laut.de-Kritik

Wer sonst wickelt den Hörer so charmant um den Finger?

Review von

Der Mann mit der bekloppten Brille ist wieder da! Hat man das bei Elton John nicht auch immer gesagt? Whatever, lassen wir das, denn diese Vergleiche führen zu nichts ... Gut, beide sind wohl die Besten ihrer Zeit am Piano. Nur: die von Sir Elton liegt sicher in der Vergangenheit, während Ben ... Nun, man muss sich eingestehen, dass auch Folds auf "Songs For Silverman" zu Schnulzen und Kitsch neigt.

Doch kann ihm das keiner verübeln - geht Ben Folds immerhin scharf auf die Vierzig zu. Da versuchen andere noch einmal ihre Jugend herauszukehren (Ben vergnügt sich damit, auf seine Idole zurückzugreifen und produziert William Shatners Album "Has Been") oder kehren dem beschwerlichen Rockstar-Zirkus lieber den Rücken zu.

Hätte auch Folds das Musikgeschäft verlassen, es wäre eine große Lücke entstanden. Wer sonst wickelt den Hörer so charmant mit seinem Klavier und wahnsinnig eingängigen Melodien um den Finger? Klang sein letztes reguläres (Meister-)Werk "Rockin' The Suburbs" noch sehr kraftvoll, nimmt Ben den Druck nun ein Stück heraus. Es schrauben sich keine Streicher mehr in den Himmel. Dafür holte er sich Verstärkung ins Studio.

Mit festem Drummer und Bassisten mutet die Besetzung auf "Songs For Silverman" wieder wie bei seiner Band Ben Folds Five an. Und das klingt gut: Sowohl liebliche Songs wie "Gracie" (auf dem dann doch Streicher das Klavier untermalen) oder der traurige Love-Song "Landed", als auch Stücke mit mehr Drive (das schwungvolle "Trusted", das verspielte "You To Thank" oder der zwischen stoisch und fließend schwankende Ohrwurm "Bastard") überzeugen auf ganzer Linie.

Folds lässt einen mitfühlen. Auch wenn die Höhen und Tiefen nicht mehr ganz so extrem zu spüren sind wie auf früheren Alben, schickt er den Hörer auf eine Reise durch die eigene Gefühlswelt. Der wie ein kurzer, starker Windstoß aufbrausende Refrain in "Trusted" lässt einen jubeln, nur um das Gemüt in den ruhigeren Momenten wieder dunkel zu stimmen.

Am meisten zu Herzen geht jedoch "Late": Eine Hommage an den Songwriter Elliott Smith, der 2003 Selbstmord beging. Trotz trauriger Geschichten darf man bei Ben noch getrost mit einem Lächeln auf dem Gesicht träumen, während das Klavier aus den Boxen schallt. "It's Ok if you don't know everything", beruhigt uns der Mann am Piano. Und genau das ist es, was wir von Ben Folds wollen: Sanft in der Schönheit seiner Songs schwelgen.

Trackliste

  1. 1. Bastard
  2. 2. You To Thanks
  3. 3. Jesusland
  4. 4. Landed
  5. 5. Gracie
  6. 6. Trusted
  7. 7. Give Judy My Notice
  8. 8. Late
  9. 9. Sentimental Guy
  10. 10. Time
  11. 11. Prison Food

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7 Kommentare

  • Vor 18 Jahren

    Ich hab mir gerade das neue Album von Ben Folds angehoert und wollte mal sehen ob hier jemand auch schon etwas vom neuen Album gehoert hat.

    Nach langem Warten war ich doch schon ein wenig gespannt auf das neue Album und muss sagen das ich bisher doch ein wenig enttaeuscht bin.

    Das neue Album "Songs for Silverman" ist sehr ruhig und typisch Ben Folds. Was mir bisher jedoch fehlt sind die Hymnen die noch "Rocking the Suburbs" waren. Wie immer ist Folds timme wunderschoen und seine Lyrics sind wohl der Hoehepunkt des Albums.

    "I am disappointed in you but I thought you could read my mind but I came home early and saw that my drawer was open. Looks like you have been reading my diary. .... Seems to me if you can not trust, you can not be trusted." ("TRUSTED")

    Oder...

    "Time takes time...You know" ("TIME")

    Alles in allem ist es ein wunderschoenes Pop Album was wohl vielen gefallen wird. Aber ich hatte doch ein wenig mehr Kreativitaet erwartet. Aber vielleicht waechst das Album mit der Zeit ja auch. Schaun mer mal...

  • Vor 18 Jahren

    traumhaftes album...

    die b-seiten, allen voran das dr.dre cover "bitches ain't shit" sind auch ein großer spass ;)

  • Vor 18 Jahren

    ui, neues Ben Folds Album und ich habe mal wieder nichts mitbekommen... *grml* Ich werde es mir aufjedenfall auchmal anhören :)

  • Vor 18 Jahren

    kenn bisher nur "Give Judy My Notice", der einzige Song der EPs, der es auch auf das Album geschafft hat. Und gerade das macht mich ein bisschen skeptisch, weil so dolle fand ich die Nummer nicht. Aber abwarten, eigentlich ist Ben Folds ja einer von den Guten. Und sofern er nicht alle seine Kreativität für Herrn Shatner verballert hat, wirds schon schiefgehen :)

  • Vor 18 Jahren

    mich ärgert bei dem Shatner Album, das Shatner da mitmacht :D Ich habe es zu Weihnachten bekommen und nachdem ich schon bereits 3 Songs so gehört hatte, war ich erst total angetan aber dann 3-4mal gehört und danach wars einfach nur noch schnarchig. Einzigst und allein die momente, wo Ben Folds eher im Vordergrund steht, haben was auch auf die Dauer gelungenes an sich.

  • Vor 18 Jahren

    ich seh das ähnlich superschwein ;)

    ben folds ist find ich das volle genie.