laut.de-Kritik

Die Crux mit der Erkenntnis: You're fit but you know it.

Review von

"Viele Stärken" bedeutet der Albumtitel übersetzt. Kann man so von Calla sagen, keine Frage. Aus einem klassischen Bandsetup eine derart sexy Veranstaltung zu formen, grenzt fast an Magie und ist den New Yorker Hipstern hoch anzurechnen. Den Leistungsträger dieser jetzt seit fünf Alben andauernden, wohlerzogenen Reizflut gibt Sänger Aurelio Valles Gänsehautstimme.

Leider spielt die Band ihre Stärken erneut nicht bis zur Vollendung aus. Was sich auf dem erst ein Jahr jungen "Collisions" 2006 nicht länger bloß andeutete, haftet auch hier wie ein unrühmlicher Malus an: Aurelio, Wayne und Peter haben jegliches früheres Interesse an Experimenten verloren und fokussieren auf unbestrittene, jedoch nur mäßig spannend umgesetzte Songwriting-Skills.

Wie beim vorgehenden Popentwurf eröffnet das Dreigespann mit einer Wall of Sound aus schneidenden Düsterriffs, bouncy Bässen und verschlepptem Drumbeat. Valle legt allen verfügbaren Nachdruck in die Silben, die das bewährte Thema "Liebe auf Schattenparkplätzen" aufgreifen. Endzeit goes Porno again. Natürlich nicht die schmutzige Kabinenvariante, auch wenn sich manch einer im Verlauf der 52 Minuten Tristesse ein wenig mehr Explizitismus wünschen mag.

Nicht für einen einzigen Augenblick wird auf Risiko gegangen. Valle schmachtet, flüstert und leidet, der Sound bleibt verhalten. Wägt ab. Wo Erdbebenstärke sechs dem lyrischen Changieren zwischen Narzissmus, Melancholie und verzehrender Sehnsucht angemessen schiene, enthalten Gitarre, Bass und Schlagzeug den nötigen Ausbruch vor. Zu viel Understatement, meine Herren.

Vertraute Strukturen, geläufige Melodien, bekannte Inhalte - Konventionen und Sicherheitsdenken allenthalben. Vielleicht weiß man in NYC inzwischen einfach zu gut um die eigene Erotik. Es ist halt so eine Crux mit der Erkenntnis: Aurelio Valle is fit but he knows it. Calla als Dienstleister für das Samstagabend-Routine-Nümmerchen zu bezeichnen, wäre übertrieben. Mit "Strength In Numbers" kommen sich Signifikant und Signifikat allerdings gefährlich nah.

Trackliste

  1. 1. Sanctify
  2. 2. Defenses Down
  3. 3. Sylvia's Song
  4. 4. Sleep In Splendor
  5. 5. Rise
  6. 6. Stand Paralyzed
  7. 7. Bronson
  8. 8. Malo
  9. 9. Malicious Manner
  10. 10. Sure Shot
  11. 11. Gusta El Fuego
  12. 12. Simone
  13. 13. Dancers In The Dust

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