laut.de-Kritik

Italienischer Herz-Schmerz auf Englisch.

Review von

Wer sich nach einem Nick Drake-Song benennt, muss schon mal ein Guter sein, denkt man zunächst. Zumindest jemand mit gutem Geschmack und einem Hang zu melancholischen Klängen: Hinter Black Eyed Dog verbirgt sich der italienische Songschreiber Fabio Parrinello.

Noch nie gehört? In der Tat. Das zweite Album mit dem seltsamen Titel "Rhaianuledada (Songs To Sissy)" klingt jedenfalls von Anfang an dramatisch. Bereits das erste Stück "Roses" passt emotional zum dunklen Januar.

Mit rauer, tiefer Stimme und schluchzenden Klavier-Akkorden singt mit italienischem Herz-Schmerz - auf Englisch. Black Eyed Dog ist ein geschundener Hund, der durch die Welt stolpert. In den USA sucht er nach dem amerikanischen Traum, in England verbringt er seine Studienzeit, um schließlich wieder in die Heimat Italien aufzubrechen.

In Palermo arbeitet er nun an seinen bedrückenden, wohl eher erdrückenden Folk-Songs. Nick Drake, Elliott Smith, Smog, Bright Eyes und Devendra Banhart sind die Vorbilder.

Man muss tatsächlich in der passenden Stimmung sein, um Songs, wie "All 4 You" oder "Bullet Proof" gebührend aufzunehmen. Entweder vertieft man sich in die verzweifelte Lage des Protagonisten und lässt die Gedanken in die Ferne schweifen oder aber man empfindet die vibrierende Stimme als aufdringlich und belastend.

Befremdlich erscheinen auch die Fotos auf der MySpace-Seite. Ich komme nicht ganz dahinter, was er mit dieser Auswahl eigentlich sagen will. Etwa "Look at me, I'm Fabio und ich bin der geilste Typ in Italien und Umgebung?" Oder ist er doch nur ein Familienmensch, der trotz rebellischen Ambitionen viel Zuneigung und Harmonie braucht?

Ab dem sechsten Song wird das Beben in der Kehle immer schlimmer. Die füllige Instrumentierung unterstreicht noch den Seelenschmerz. Ich stehe ja auf einsame Songwriter, die meist von der Liebe zerrissen sind. Aber so richtig nimmt man Fabio die Außenseiter-Position nicht ab.

So ist er beileibe kein Will Oldham. Einen Bill Callahan von Smog höre ich auch nicht heraus. Und um an die Gefühlswelt eines Nick Drake heranzukommen, reicht es nicht aus, sich nach einem seiner schönsten Stücke zu benennen. Unterm Strich mehr schwülstiger Kitsch als ernstzunehmende Depressionen.

Trackliste

  1. 1. Roses
  2. 2. Salina's
  3. 3. All 4 You
  4. 4. Honeysuckle Gal
  5. 5. Bullet Proof
  6. 6. Drink Me
  7. 7. I Got You In
  8. 8. The Way To My Heart
  9. 9. Daly Suicide
  10. 10. Lazy. B
  11. 11. Angel Eyes

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