laut.de-Kritik

Eine Amerikanerin in Frankreich.

Review von

In Frankreich hat die Amerikanerin Brisa Roché nun endgültig ihre musikalische Heimat gefunden. Wurde ihr 2005er-Debüt noch auf dem Jazzlabel Blue Note Records veröffentlicht, erscheint ihr Zweitling nun über das weniger limitierende Discograph-Label.

"Ich tendiere dazu, das Album als eine Mischung aus drogeninfiziertem New York-Sound, Westcoast-Psych-Pop mit Folk-Einschlag und britischer Theatralik zu beschreiben", sagt sie selbst über ihr neues Werk.

In der Tat haben wir es hier mit einer Dame zu tun, die mit federleichten Melodien auf sich aufmerksam macht. Diese intoniert sie mit ungemein sinnlichem und facettenreichem Gesang, der immer eine angenehm unperfekte Eleganz besitzt, die charmant in Szene gesetzt wird.

Softer Indiepop im lockeren Retrogewand, der mal kalifornisch unbeschwert daher kommt, mal mit verschlepptem Tempo und weichen Psychedelia-Anleihen abgründigere Züge trägt, aber das Savoir-Vivre nie aus den Augen zu verliert. Die Gelassenheit siegt immer.

"Breathe In Breathe Out" eröffnet das Album mit weichen Pianoschlägen, ehe Synthie-Arrangements und Schlagzeug einsetzen, um den verträumten Refrain zu untermalen. Dem gutlaunigen, mit Akustikgitarre, Keyboard, Bass und Drums instrumentierten Ohrwurm "Heavy Dreaming" folgt mit "The Drum" eine ruhigere Nummer mit wunderbarer Melodielinie.

Auch "Trampoline" gefällt mit einer verschlungenen Melodie. "Hand On Steel" offenbart sich mit zweiter, männlicher Gesangsstimme dann als tolles Duett zur schlicht geschlagenen Akustischen, während das folkige "Whistle" mit sympathischer Pfeifeinlage überrascht.

Erst mit den trägeren "The Building" und "High" wird der Sound etwas verschwommener, wenn zur schrammelig geschlagenen Gitarre, Bass, Glockenspiel und Soundeffekte die Hintergrundkulisse psychedelisch einfärben. Das dynamische "Egyptian" tendiert mit satter Instrumentierung und markantem Bass hingegen zum leichten Rock.

Dem traurigen "Halfway On" genügen wenige Gitarrenakkorde zum Gesang, um Eindruck zu hinterlassen. Nach 15 abwechslungsreichen Songs und einem Bonustrack, der nochmals in psychedelische Gefilde eintaucht, endet das Album ohne musikalische Aussetzer.

Sicher gibt es eine Eleni Mandell, Feist, Dawn Landes oder Brenda Kahn, aber Brisa Roché gelingt es ausgezeichnet, sich ganz entspannt und unprätentiös irgendwo zwischen diesen Musikerinnen zu verorten.

Eine Amerikanerin in Frankreich, die die kalifornische Lässigkeit mit dem französischen Hang zur Sentimentalität und Lieblichkeit mit ausreichend Tiefgang harmonisch in Einklang bringt. Schade nur, dass sich diese Geschmackssicherheit nicht auch im Coverartwork widerspiegelt ...

Trackliste

  1. 1. Breathe In Speak Out
  2. 2. Heavy Dreaming
  3. 3. The Drum
  4. 4. Trampoline
  5. 5. Hand On Steel
  6. 6. Whistle
  7. 7. The Building
  8. 8. Without A Plan
  9. 9. High
  10. 10. Egyptian
  11. 11. Halfway On
  12. 12. The Choice
  13. 13. Call Me
  14. 14. Pitch Black Spotlight
  15. 15. The Mummy

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