermann ist politischer Aktivismus und nicht die Klärung einer sehr komplexen Frage, wie mit der Pandemie umzugehen ist."
      Das ist aber auch nicht die Frage, mit der sich Jan Böhmermann beschäftigt. Um genau zu sein, interessiert ihn dieser Punkt auch an der Stelle überhaupt nicht. Er beruft sich auf jenes Triell, dem er beigewohnt hat, und bei dem bestimmte Gegenüberstellungen angekreidet wurden. Er selbst stimmt dem Triell offensichtlich zu, und das kann ich sehr gut nachvollziehen, wenn er sagt, daß man einer menschenfeindlichen Meinung nicht unbedingt eine Bühne bieten muß. Und ich verstehe auch, daß er es nicht gut findet, wenn ein wissenschaftlicher Dialog in der Öffentlichkeit zwischen Leuten stattfinden, die nicht auf demselben Level agieren.
      Normalerweise wäre diese Diskrepanz egal. Jetzt befanden wir uns aber in einer Pandemie und das Thema ist die Gesundheit, meint: der Schutz vor einem Virus. Wenn das Publikum, wovon wir mal großzügig ausgehen wollen, nicht den blassesten Schimmer von den medizinischen Details und von den neuesten, teilweise erst wenige Stunden alten Erkenntnissen im Bereich der Forschung hat - wie nimmt es die Diskutierenden dann wahr? Ich halte es für extrem wahrscheinlich, daß sich das zuschauende Individuum im Laufe einer Diskussion zwischen den beiden Diskutierenden einen Favoriten raussucht, wie auch immer die Auswahl geschehen mag. Und dann diesem einen mehr glaubt als dem anderen. Schön und gut, aber wenn dieser Eine deutlich mehr Scheiße labert als jener Andere, denn Nachweise werden in solchen Sendungen ja nicht gefahren, was könnte das für gesundheitliche Auswirkungen auf das Publikum und - wir sind bei Corona - auf deren Umfeld haben?

      Ich war und bin der Meinung, derart wissenschaftliche Diskussionen rund um Corona gehören nicht in die Öffentlichkeit. Kommunikation - ja. Vor allem um der Transparenz willen. Aber die Diskussionen sollen dort laufen, wo man die Argumente und die Belege auch sinnvoll sichten und bewerten kann, nicht vor einem Haufen Laien. Unter anderem auch deshalb, weil man dort die weiteren Entwicklungen im Blick hat, sogar haben muß. Irgendeine Meinung rauszublöken, die einen Tag später falsifiziert wird, kann während einer Pandemie tödliche Folgen haben.

      "Und da gab es international sehr unterschiedliche wissenschaftliche Expertenmeinungen und Strategien die Teilweise sehr viel stärker von der Böhmermannschen erlaubten Meinung abwichen."
      Böhmermann will doch überhaupt nicht auf eine "erlaubte Meinung" hinaus.

      "Die Aufgabe des öffentlichen Rundfunks ist Meinungspluralismus."
      Wissenschaftliche Expertise ist aber keine Meinung.

      "Gerade bei Kekulé, der übrigens in den Jahren 2003 bis 2015 in der Schutzkommission beim Bundesministerium des Innern und die Bundesregierung zum Thema Seuchenschutz beraten hat, ist das versuchte Canceln meiner Meinung nach sehr unangebracht."
      Ich hab' am letzten Montag tatsächlich noch Witze gemacht über Leute, die der Meinung sind, Mediziner seien Mediziner, und die deshalb mit ihrer Kuh bei ihrem Hausarzt im Wartezimmer sitzen.

      "Ist dir eigentlich bewusst, dass Virologen Forschungsergebnisse studieren können, und dann durchaus eine qualifizierte Meinung kundtun können?"
      Ich habe übrigens mein BWL-Studium mit einem Diplom abgeschlossen. Somit existiert der Nachweis, daß ich ebenfalls in der Lage bin, wissenschaftlich zu arbeiten. Und ich kann auch Forschungsergebnisse studieren. Die Forschungsergebnisse allein werden mir allerdings erst mal nicht - bei meiner aktuellen Motivation: voraussichtlich niemals - reichen, um mich wieder auf ein Niveau zu wuchten, auf dem ich mit Leuten mitreden kann, die in der Theorie dicker drinstecken als ich, weil sie aktuell in diesem Bereich forschen. Und jetzt rede ich hier nur von BWL, also einem Gebiet, das gegenwärtig nicht unter einem solchen Druck steht, wie das während Corona im medizinischen Bereich der Fall war. In den ersten drei "offiziellen" Monaten Corona, also bis April '20, wurden weltweit mehrere hundert Veröffentlichungen zu dem Thema vorgelegt. Entweder hat man da ein Team, mit dem man gepflegt zusammenarbeitet, oder man hat nicht den Hauch einer Chance, überhaupt etwas zu reißen. Und wenn man dann noch nicht mal wirklich in der Materie drin steckt, heißt: über die ganze SARS-CoV-Scheiße von vor einigen Jahren, halbwegs Bescheid weiß, idealerweise in dem Bereich geforscht hat, der braucht deutlich länger, um sich in die Geschichte reinzufuchsen. Und dann muß er sich immer auf dem Laufenden halten.

      "Kannst du dir auch Vorstellen, dass es bei der Pandemie um weit mehr ging, als darum wie sich das Virus genau zu verhalten hat, und dass jemand der zu Seuchenbekämpfung forscht evtl. etwas beitragen könnte?"
      Vorstellen kann ich mir eine ganze Menge.
      Darf ich mal die Frage ein wenig anders formulieren?
      Herr Prof. Kekulé war lange Jahre Bestandteil der Schutzkommission beim Bundesministerium des Innern, sehr richtig. Worin bestand hier genau seine Leistung und wie hat sich diese bei der Seuchenbekämpfung anno 2020ff. bemerkbar gemacht?

      Die Schutzkommission war im Prinzip nie mehr als ein etwas zahnloser Tiger, der vor allem Infrastrukturfragen diskutiert hat. Wenn es zu einem Problem kommt - wie kann man in Deutschland darauf reagieren? Wie kann man warnen, wie kann man Teile der Bevölkerung im Ernstfall mit Lebensmitteln oder medizinisch versorgen? Man sollte Schutzmaßnahmen organisieren und verwalten können, das sind die Fragen, die dort diskutiert wurden. Aus rein medizinischer Sicht war es natürlich wichtig, die Abläufe zu kennen, die bei Hilfeleistungen notwendig wurden, aber es ging zu keinem einzigen Zeitpunkt wirklich darum, konkrete Gegenmaßnahmen gegen bestimmte Erreger einzukalkulieren. Die Meinung von Herrn Prof. Kekulé in seiner Eigenschaft als Mikrobiologe und als Virologe mögen ein paar kleine Unterschiede gemacht haben - gebe ich ihm gern. Aber dabei ging es wahrscheinlich eher um Grundsätze, um die allgemeine Wirkungsweise von Viren und anderen Erregern, nicht um präzise Fragen zu bestimmten Erregern. Das wären Fragen gewesen, die man gestellt hätte, wenn man sich gegen bestimmte mutationsfreudige Erreger hätte wappnen wollen. Vielleicht hat man die Fragen sogar gestellt, was weiß ich. Ausreichende Vorsichtsmaßnahmen hat man aber gegen bestimmte Erreger nicht erhoben, sonst hätte man das ja sicher bei Corona gemerkt.
      (übrigens: man konnte keine Vorsichtsmaßnahmen erheben, weil die im Regelfall darin bestanden hätten, sich bestimmte Materialien auf Halde zu legen. So lustige Sachen wie Schutzanzüge oder Gasmasken oder Sichtschutzbrillen etc. haben aber alle nur eine gewisse Haltbarkeit. Man hätte diese Maßnahmen der Bevölkerung nicht sinnvoll erklären können.)

      "Mal eine Frage:
      Haben deine beiden Virologen eigentlich jahrelang an Coronaviren geforscht, oder war dies auch keine echte Expertise?"
      Die Leute, die in meinem kleinen Donnerstagabend-Online-Stuhlkreis unregelmäßig vorbeigeschaut haben, waren ausnahmslos Leute, die mit Corona zu tun hatten. Von der Forschung über Krankenschwestern und/oder Ärzte, die in Notaufnahmen Schicht schoben, vom kaufmännischen Leiter eines Krankenhauses bis hin zu Mitarbeitern des Bundesministeriums für Gesundheit. Und halt ich als jemand, der berufsbedingt einige internationale Märkte ebenso im Blick hatte wie die Schutzmaßnahmen, die hausintern in die Wege geleitet werden mußten. Und der manchmal auch einfach nur zugehört hat.
      Gruß
      Skywise

    • Vor 5 Tagen

      Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.

    • Vor 5 Tagen

      Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.

    • Vor 5 Tagen

      Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.

    • Vor 5 Tagen

      Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.

    • Vor 5 Tagen

      Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.

    • Vor 5 Tagen

      Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.

    • Vor 5 Tagen

      @ceee3: ich habe das interview tatsächlich nur halb gelesen. frage mich aber, aus welcher motivation da überhaupt die afd thematisiert wird? eigentlich sollte es doch um musik gehen und nicht um spaltung der gesellschaft. im übrigen, dass eine deutschsprachige band, die noch dazu auf mundart macht, evtl auch leute anzieht, die wo nicht dem politischen mainstream huldigen, sollte jetzt nicht allzu verwunderlich sein.

    • Vor 5 Tagen

      Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.

    • Vor 5 Tagen

      Wer Begriffe wie Systemlinge, Genderfetischisten und Asyltourismusbefürworter benutzt, hat ganz offensichtlich kein Interesse an der Wahrung irgendeiner Diskussionskultur oder der Vermeidung von Spaltung.

      Ich vergebe 1/5 Trollpunkten

    • Vor 5 Tagen

      Gruß zurück. Der politische Mainstream pflegt doch auch sehr gerne seine Kampfbegriffe. Sieht man doch wie schnell hier Andersdenkenden der Nazistempel aufgedrückt wird. Wenn du mal selbst darüber nachdenkst sind diese Begriffe zwar polemisch überhöht, aber dennoch sachlich richtig. Aber verstehe schon, dass ihr es mit Sachlichkeit nicht so habt.

    • Vor 5 Tagen

      @Borsti68:
      "Aber auch im eigenen Land haben wir eine AfD auf Platz zwei in der Sonntagsfrage. Das bezeichnest du auf dem kommenden 'Zeitreise'-Livealbum richtigerweise als 'Horror'."
      So lautete die Frage, die das Thema auslöste.
      Kann man finden, indem man beispielsweise die Suchfunktion nutzt. Dort wäre das nämlich der allererste Treffer gewesen. Oder indem man sich tatsächlich mal das Interview halb durchliest, wie Du behauptest, denn es wäre die dritte Frage.
      Gruß
      Skywise

    • Vor 5 Tagen

      @eichenstahl:
      "Der politische Mainstream pflegt doch auch sehr gerne seine Kampfbegriffe. Sieht man doch wie schnell hier Andersdenkenden der Nazistempel aufgedrückt wird."
      Wo wird hier von wem Andersdenkenden der Nazistempel aufgedrückt?
      Gruß
      Skywise

    • Vor 5 Tagen

      Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.

    • Vor 5 Tagen

      @Skywise: habe das sehr wohl bis zu dieser stelle gelesen, widerspricht ja auch null dem was ich sagte. das thema afd wird nur allzu gerne aufgegriffen um sich wieder zu positionieren und vor allem über andere zu erheben. die afd ist eine demokratische partei und wenn einer der parteigänger ein bap konzert besucht, dann ist dies nicht verwerflich.

    • Vor 5 Tagen

      Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.

    • Vor 5 Tagen

      "Der politische Mainstream pflegt doch auch sehr gerne seine Kampfbegriffe."

      Aber die anderen doch auch! Wähwäh!

      Du kannst ja nichtmal auf meinen Kommentar eingehen, ohne mich sofort in eine bestimmte Ecke einzusortieren.

      Und einerseits zuzugeben polemisch zu agieren und im gleichen Zug Sachlichkeit für sich zu markieren, ist dann doch schon recht traurig.

      "Polemik (von griechisch πολεμικός polemikós ‚feindselig‘ bzw. πόλεμος pólemos ‚Krieg, Streit‘) bezeichnet einen meist scharfen Meinungsstreit im Rahmen politischer, literarischer oder wissenschaftlicher Diskussionen. Ziel ist, die eigene Meinung auch dann durchzusetzen, wenn sie sachlich nicht oder nur teilweise mit der Realität übereinstimmt.”

      Ist halt wirklich unter aller Kanone, was du hier diskussionstechnisch ablieferst. Da musst du dich wirklich nicht wundern, wenn hier die meisten weiser als ich sind und von vornerein keinen Bock auf dein niederes Getrolle haben.

    • Vor 5 Tagen

      @Borsti68:
      Wenn Du es bis zu der Stelle gelesen hast, warum fragst Du dann danach?

      "die afd ist eine demokratische partei"
      Die Aussage wirst Du sicher begründen können ...?
      Gruß
      Skywise

    • Vor 5 Tagen

      "die afd ist eine demokratische partei und wenn einer der parteigänger ein bap konzert besucht, dann ist dies nicht verwerflich."

      *Rechtskräftiger Beweis dafür angesichts der vielen Verwassungsschutzbeobachtungen noch ausstehend und wohl eher fraglich

    • Vor 5 Tagen

      @Skywise: die afd nimmt an den demokratischen wahlprozessen teil und akzeptiert das ergebnis. ihre innere ordnung entspricht demokratischen grundsätzen und es konnte noch nicht festgestellt werden, dass sie verfassungsfeindlich agiert. klartext, aktuell ist es möglich sie zu wählen.

    • Vor 5 Tagen

      @Borsti: "ich habe das interview tatsächlich nur halb gelesen. frage mich aber, aus welcher motivation da überhaupt die afd thematisiert wird? "

      Na dann lies das Interview mal ganz. Ich hab die Tage gelernt, dass das zweitberühmteste Lied von BAP das hier ist und das der Band ziemlich am Herzen liegt.

      https://www.bap.de/songtext/kristallnaach/

      Als der Song 1982 veröffentlicht wurde, war sowas noch in Ordnung, heutzutage kann man sowas nicht mehr bringen, da gibt es Leute, die von dem Text getriggert werden. Und Wolfgang Niedecken hat eine politische Meinung (siehe auch den Songtext oben), diskutiert darüber aber nicht. Denn er ist am Ende des Tages Entertainer und möchte seinem Publikum eine gute Zeit bieten und sich eben NICHT auf Arbeit einer Diskussion mit AfD-Wählern stellen, wie du es oben in deiner Antwort formulierst... er möchte während seiner Konzerte eher, dass die Leute den Gedanken an Politik verdrängen.

      Und wenn man sich die Kommentare auf deine Antwort mal anschaut, dann sieht man schon, was gemeint ist. Du redest in deinen anderen Kommentaren hier zwar nicht viel, aber wenigstens ein bisschen über Musik. Die beiden Flachzangen, die sich extra für die Kommentare hier neu angemeldet haben, reden hingegen gar nicht über Musik. Wir sind hier aber auf einer Musikseite.

      Und das ist das Ding - es wirkt so, als wenn man manche Leute nur noch ein einziges Thema in ihrem Leben haben und bei jeder Gelegenheit über die AfD sprechen müssen - egal, wie unpassend es ist. Man könnte diese Leute auch fragen, wie das Wetter bei ihnen ist, wie sie eine leckere Linsensuppe zubereiten oder ob der neue K-Pop-Comedown genuin slappt - sie würden in jedem Fall von den Konservativen/Rechten schwärmen und über die Linksgrünen schimpfen.

    • Vor 5 Tagen

      @Borsti68:
      "die afd nimmt an den demokratischen wahlprozessen teil und akzeptiert das ergebnis. ihre innere ordnung entspricht demokratischen grundsätzen und es konnte noch nicht festgestellt werden, dass sie verfassungsfeindlich agiert. klartext, aktuell ist es möglich sie zu wählen."
      Dir ist schon klar, daß das auch für die NSDAP galt, ehe sie an die Macht kam? Also war die NSDAP für Dich eine demokratische Partei?
      Gruß
      Skywise

    • Vor 5 Tagen

      Borsti, der Umstand, dass dir AfD gewählt werden kann, ergo nicht verboten ist, besagt nicht, dass sie demokratisch ist.
      Ein Parteiverbot ist aus guten Gründen an sehr hohe Anforderungen geknüpft. Neben denen, die in Art. 21 Abs. 2 GG genannt sind (bitte lesen, falls du wirklich an der Thematik interessiert bist), setzt das Bundesverfassungsgericht weitere Hürden (s. zB Wikipedia zu Parteiverbot):
      „Über den Wortlaut des Art. 21 Abs. 2 GG hinaus forderte das Bundesverfassungsgericht zunächst, dass neben einer verfassungsfeindlichen Einstellung auch ein aggressiv-kämpferisches Vorgehen gegen die bestehende Ordnung hinzukommen müsse.[12] Das Bundesverfassungsgericht fasste dies in seinem Urteil zum KPD-Verbotsverfahren[13] von 1956 so zusammen:
      „Eine Partei ist nicht schon dann verfassungswidrig, wenn sie die obersten Prinzipien einer freiheitlichen demokratischen Grundordnung […] nicht anerkennt; es muß vielmehr eine aktiv kämpferische, aggressive Haltung gegenüber der bestehenden Ordnung hinzukommen.“
      Im zweiten NPD-Verbotsverfahren hat das Bundesverfassungsgericht diese Formel weiterentwickelt, indem es aus dem Tatbestandsmerkmal des „Darauf Ausgehens“ abgeleitet hat, dies setze ein planvolles Handeln voraus, das im Sinne einer qualifizierten Vorbereitungshandlung auf die Beeinträchtigung oder Beseitigung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung oder auf die Gefährdung des Bestandes der Bundesrepublik Deutschland gerichtet ist.“

      Nochmals: nicht verboten zu sein, heißt nicht, demokratisch zu sein.
      Eine Partei, in der die mächtigste Person Höcke ist, der wie ein Verwaltungsgericht und eine Staatsanwaltschaft meinen, rechtmäßig als Faschist und Nazi betitelt werden darf, ist meines Erachtens demokratiefeindlich - und wer sie wählt, stellt sich aktiv gegen die deutsche Verfassung. Er schadet unserem Land in jeder Hinsicht, deswegen lehnt u.a. der Großteil der deutschen Wirtschaft die AfD ab.