laut.de-Kritik

Pete Shelley und seine surrenden Schwänze habens voll drauf.

Review von

Wir schreiben das Jahr 1976. Ganz Europa ist vom Bombastrock der Genesis und Pink Floyds besetzt. Nur eine kleine Schar unbeugsamer Klebstoffschnüffler trotzen der unheiligen Übermacht. Ihr Name: The Sex Pistols. Wo sie auftauchen, hinterlassen sie Chaos, Aufbruchstimmung und die spontane Gründung unzähliger Bands (siehe dazu auch: "24 Hour Party People"). Und so wurden konsequenterweise auch die Buzzcocks von Pete Shelley und Howard Devoto im Anschluss an ein SP-Konzert gegründet.

Ziemlich genau 30 Jahre und neun Alben später machen die Herren Altmeister auf "Flat-Pack Philosophy" noch immer das, was sie damals gelernt haben und am besten können: straighten melodiösen UK-Punkrock ohne viel Sperenzchen und Fisimatenten. Bass, Gitarre, Schlagzeug, und im Refrain zweistimmigen Gesang. Da ist kein Platz für große Experimente, dafür aber viel seriöses Punk-Handwerk.

Und dieses Handwerk ist in der Tat grundsolide. Die Fähigkeit, tighte schnörkellose Songs mit guten Melodien zu schreiben, ist ihnen in all den Jahren jedenfalls nicht abhanden gekommen. Ein Geniestreich wie weiland "Ever Fallen In Love With" ist auf "FP Philosophy" zwar nicht vertreten, doch einige ziemlich schmissige Stückchen sind den älteren Herren schon aus dem Ärmel geschlüpft.

Allen voran "Reconciliation", ein wunderbarer geradliniger Burner, der mit seiner Energie und Griffigkeit sicher zu den besten Buzzcocks-Nummern überhaupt gehört. Ebenfalls eines der Highlights ist das immerhin 1:41 lange, schön nach vorne gehende "Soulsurvivor" mit ausgefeiltem mehrstimmigem Refrain. Da weiß man dann auch, was Bad Religion früher so nach der Highschool gehört haben. Ziemlich überzeugend, wie die Surrschwänze sich da über die Gesetze des Älterwerdens hinwegsetzen und so energiegeladen klingen, als wäre die Zeit einfach nicht vorangeschritten seit damals.

Auch die weiteren zwölf Tracks von "FP-Philsophy" sind allesamt o.k. und ergeben einen Longplayer, den man sich sehr gut am Stück zu Gemüte führen kann. Souverän und routiniert werden da die üblichen Akkorde runtergeballert und der 4/4-Takt zelebriert. Das Tempo geht dann schon mal in mittlere Drehzahlen runter und ein Hauch Stadionrock weht von den Tribünen herüber (z.B. "Big Brother Wheels"). Ansonsten klingen sie halt über die gesamte Scheibe so, wie die Buzzcocks schon immer klangen. Und hoffentlich auch weiterhin klingen werden.

Trackliste

  1. 1. Flat-Pack Philosophy
  2. 2. Wish I Never Loved You
  3. 3. Sell You Everything
  4. 4. Reconciliation
  5. 5. Don't Exist
  6. 6. Soul Survivor
  7. 7. God,What Have I Done
  8. 8. Credit
  9. 9. Big Brother Wheels
  10. 10. Dreamin'
  11. 11. Sound Of A Gun
  12. 12. Look At You Now
  13. 13. I've Had Enough
  14. 14. Between Heaven And Hell

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