laut.de-Kritik

Mit hängenden Zungen dem Elektrotrend hinterher.

Review von

Einen "amtlichen Abgang" attestierte der Kollege angesichts der üppigen Gästeliste dem Vorgänger "Monkey Business". Ach, wäre es doch ein solcher geblieben! "Welcome to the end" heißt es gleich zur Begrüßung. Und wenngleich damit angeblich der erste Hauptsatz der Thermodynamik zelebriert werden und die Buchstabenfolge E.N.D. für "energy never dies" stehen soll: Angemessener wurde dem Hörer selten Hallo gesagt. "The E.N.D." setzt einen schmerzhaften Schlusspunkt unter die rasante Bergab-Entwicklung einer einstmals interessanten Crew. Schlimmer gehts nicht.

Mit einem Strauß wirkungsvoll auf den Dancefloor zugeschnittener Tracks hätte ich mich möglicherweise anfreunden können. Funktionalität ist schließlich nicht zu verachten. Derart uninspirierten, ausgelutschten, langweiligen Rotz dann aber in Presseinfo, Interviews und Texten (die Bezeichnung "lyrics" verbietet sich angesichts der gequirlten Sinnentleertheit) penetrant als "next level shit" anzupreisen: eine einzige Frechheit.

Den "electro static funk" wollen die Black Eyed Peas erfunden haben. Dass ich nicht lache! Ganz von der Tatsache abgesehen, dass die einzigen homöopathischen Dosen Funk in einem bei der Budos Band entliehenen Sample (gut versteckt in "Imma Be") und in einer Bass-Bläser-Kombination in "Out Of My Head" bestehen: "The E.N.D." liefert nicht den kleinsten frischen Impuls.

Statt einen wie auch immer gearteten Trend zu setzen, hechelt man mit hängenden Zungen dem vor Jahren abgefahrenen Elektrozug hinterher. "I'm so 2008"? Ich empfehle dringend, hurtig ein Ohr auf die Schienen der Geschichte zu legen. Meine 25 Jahre alten, abgeranzten Soul Sonic Force- und Jonzun Crew-Platten benötigen keinen historischen Kontext, sie tönen im direkten Vergleich auch im 21. Jahrhundert um Welten futuristischer als jede einzelne Nummer auf "The E.N.D.".

Wen, bitteschön, sollen 1-2-3-4-Bummbumm-Beats, Claps aus der Retorte und ohnehin längst überstrapazierte Autotune-Gesänge noch hinterm Ofen hervorlocken? Vielerorts fehlt dem lieblosen Plastik-Gestampfe zu den beiden verwendeten 08/15-Stimmeffekten tatsächlich nur ein Megaphon, und wir wären in den (um Welten spaßigeren, weil ehrlicheren) Gefilden von Scooter angekommen: "Tonight's the night. Let's live it up!" Somebody say unmotiviert yeah.

"Ring-a-ling? Hello, hello?" Inhalt muss wohl von gestern sein. Außer hohlen Phrasen des Kalibers "I wanna rock right now" nix gewesen. Das macht die hundertzwölfte Wiederholung nicht gehaltvoller. Statt die sirupartige Trägheit des Screw zu entwickeln, verstärkt sich hier noch der Eindruck der vollkommenen Ideenlosigkeit. In derart dröger Umgebung rettet der eine oder andere passable Rap-Part eines der Herren den Freund auch nicht mehr.

"You can get electric shock from my flow." Einen Schock vielleicht, ja. Woraus zum Teufel schöpft Stacy Ferguson eigentlich ihr Selbstvertrauen? Mit der Vermarktung dieser Rezeptur könnte sie mühelos ein Vermögen machen und zudem aufhören, wehrloses Publikum zu quälen.

Sie wirft im Grunde nur die Frage auf, was schlimmer ist: ihre Versuche, rockig zu klingen, punkig gar, wie in "Now Generation", der peinliche Ausrutscher auf dem Dancehall-Parkett ("Electric City") oder das verzweifelte Streben nach einer lasziven, verführerischen Erscheinung. Letztlich erschöpft sich Fergies durchwegs seelenlose Performance in dem Hinweis auf "my humps, my humps, my humps, my humps" - oder hier eben "your love, your love, your love, your love". Himmel, "Where is the love?"

Trackliste

  1. 1. Boom Boom Pow
  2. 2. Rock That Body
  3. 3. Meet Me Halfway
  4. 4. Imma Be
  5. 5. I Gotta Feeling
  6. 6. Alive
  7. 7. Missing You
  8. 8. Ring-A-Ling
  9. 9. Party All The Time
  10. 10. Out Of My Head
  11. 11. Electric City
  12. 12. Showdown
  13. 13. Now Generation
  14. 14. One Tribe
  15. 15. Rockin To The Beat
  16. 16. Mare (Bonus)

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