laut.de-Kritik

Die Nachwuchs-Britpopper kultivieren die Melancholie

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"We live in a beautiful world" singt Chris Martin in "Don't Panic", mit dem "Parachutes", das Debut der britischen Coldplay, beginnt. Doch die Musik stellt unmißverständlich klar: Das ist noch lange kein Grund, euphorisch zu sein. Schwebende Akkorde, weinerlich verzerrte Gitarren und der tränenartig tropfende Rhythmus signalisieren: Die Schönheit der Welt muss eine traurige sein.

Immer fatalistischer werden die Texte im Verlauf des Albums. Die musikalische Grundstimmung ändert sich nicht, sie bleibt düster. Verhalten geschlagene oder gezupfte Gitarren dominieren den Sound, nur einmal, bei der in Großbritannien sehr erfolgreichen Auskopplung "Yellow", darf das sechssaitige Werkzeug kurz und heftig aufstampfen. Die Welt zerfällt, der Mensch vereinzelt: Ohne aufzubegehren das Bestehende zu lieben, wie es verfällt und untergeht, das ist das Wesen des Britpop und darin sind auch Coldplay ganz groß.

In Sachen Melancholie macht den Insulanern ohnehin keiner was vor. Chris Martin inszeniert das klagende Subjekt mit viel Inbrunst, gelegentlich erweitert er mittels Falsetttechnik sein Stimmvolumen. Nicht umsonst sind Coldplay mit Radiohead und Travis verglichen worden. Mit denen spielen sie nun in einer Liga, denn ihr musikalischer Fallschirm macht den Sprung in den Abgrund erst zum Genuss.

Trackliste

  1. 1. Don't Panic
  2. 2. Shiver
  3. 3. Spies
  4. 4. Sparks
  5. 5. Yellow
  6. 6. Trouble
  7. 7. Parachutes
  8. 8. High Speed
  9. 9. We Never Change
  10. 10. Everything's Not Lost

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