laut.de-Kritik

Mit lässiger Lofi-Attitüde zwischen Folk und Country.

Review von

"Simple Love" ist das zweite Album des singenden Troubadours David Dondero, das in den Staaten auf Team Love, dem Label des Bright Eyes-Chefs Conor Oberst und in Deutschland nun auf Affairs Of The Heart veröffentlicht wurde.

Schon das Cover-Artwork lässt vermuten, dass man es hier mit einem Country/Folk-Album zu tun hat, was sich beim ersten Durchlauf auch bestätigt. Neben dem prägnanten Fingerpicking fällt besonders die Slide-Gitarre und ein perlendes Piano ins Gewicht, die den großartigen, mit lässiger Lofi-Attitüde vorgetragenen Songs viel Glanz verleihen. Und, man muss es erwähnen, Donderos Gesangsstil ähnelt teilweise verblüffend dem des erfolgreichen Kollegen Conor Oberst. Oder ist es umgekehrt? Schließlich ist der 38-jährige Amerikaner an Jahren weiser und schon länger im Geschäft ...

"The Prince William Sound" eröffnet das Album mit kurz angeschlagenen Akkorden und einer lasziv dahin geworfenen Strophe, die an Daniel Johnston erinnert. Mit dem Fingerpicking auf der E-Gitarrre beschleunigt sich das Tempo und die Slide-Gitarre säuselt angenehm in Hintergrund. Als versetzter Liebhaber beweist er Wortwitz, wenn sich sein Begehren auf den Neuen seiner Ex richtet: "I would posess your boyfriends body/ and you'd be making love to me" singt er verstohlen. Zu einem durchgängigen, aber weichem Schlagzeugbeat und der stakkatohaft gespielten E-Gitarre erläutert Dondero in "When The Heart Breaks Deep", wie sich sein gebrochenes Herz anfühlt, "The eggs are running/ because somebody broke out all the yolk" oder "deep butterflies are bleedig in your guts".

In "Rothko Chapel" folgt den langen, monoton gesungenen Strophen ein unaufdringlicher Refrain mit schönem Melodiebogen. Was zuerst unscheinbar wirkt, erweist sich als die Stärke dieses Songwriters. Ebenso schlicht, aber fein nuanciert ist "Stuck On The Moon" strukturiert. Mit Piano und samtener Pedal Steel wankt das fantastische "Simple Love" um die Ecke, eine nie pathetische Ballade, in der Dondero gesanglich von einer Frauenstimme begleitet wird. "How could you say you love him/ you don't even like his music" singt er augenzwinkernd zu toller Melodie.

Immer geht die textliche Tragik mit einer feinsinnigen und liebenswerten Ironie einher, die Spaß macht. Dieselbe Qualität findet zeichnet auch das reduziert instrumentierte "You Don't Love Anyone" aus.

Mit "Mighty Mississipi" folgt eine erstaunlich lärmende Rocknummer, angereichert mit einem bluesigen Piano und donnernden Drums, der entsprechenden musikalischen Umsetzung der besungenen überwältigenden Landschaft. Mit der akustischen Gitarre und dem Banjo wendet Dondero sich mit charmanten "One Legged Man And Three Legged Dog" dem Bluegrass zu. Textlich reihen sich in diesem Song diverse Absonderlichkeiten aneinander.

Im fantastischen "Lone Rose" erinnert sich der Sänger an eine verstorbene Frau und spekuliert über Todesursache. Die Akustische, das Piano und die Slide-Gitarre harmonieren prima und entfachen dabei eine heitere Stimmung. Als versierter Geschichtenerzähler präsentiert sich David Dondero auch im letzten zehnminütigen Track "Double Murder Ballad Suicide". Percussions und ausgedehntes, eingängiges Gitarrenspiel bilden den Rahmen zu dem bizarren Erfahrungsbericht auf der Golden Gate Bridge, ehe das Piano barjazzig improvisierend erklingt und den Hintergrund zu einem gesprochenen Monolog bildet.

"Simple Love" ist ein wunderbar unprätentiöses, lose an traditionelle Folkstrukturen angelehntes Album. Will man Referenzen bemühen, kann man sagen, dass "Simple Love" den Wortwitz eines Jonathan Richman aufgreift, gepaart mit den schlichten, aber ergreifenden Songschemata eines Daniel Johnston oder Turner Cody. Und, um auf Conor Oberst zurückzukommen: David Dondero schreibt einfach Songs, die Oberst nie geschrieben hat.

Trackliste

  1. 1. The Prince William Sound
  2. 2. When The Heart Breaks Deep
  3. 3. Rothko Chapel
  4. 4. Stuck On The Moon
  5. 5. Simple Love
  6. 6. You Don't Love Anyone
  7. 7. Mighty Mississipi
  8. 8. One Legged Man And The Three Legged Dog
  9. 9. Lone Rose
  10. 10. Double Murder Ballad Suicide

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