Porträt

laut.de-Biographie

Converge

In der Metalcore-Szene dürfte Einigkeit darüber herrschen: Converge gehören zu den Wegbereitern der Bewegung und verfügen über uneingeschränkte Integrität in diesem Genre.

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Im Winter 1990 ist es in Boston in Massachusetts nicht nur arschkalt, sondern auch stinklangweilig. Aus einer Laune heraus gründen der 13-jährige Jacob Bannon (Shouts) und der nicht viel ältere Kurt Ballou (Gitarre) Converge. Beide bilden die einzigen Konstanten innerhalb der Band, arbeiten nebenbei aber trotzdem an unzähligen Projekten mit. Gemeinsam mit Drummer Damon Bellorado und Basser Jeff Feinburg entstehen die ersten Demos, mit denen Converge auf diversen Samplern auftauchen.

Als 1994 das Debüt "Halo In A Haystack" erscheint, ist Aaron Dalbec als zweiter Gitarrist mit von der Partie. In bester Hardcore-Manier veröffentlichen sie quasi im Halbjahreswechsel CDs, EPs oder Singles. Das nächste Langeisen steht schon ein Jahr später unter dem Namen "Caring And Killing" in den Regalen. Wie nicht anders zu erwarten, bleibt es verwirrend, wann welches Album auf welchem Label erscheint, zumal sämtliche Releases immer wieder neu aufgelegt werden.

1997 folgt "Petitioning The Empty Sky", auf dem Stephen Brodsky seinen Einstand als Basser gibt. Zwei Splitsingles später (einmal mit Coalesce, einmal mit Brutal Truth) kommt "When Forever Comes Crashing", das gleichzeitig das letzte Album für Stephen darstellt. Seinen Platz am Bass nimmt fortan Nate Newton ein. Weitere Splitalben, Singles und Neuveröffentlichungen schließen sich an. Mittlerweile haben sich Converge schon einen derart guten Namen in der Szene gemacht, dass sie mit Slayer, Hatebreed oder Slipknot auf Tour gehen.

Im Laufe ihrer Veröffentlichungswut bleibt 1999 Drummer Damon auf der Strecke, und sein Nachfolger Jon DiGiorgio hält nicht einmal ein Jahr lang durch. Erst Ben Koller sitzt fest auf dem Drumhocker und stellt sein Können auf "Jane Doe" unter Beweis. Aaron steigt nach der Veröffentlichung aus, weshalb Kurt fortan sämtliche Gitarren alleine einspielt. Obwohl Jacob gemeinsam mit Tre McCarthy das Label Deathwish Inc. gründet, veröffentlichen sie das Album einmal mehr über Equal Vision Records.

Dafür erscheint 2003 die DVD "The Long Road Home" über das eigene Label. Bis dahin haben sich aber alle Mitglieder ihre Zeit schon wieder mit diversen Gastauftritten (Ramallah, Blue) oder Nebenprojekten (Supermachiner, Death Lover) vertrieben. Nach dem Wechsel zu Epitaph Records erscheint das sechste Album "You Fail Me", für das sie mit Cave In und Between The Buried And Me auf ausgedehnte US-Tour gehen. Wenig später stampft Newton ein weiteres Projekt namens Doomriders aus dem Boden, das sich den Sounds der 70er-Jahre widmet.

2005 dreht sich alles ums Touren. Converge sind zunächst mit Isis und Mastodon in Japan unterwegs, ehe sie mit ganz unterschiedlichen Bands den Norden der USA beackern. Mit "No Heroes" orientieren sich die Jungs nach Meinung vieler Medien an ihren früheren Alben und setzen den Erfolgskurs fort.

Dienlich ist der Karriere sicherlich die Freundschaft zu Mastodon, die die Jungs immer wieder mit auf ihre Touren nehmen. So auch nach der Veröffentlichung von "Axe To Fall" 2009. Als Gäste sind Musiker von Bands wie Cave In, Neurosis oder The Red Chord, aber auch zahlreiche andere zu hören. Doch von dieser, beinahe schon zur Tradition gewordenen Gewohnheit wollen sich Converge künftig wieder etwas lösen.

Folglich gibt es auf dem 2012 erscheinenden "All We Love We Leave Behind" die Band in Reinkultur zu hören, ohne Gäste oder überflüssigen Schnickschnack. Bis zu ihrer nächsten Veröffentlichung, der emotionalen EP "I Can Tell You About Pain", ziehen knapp fünf Jahre ins Land.

In der Zwischenzeit gestaltet Jacob Bannon unzählige Cover für befreundete Bands wie Modern Life Is War und Trap Them, deren Platten Kurt Ballou mit seiner Produktion die nötige Durchschlagskraft verleiht. Beide tun dies ebenso für ihre Hauptband. Nate Newton stellt bei der Sludge-Metal-Band Old Man Gloom seine Fähigkeiten als Gitarrist eindrucksvoll unter Beweis. Ben Koller veröffentlicht mit der Stoner-Metal-Combo Mutoid Man zwei Studioalben.

Trotz ihrer mittlerweile zurückhaltenderen Veröffentlichungspolitik lassen sich Converge mangelnde Arbeitsmoral keineswegs vorwerfen. So lange die Qualität ihrer Musik Bände spricht, warten Fans auf ein neues Lebenszeichnen dieser Math- und Metalcore-Pioniere gerne auch einmal eine halbe Dekade. Zudem präsentiert sich der Vierer auf der nächsten Studioplatte "The Dusk In Us", die im November 2017 erscheint, so kraftvoll und intensiv wie eh und je.

Ein Jahr zuvor kollaborieren Converge mit Chelsea Wolfe und ihrem Keyboarder Ben Chisholm sowie Stephen Brodsky, um beim niederländischen Roadburn Festival unter dem Namen Blood Moon Bandklassiker in einem düsteren neuen Gewand zu präsentieren. Ende 2019 folgt im GodCity Studio von Kurt Ballou in Salem, Massachusetts die gemeinsame Arbeit an neuen Songs. Aufgrund der Corona-Pandemie kommt es 2020 zu keinen Studiosessions mehr. Die Tracks für das komplette Studioalbum werden getrennt voneinander fertig gestellt.

Das Ergebnis hört Ende 2021 schließlich auf den Namen "Bloodmoon: I". Die Platte lebt von den Ideen aller beteiligten Musiker und dürfte den Bostonern neue Hörerschichten bescheren.

Offenbar wird auch eine gewisse Audrey Marnay jetzt auf die Band aufmerksam: Das französische Model wendet sich an die Öffentlichkeit, um sich als Gesicht des sagenumrankten "Jane Doe"-Albumcovers zu outen. Das Originalfoto sei für das französische Magazin "Marie-Claire" geschossen worden, teilt sie auf Instagram mit. Die Reaktion eines Fans fasst das allgemeine Erstaunen gut zusammen: "Du warst also 20 Jahre lang eine Ikone des Hardcore Punk, ohne es zu wissen?" Darauf sie nur: "Crazy, right?"

Sänger Jacob Bannon, der das Cover gestaltet hatte, bestätigt danach, dass besagtes Foto ihm als Ausgangsmaterial gedient hatte. Der Mythos um das epische Meilenstein-Album der Band ist damit ein klein wenig entzaubert worden.

Ihre "Blodmoon"-Session bringen Converge im Festivalsommer 2022 dann auch auf ausgewählte Bühnen in Europa, wobei Wolfe, Chisholm und Brodsky gleich mitreisen. Ab dem Winter hängt die vierköpfige Kernbesetzung eine ausgiebige Headliner-Tour an, die sie auch wieder durch die heimischen Staaten führt.

Neue Musik ist ebenfalls in der Mache, wie Ben Koller im Frühjahr 2023 auf Social Media andeutet. Bis dahin können sich Fans mit der 2022er-EP "The Poacher Diaries Redux" warmhören, die ursprünglich 1999 auf einer Split-EP mit Agoraphobic Nosebleed veröffentlichte Songs in frischem Soundgewand nochmals neu auflegt.

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