laut.de-Kritik

Texte mit Tiefgang, den man so kaum erwartet hätte.

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Wenn "A Present For Everyone" anläuft, hat man in den ersten dreißig Sekunden nicht gerade das Gefühl, eine Boygroup würde hier eröffnen. "Air Hostess" rockt los, als würde Bryan Adams sich in Poppunk versuchen, inklusive solch heiß geliebter Rock-Plattitüden wie "Let's Go!", "Yeah!" und "Alright!". Doch dabei bleibt es nicht. Der Popgesang holt den Hörer schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Busted sind doch nicht sooo schnell erwachsen geworden. "Air Hostess" ist allerdings auch textlich eine Vorgabe für den Rest des Albums.

Es geht um das weibliche Geschlecht, mal in Stewardessen-Uniform (wobei die Drei sicher nicht mit British Airways geflogen sind, denn die haben die wohl unsexiesten Kleider der Welt), mal vor dem Traualtar (mit dem falschen Typen an ihrer Seite in "Crashed The Wedding"), mal als rumhurende Teufelin in "Who's David". Teenage Angst, die Lightvariante.

Thematisch ist das für Anfangszwanziger nicht ungewöhnlich. Allerdings sprechen James, Charlie und Mattie die Dinge, die sie bewegen, etwas direkter und mit mehr Leichtigkeit an als ihre musikmachenden Altersgenossen aus der Schmacht-Pop-Fraktion. Einer der Höhepunkte des Albums, "Why", versprüht einen Hauch von Emo und weist sogar einen gewissen textlichen Tiefgang auf, den man so nicht unbedingt erwartet hätte. Schaut man in die Linernotes, stellt man erstaunt fest, dass der Song von Charlie und seinem Bruder Will geschrieben wurde.

In "Fake" oder bei "She Wants To Be Me" poppunkrocken sie in bester Blink 182-Manier. Aber auch ihre Balladen klingen durchaus ansprechend, um "3am" bringen die drei Wahl-Londoner sogar Streicher an den Start und wirken dabei nicht pathetisch. Schöne Akustikgitarren fahren sie in "Meet You There" auf und auch "Over Now" kann Einiges. Wenn sie die rauchige Stimme noch etwas kultivieren, werden die Jungs sicher auch noch richtige Rocksänger.

Leider trauen sie sich (noch) nicht an die bösen Wörter; nicht dass das Pflicht wäre, doch wenn sie sich wie eben in "3am" selbst zensieren ("Words won't get me far when they don't mean shhhhh"), ist das ein wenig schade. Wozu Rücksicht auf das jugendliche Publikum nehmen, das die Ausdrücke sicher selbst kennt? Außerdem sagen die Briten viel schöner shite als die Amis shit. Siehe Oasis.

Songtechnisch kann "A Present For Everyone" durchaus überzeugen, auch wenn kein Ausreißer nach oben dabei ist. Busted bleiben auf der sicheren Seite, was wohl auch an der Hilfe diverser Songwriter liegt. Immerhin sind sie im Songwriting-Prozess involviert, was im Genre des juvenilen Pops ja nicht selbstverständlich ist. Wirklich interessant dürfte es werden, wenn sie anfangen, Songs ganz alleine zu komponieren und sich auf ihre Vorbilder Blink 182, Jimmy Eat World oder Deftones zu besinnen.

Fans, Obacht! Von "A Present For Everyone" gibt es eine UK-Importversion, die mit "Fallin 4 You" und "Loner In Love" zwei Tracks enthält, die auf der deutschen Version keinen Platz fanden.

Trackliste

  1. 1. Air Hostess
  2. 2. Crashed The Wedding
  3. 3. Who's David
  4. 4. She Wants To Be Me
  5. 5. 3am
  6. 6. That Thing You Do
  7. 7. Over Now
  8. 8. Fake
  9. 9. Meet You There
  10. 10. Why
  11. 11. Better Than This
  12. 12. Can't Break Thru
  13. 13. Nerdy

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