laut.de-Kritik

Schmalz lass nach.

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Bon Jovi treten auf dem Cover von "The Circle" aus gleißendem Licht – was wollen sie uns damit sagen? Standen die Altrocker um Schwiegermamas Liebling Jon etwa kurz vor dem Exodus? Kommen sie nach dem Roadtrip "Lost Highway" zurück, um der Welt eine wichtige Mitteilung zu überbringen? Eine Nachricht vielleicht, die alles verändern könnte?

Sollte Letzteres der Fall sein, steht eine klebrig optimistische Zukunft bevor, anders formuliert: alles beim Alten. Denn Bon Jovi sind wieder mal vorne dabei bei der Vermittlung positiver Botschaften, etwa mit dem Allgemeinplatz der Single "We Weren't Born To Follow": "When life is a bitter pill to swallow you got to hold on to what you believe." und ganz im Stile eines Gospelchors antwortet man dem Erlöser Jon brav mit "Yeah", wenn der vorgibt: "Let me hear you say yeah".

Prägend für das weitere Kapitel Bon Jovi-Stadionrock pur ist und bleibt eben die Raubeinstimme des Frauenschwarms. Diese stellt auch das einzig Kantige an dem glatt und kalkuliert produzierten Album dar.

Trotz der Ankündigung, dass man back to the roots gehen wolle, wandeln die US-Rocker weiterhin auf dem Pfad der Saubermänner des Softrocks. Schnulzen à la "Bed Of Roses" bleiben aus – doch das hymnische "When We Were Beautiful" hätte man sich getrost sparen können. Zu lahm und eintönig kommt der Track daher: "Shalala" singen, war hier noch die kreativste Idee.

"Superman Tonight" könnte dem Namen entsprechend einem TV-Heldenepos zugeordnet werden. Der Track beginnt sachte, John-Boys Reibeisenstimme hebt an und pompös poppig – was auch sonst – kommt der Refrain: "I won't lie, I wish that I could be your Superman tonight". Schmalz lass nach.

Die Band kennt ihre Zielgruppe genau und pflegt weiterhin das Image der perfekten Schwiegersöhne. Und das mag nicht mal Fassade sein, zeigt die beigelegte DVD doch Bon Jovis Engagement für ein Häuserbau-Hilfsprojekt. In Schwarz-Weiß bekommt man aber auch Massagebehandlungen vor dem Gig oder Augenbrauen-Schneiden vor dem Fotoshooting aufs Auge gedrückt.

Herrlich normal wirken die Jungs da. Selbst Nicht-Bon-Jovi-Fans bietet die DVD so einen kurzweiligen Blick hinter die Kulissen der amerikanischen Vorzeigerocker. Und natürlich prangt ein großer FSK 0-Sticker auf dem Paket – explicit lyrics oder wüste Beschimpfungen bei Bon Jovi? Verdammte Scheiße, nein. So weit kommts noch!

Nicht, dass es derlei für ein gelungenes Rockalbum bräuchte - aber ein bisschen mehr Rock hätte es schon sein können. Viel Neues gibts ansonsten nicht zu berichten: Sonst wären Bon Jovi auch nicht Bon Jovi.

Trackliste

  1. 1. We Weren't Born To Follow
  2. 2. When We Were Beautiful
  3. 3. Work For The Working Man
  4. 4. Superman Tonight
  5. 5. Bullet
  6. 6. Thorn In My Side
  7. 7. Live Before You Die
  8. 8. Brokenpromiseland
  9. 9. Love's The Only Rule
  10. 10. Fast Cars
  11. 11. Happy Now
  12. 12. Learn To Love

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66 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    "I won't lie, I wish that I could be your Superman tonight"

    was ich an Bon Jovi u.a. unerträglich finde, ist der übermäßige gebrauch des Wörtchens "I".
    Das ist bei jedem Lied so... und der Rest des Textest gibt dann mir denn Rest :cry:
    Argh, ich wünschte meine Kolleginnen hätten Musikgeschmack, dann müsste ich das garnicht ertragen!

  • Vor 14 Jahren

    Bon Jovi, gibts die immernoch..

  • Vor 14 Jahren

    Ich hab' mir mal die Platte durchgehört. Naja, das Problem ist einfach, das was die New Jerseyer machen ist eigentlich nie schlecht, es ist aber fast immer Durchschnitt. Dann wurde die Platte noch von John Shanks produziert (macht's also nicht besser - sprich: Ohne Ecken und Kanten). Das was es eben halt manchmal ausmacht. Es müssen vielleicht nicht immer die eingängigen Melodien sein, sondern einfach nur wie die Musik arrangiert und produziert wird. Bon Jovi ist meiner Meinung nach immer noch Rock. Weil, ich drück's mal krass aus: Wenn Bon Jovi Pop wäre, dann Linkin Park beispielsweise aber auch. Ist natürlich ein anderes Genre und kann man nicht direkt miteinander vergleichen, aber manche Songs sind bei denen im Prinzip auch massenkompatibel und radiotauglich.

    Bon Jovi waren schon kreativer. So ein groovender Basslauf wie bei "Keep The Faith", ein Keyboard-Intro wie bei "Runaway" oder Gitarrenriffs wie bei "Hey God" waren besser. So viel zum Thema "back to the roots".

    Dennoch halte ich Bon Jovi immer noch für eine wirklich klasse Live-Band (wo ja manche nach 25 Jahren es immer noch nicht gerafft haben, dass Bon Jovi nicht nur er ist). Live klingen die Songs nämlich bei denen immer purer.

    Fazit: 2 Punkte passt schon.

  • Vor 14 Jahren

    Aber leider ward' Karina nie wieder gesehen.

    Schade, schade.

  • Vor 14 Jahren

    @Küsel (« It's my life ist wohl der einzige BJ Song, der mir nach Keep the Faith noch gefallen hat. Always geht noch knapp als schöne Schnulzballade durch, aber sonst kann ich leider nix mehr mit der Band anfangen - ausser eben live, da sind sie immer noch gut. Aber ich würde trotzdem lieber ein Mötley Crüe oder Motorheadkonzert besuchen :) »):

    Wage es nie wieder Motörhead mit diesen Hair/Glamour/Pop-Metal bands in verbindung zu bringen !!! ;)

  • Vor 14 Jahren

    @Cyclonos (« Bands wie Bon Jovi (deren Output derletzten 20 Jahre ich ebenfalls hasse) werden immer dafür gescholten das sie immer dasselbe machen. Aber Bands wie die Ramones, ZZ Top oder AC/DC werden eben genau für diese ständige Wiederholung heilliggesprochen. »):

    Ich habe nicht das Gefühl, dass AC/DC und Co. für neue Alben abgefeiert werden. enn Stories in Heften erscheinen, dann eher mit Schwerpunkt auf den Klassikern. In Sachen musikalische Belanglosigkeit rudern Bon Jovi seit Jahren im gleichen Boot...