laut.de-Kritik
Giorgio Moroders ewiger Konkurrent ist wieder da.
Review von Daniel StraubVielleicht ist der Neid auf seinen alten Rivalen Giorgio Moroder in ihm hochgestiegen, der dank der Zusammenarbeit mit dem französischen Electro-Duo Daft Punk nun auch bei einer jungen Generation von Musikliebhabern hoch im Kurs steht. Vielleicht ist es aber auch einfach nur Zufall. Jedenfalls verweist Marc Cerrone mit "Best Of Cerrone Productions" nun nachdrücklich auf seinen Anteil am Disco-Hype der 70er Jahre.
Schließlich gehört der Franzose Marc Cerrone zu den großen Disco-Ikonen. Diesen Status präsentierte er auch gerne ganz plakativ. Leichtbekleidete Frauen, teure Autos und behängt mit protzig glitzerndem Schmuck gehören zu den den typischen Cerrone-Accessoires, wenn man sich Fotos aus der Zeit seiner größten Erfolge anschaut.
Die waren in den 70er Jahren in der Tat außergewöhnlich. Um so mehr, wenn man sich vor Augen führt, dass sich Cerrone immer als Drummer verstanden hat und daraus auch nie ein Geheimnis gemacht hat. Als solcher landet er 1977 mit "Supernature" einen Mega-Hit, der zahlreichen Ländern in die Charts schießt und Cerrone zu einem international gefeierten Produzenten macht.
Da ist es nur folgerichtig, wenn "Supernature" auch die jetzt erschienene Doppel-CD "Best Of Cerrone Productions" eröffnet. Leider hat man sich für einen rund viereinhalbminüten Edit des eigentlich über zehn minütigen Originals entschieden. Eine Marketingentscheidung, die so oder ähnlich auch bei allen anderen Tracks des Doppelalbums Anwendung findet.
So kommt man einerseits in den Genuss einer Vielzahl von Cerrone-Tracks. Andererseits tragen die gekürzten Fassungen nicht unbedingt zu einer Steigerung des Hörvergnügens bei. Die discoiden Aspekte in der Musik von Cerrone kommen bei weitem zu kurz: die feine Dramatik, die rhythmischen Parts und minutenlang genährte Ekstase, all das klingt bestenfalls ganz nebenbei an.
Die meisten Disco-Fans dürften Cerrones Maxis ohnehin kennen, auch die seltener gehörten Nummern, die er beispielsweise als Bandmitglied der Kongas produziert hat. Für alle Neulinge, die den Namen Cerrone bislang nirgends verorten konnten, durch Giorgio Moroders jüngsten Popularitätsschub aber Lust auf ein bisschen mehr Disco bekommen haben, dürfte die Doppel-CD genau das richtige sein.
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