laut.de-Kritik

Orchester-Traumwelten und durchgeknallte Soundcollagen.

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Und so schließt sich der Kreis: Showgirl Björk, die ihre Karriere als Model für irgendeinen Babykram im Fernsehen startete, kehrt zur Kamera zurück. Heute tritt sie im Gegensatz zu früher allerdings für Kommerzguerilla Lars von Trier auf die Leinwand und trotzt so Jahre später den Mächten des Kapitalismus.

Björk verkörpert im Film "Dancer In The Dark" die tschechische Immigrantin Selma, die zu erblinden droht und als einzigen Ausgleich zu ihrem leidgeschwängerten Leben in einer Laien-Musical-Gruppe auftritt. Zusätzlich zum Job als Hauptdarstellerin komponierte sie auch noch die Filmmusik und bekommt daher diese Zeilen gewidmet.

Der Auftakt der Platte erhielt nicht zu Unrecht den Namen "Overture" - so könnte dieser Track ebenfalls als Titelmusik für 'ne neue Startrek-Serie her halten. Die Illusion, dass Björk sich nun aber ohne "Krach" und Experimentierfreude durchs neue Jahrtausend mogelt, wird im zweiten Track jedoch gleich durch industriellen Baulärm zunichte gemacht. Gegen dessen Disharmonie die Isländerin sogleich ein für sie ungewöhnliches Mittel einsetzt: Das Musical - was in Anbetracht des Filmplots jedoch nicht verwundern sollte. Die folgenden zwei Songs hingegen könnte man sicherlich auch auf einer "normalen" Björkscheibe finden. Dagegen erinnern die beiden letzten Lieder doch wieder eher an Filmmusik, was möglicherweise an den Bläsern liegt.

Die Filmmusik zu "Dancer In The Dark" wirkt wie eine Hommage an die Gegensätze, womit von Trier sicherlich die richtige Künstlerin um den Soundtrack gebeten hat. Zwischen der Traumwelt, die durch ein ganzes Orchester suggeriert wird und Wirklichkeit, die mit Björks durchgeknallten Soundcollagen erzeugt wird, gibt es die komplette Platte hindurch ein Kräftemessen.

Zusammengefasst erfreut Björk immer wieder mit ihrer jugendlichen Unverblümtheit, unkonventionelle Musik zu schaffen und sich so von Altbekanntem loszusagen. Einziges Manko: 30 min. sind nicht mal 'ne Stunde!

Trackliste

  1. 1. Overture
  2. 2. Cvalda
  3. 3. I've Seen It All
  4. 4. Smith & Wesson (Scatter Heart)
  5. 5. In The Musicals
  6. 6. 141 Steps
  7. 7. New World

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