laut.de-Kritik

Dieser MC bezwingt jeden Beat.

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"Kunst ist einfach dafür da, um sich frei zu fühlen", befand Damion Davis kürzlich gegenüber JD's Rapblog. Für die Rückkehr des Musikers, Schauspielers und Filmemachers auf den Deutschrap-Radar zweifelsohne eine treffende Maxime.

Mit seiner Versiertheit hält der 32-Jährige nicht lange hinterm Berg, grast gleich innerhalb der ersten drei Tracks Rock- ("Galerie"), Dubstep- ("Alles Dreht Sich") und Funk-Einflüsse ("Glücksprinzip") ab - und bezwingt dabei jeden Beat mit Leichtigkeit. Von der ersten Strophe an gilt: Wenn Damion zu seiner Lieblingsdisziplin Sprechgesang antritt, stellt das Grund zur Begeisterung dar.

Ganz im Gegensatz zu seiner Entscheidung, fast gar jeden Song mit einem gesungenen Chorus auszustatten. Dass es sich bei Damion Davis nicht um den größten Sänger handelt - geschenkt. Oftmals überwiegt allerdings der Eindruck, dass eine gerappte Hook dem Ganzen noch deutlich mehr Drive verliehen hätte. Bestes Beispiel: "Man Über Board", eine treibende Liebeserklärung ans Skateboard.

Ähnliches gilt für die entspannte Berlin-Hommage "Immer Unterwegs". Oder das geniale "Gentrifiziert", bei dem der Reimtechniker in eindrucksvollem Tempo die Baustelle vor'm Fenster zum "Terroranschlag im Betonblock" hochstilisiert – und lautstark seine Ruhe fordert: "Heckenscheren, Kettensägen, Harken, Besen klingen in meinen Ohren wie Alarmsirenen."

Bedauerlicherweise spiegelt sich in diesen Zeilen auch das Gefühl der Anstrengung, das den "Querfeldein"-Hörer hier und da angesichts der vielschichtig produzierten Bandinstrumentals im Allgemeinen und des inflationären Einsatzes von Rockgitarren im Besonderen beschleicht. Musikalischer Abwechslungsreichtum in allen Ehren - gerade live dürfte das alles ordentlich einschlagen. Zuweilen packt einen aber einfach der Wunsch, der Berliner hätte sich einfach mal ein paar rohe Boombap-Beats gepickt.

Denn sobald es musikalisch mal ansatzweise in die herkömmlichere Richtung geht, wirkt das Ganze deutlich reizender. Etwa beim geläuterten "Ohne Meinen Sohn", Damions Abhandlung eines Sorgerechtsstreits und dessen Auswirkungen auf das Vater-Sohn-Verhältnis. "Ganz egal, wie schnell ich lauf' / ich hol dich nicht ein / ich geh' zu lang schon allein / ohne meinen Kleinen."

Auch "Kopfhörer" profitiert von seiner luftigen Instrumentierung. "Wenn sie Musik über Kopfhörer hört / ist alles meilenweit entfernt / die ganze Stadt und der Straßenlärm." Mit solch lauschigem Sound auf den Ohren funktioniert das schon eher. Direkt im Anschluss zerrt "Hellwach" mit aufwühlendem Drum'n'Bass-Beat und ununterbrochenem Autotune-Einsatz an den Nerven.

Seinen Status als überragender MC hat Damion Davis mit "Querfeldein" fraglos in Stein gemeißelt. Doch leider scheint es, als hätte hier mit nur wenigen, offensichtlichen Änderungen ein noch viel größeres Album zu Buche stehen können. Beispielsweise, wenn man das Material nicht derart ausgedehnt hätte - auf 70 lange Minuten zwischen musikalischer Ungezwungenheit, erfreulicher Kreativität und ärgerlicher Talentverschwendung.

Trackliste

  1. 1. Galerie
  2. 2. Drehmoment
  3. 3. Glücksprinzip
  4. 4. Alter
  5. 5. Man über Board
  6. 6. An mir vorbei
  7. 7. S.O.T.P.
  8. 8. Erschossen
  9. 9. Ohne meinen Sohn
  10. 10. Kopfhörer
  11. 11. Hellwach
  12. 12. Das Portrait
  13. 13. Stein auf dem Weg
  14. 14. Immer unterwegs
  15. 15. Gentrifiziert
  16. 16. An der Line
  17. 17. Freies Feld

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