laut.de-Kritik
Chianti, Carbonara und mollverliebte Melancholie.
Review von Florian SchadeDa hat irgend jemand ganz klar Probleme mit den Himmelsrichtungen. Im Süden, wo der Durchschnittsdeutsche sich gemeinhin das Dolce Vita vorstellt, haben Depressionen, Zweifel und Ängste bis zum heutigen Tag nichts zu verlieren gehabt. Chianti und Carbonara wurden von unseren mediterranen Nachbarn doch eigentlich nur erfunden, um uns Büromuffeln den Urlaub zu versüßen.
Cat Sun Flower versuchen aber nun mit ihrem neuen Album "Driving South, Staying There" (dessen Titel ich so verlockend fand, dass ich diese CD unbedingt besprechen wollte), uns eines Besseren zu belehren. In der Nähe von Florenz mietete man sich kurzentschlossen ein kleines Landhaus, in dem alle Titel der Platte live eingespielt und aufgenommen wurden. Die Toscana scheint aber eine eigenartige Wirkung auf das Münchner Sextett gehabt zu haben.
Wie man schon an den Namen der Songs erkennt, war die Stimmung dort wohl nicht gerade euphorisch: "Cruel Summer", "Post 30 Depression", "Big Bad Moon". Und auch der musikalischen Tendenz kann man (positiv ausgedrückt) nur eine melancholische Mollverliebtheit bescheinigen.
Aber: (und jetzt kommt's:) Das macht diese Platte ganz und gar nicht schlecht! Im Gegenteil. Heidi Triskas Gesang macht Songs wie "Maybe" zu echten Highlights. Das klingt, wie die Breeders zu ihren besten Zeiten. "I Explore You" und das schon erwähnte "Post 30 Depression" sind auch solche Beispiele.
Es ist nur schade, dass diese Stimmung sich nicht durch die ganz Platte zieht. Ich persönlich höre viel lieber die Tracks, auf denen Heidi singt, als die andere Hälfte, die vom Bassisten Gussie Germann (sic!) zum Besten gegeben werden. Nachträglich reingemasterte Bläser und Streicher nehmen zudem manchen Songs die Authentizität, die durch das Live-Einspielen eigentlich gewonnen wurde. Schade.
Alles in allem also eine Fifty-Fifty-Platte. Ein klassischer Dreier. Aber vielleicht macht Heidi ja irgendwann mal ein Soloalbum...?
Noch keine Kommentare