laut.de-Kritik

Zu Hülf! Bea Ramone rockt die Après-Ski-Party.

Review von

Je belangloser eine Platte musikalisch wie inhaltlich ausfällt, desto blumiger schießen meist die Versprechungen in den zugehörigen Presseinfos ins Kraut. Dieser Theorie zufolge, lässt Beatrice Eglis neuer Longplayer Schlimmes befürchten:

"Mit 'Kick Im Augenblick' macht die Sängerin nun den nächsten, den vielleicht größten und auch mutigsten Schritt in ihrer bisherigen Karriere", schwadronieren die Labelverantwortlichen da, "wie auch schon der Name ihres mittlerweile vierten Albums verrät: ein ungewöhnlich moderner, frecher Plattentitel, mit dem Beatrice Egli einmal mehr ihre Ausnahmestellung im deutschsprachigen Schlager untermauert." Ernsthaft? Man weiß gar nicht, wo man das Brecheisen zuerst ansetzen soll.

Einen "Schritt", vielleicht sogar den "größten und auch mutigsten in ihrer bisherigen Karriere", erkennt hier nur, wer in völliger Verzückung durch die rosarote Brille auf die einstige DSDS-Gewinnerin und ihr Schaffen blickt. Allen anderen offenbart sich "Kick Im Augenblick" als das, was es ist: eine in vierzehn belanglose Schlagerliedchen gegossene Demonstration künstlerischer Stagnation.

Diese Platte bietet nichts, rein gar nichts, das es - insbesondere im deutschsprachigen Schlager, so viel zu Beatrice' "Ausnahmestellung" - nicht schon hunderte Male zuvor gegeben hätte. "Kick Im Augenblick" bietet von vorne bis hinten genau, was der Käufer erwartet:

Die gebrauchten Melodien, die immer gleichen Après-Ski-Hütten-tauglichen Synthie-Bummsbeats, die hier und da durch den Hintergrund jaulenden E-Gitarren, die wenigen ruhigeren Nummern natürlich als klassische Klavierballade mit dramatischer Streicherbegleitung in Szene gesetzt ... all das habe ich schon so oft als in höchstem Maße langweilig und absehbar angeprangert, für derart ausgelutschten Klischeerotz gehen mir mittlerweile echt die frischen Schmähungen aus.

Mehr Déjà-vu geht nicht, denkste? Dann schwenken wir den Radar auf die Texte: Herr im Himmel, man könnte glatt den Eindruck gewinnen, das Vokabular der Schweizerin umfasse gerade einmal 50 Wörter. Herz und Schmerz. Feuer und Sturm. Sonne, Mond und Sterne. Liebesfreud' und Liebesleid. Glück. Fliegen. Karussell fahren. Fehlt noch was?

Ja, klar: Lebensratschläge! "Einmal up und einmal down, doch du musst nach vorne schau'n." So einfach ist das? Aber, hallo! "Hab' etwas Mut, und alles wird gut." Hauptsache, man behält - wie auch immer das aussehen soll - das große Ziel im Auge und den Kopf oben: "Wir geben alles, nur nicht auf. Aus den Steinen im Weg haben wir uns ein Schloss gebaut": eine Metapher wie aus dem Baumarkt.

"Sag' ihm schöne Grüße, mir geht es einfach toll, jeder Tag ist Rock'n'Roll, ich fall' auf die Füße." Alter, hoffentlich reicht "Rock'n'Roll" aus, um die Punkrock-Ausmaße einer Beatrice Egli zu beschreiben. "Wir sind gut drauf, verrückt und froh." Vor allem verrückt, voll crazy - was sich darin manifestiert, am Samstagabend tanzen zu gehen.

Das muss dann wohl "ungewöhnlich modern und frech" sein, wie der Plattentitel. Bei dem denken ja wohl höchstens diejenigen an Tic Tac Toe, die bei "Bitte Bitte" (vergeblich) auf ein Ärzte-Cover hoffen und bei "Weck Mich Auf" eine Neuauflage von Samys Hitsingle für möglich halten (was natürlich genauso wenig passiert).

Statt dessen: "Ich glaub', ich flipp' gleich aus. Wir rocken heut' das Haus." Zu Hülf! Das wirkt dermaßen rebellisch, wild und ungezügelt, es kann sich nur noch um Tage handeln, bis sich die Egli offiziell in Bea Ramone umbenennt: "One - two - three - four - crash - boom - bang!"

Trackliste

  1. 1. Fliegen
  2. 2. Kick Im Augenblick
  3. 3. Karussell
  4. 4. Ich Bin Da
  5. 5. Die Musik Sind Wir
  6. 6. Die Längste Nacht
  7. 7. Nichts Als Die Wahrheit
  8. 8. Jetzt Erst Recht
  9. 9. Sieben Mal Herz - Sieben Mal Schmerz
  10. 10. Bitte Bitte
  11. 11. Crash Boom Bang
  12. 12. Weck Mich Auf
  13. 13. Schöne Grüße
  14. 14. Komm Hör Auf, Mit Mir Zu Spielen

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7 Kommentare mit 20 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    Ich denke da eher an Tic Tac Toe's "und Warum? Für den Kick im Augenblick?"
    https://m.youtube.com/watch?v=S2lWV74yZ5o

  • Vor 7 Jahren

    Ich kann diese sogenannte Kritik hier nicht nachvollziehen. Klar orientiert sie sich an den deutschen Schlagergiganten wie Fischer, Berg oder Petry. nur sehe ich nicht, warum man hier Kritik äußern sollte. Ich denke Beatrice kann das ganz gut einordnen und genießt jetzt ihre 15 Minuten ruhm, wobei das ja jetzt scho mehr als wie 15 Minuten sind. VOn einem Onehitwonder kann man also hier nicht sprechen.

    Und warum man wegen den Texten maulen muss, raff ich auch nicht, Hallo? Das ist deutscher Schlager. Wollt ihr da irgendwelches Künstlerzeug hören um euch Distinktionsgewinne zu verschaffen? Bei AC/DC meckert auch keiner über die Texte oder die Musik, die sich seit Jahrzentem nicht ändern. Ne, die Kritik läuft hier ins Lee

    • Vor 7 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 7 Jahren

      "Sie macht halt genau das was sie machen will"

      das glaubst du doch selbyst nicht, oder?
      die macht genau das, was das produzententeam von ihr will, denen sie mit ihrer dsds-teilnahme ihre seele verkauft hat.

    • Vor 7 Jahren

      "Bei AC/DC meckert auch keiner über die Texte oder die Musik, die sich seit Jahrzentem nicht ändern."

      Logisch. :D

    • Vor 7 Jahren

      Und selbst schlechte Platten bekommen keine 1Punkte Wertung, weil halt immer irgendwie Back in Black mitschwingt. Egli hat halt kein BiB.

    • Vor 7 Jahren

      Euch will ich mal erleben, wenn ihr kräftig am feiern seit und dann deutscher schlager gespielt wird. jeder sagt zwar, er würde das niemals hören, nur kann dann auf einmal jedermann die texte mitsingen. genau wi mit der BILD. jeder leugnet sie zu lesen , kennt aber die schlagzeilen. das passiert immer dann, wenn sich jemand einen vermeintlich schlauen anstruch geben will weil er angst hat, man können ihn wegen seines geschmacks auslachen. so ein verhalten ist aber leider total unreif, um es mal milde auszudrücken.

      außerdem läuft in jeder disko schlager. da kenne ich mich aus und da braucht ihr keine lügen rumzuerzählen. ich war hier in der umgebung schon in einigen diskos und selbst in den hannoverschen kneipen wird Helene Fischer und Egli gespielt. das könnt ihr nun mal nicht wegreden, diese tatsachen.

      und ich widerhole mich: Merkmale dee Schlagers sind, einfach klare aussagen, betonung auf emotionen und gute stimmung und melodien mit wiedererkennungswert. das ist doch bei eurer musik auch nicht groß anders. meinetwegen brauchen die halt doppelt so viele wörter um einen satz zu beenden. am ende kommts dann aber auf das an, was ein sänger aussagen will und nicht darauf, ob er ein ganzes wörterbuch in den texten verwendet.

      ob schüützenfeste, erntefest, vereins oder feuerwehrfeiern. der deutsche schlager ist tief verwurzelt im lebe nder Deutschen. das schafft keine andere musikrichtung, da sie nicht die relevanz besitzt.

    • Vor 7 Jahren

      "ob schüützenfeste, erntefest, vereins oder feuerwehrfeiern. der deutsche schlager ist tief verwurzelt im lebe nder Deutschen. das schafft keine andere musikrichtung, da sie nicht die relevanz besitzt."

      da gehört der schlager hin: auf die feierlichkeiten fleisch gewordener, deutscher spiessigkeit!
      ekelhaft wie eine siffende eiterwunde.

    • Vor 7 Jahren

      würde "Onehitwonder" nicht implizieren dass man mal n Hit hatte?
      gut, ich hör auch kein Radio

  • Vor 7 Jahren

    Musik für Leute die "von allem was hören"...