laut.de-Kritik

Die Schweden machen Rammstein-Mucke mit einer Prise Gothik.

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Seit Wasa konnte das Knäckebrot eigentlich nie mehr so richtig revolutioniert werden. Selbiges gilt leider auch für den Elektro/Industrial Metal seit Pain und The Kovenant. Somit fügen die schwedischen Deathstars leider nur mehr oder weniger altbekannte Muster aneinander und versuchen, mit Latexklamotten und einem dank Kontaktlinsen und etwas Make-Up furchtbar bösen Gesicht die Musikwelt noch mal zu schocken.

So was geht in der Regel nach hinten los. Schlecht machen die Jungs ihre Sache bei weitem nicht, nur geht mir das ganze Brimborium, welches solche Latexfuzzis neben der Musik um ihre Band veranstalten, meist kräftig auf den Sack. Dämliche Pseudonyme und Bandnamen hin und her, aber was soll das Gelaber von wegen dekadente westliche Zivilisation (gähn) und sexy Chaos (doppelgähn)? Outfit und Image hin oder her, was zählt sollte doch die Musik sein. Meist soll der ganze Zinnober über nur mittelklassige Songs wegtäuschen, was sich bei Deathstars glücklicherweise nur zum Teil bewahrheitet. Dummerweise klingen die Songs aber alle ein wenig zu glatt gebügelt.

Die Versatzstücke ihrer Mucke kommen von den bereits genannten Bands, mit einem kräftigen Schuss Rammstein und einer Prise Gothik. Dem Gothik-Faktor tragen sie nicht nur mit ihrem Styling Rechnung, sondern auch mit dem tiefen Gesang von Whiplasher, der für meinen Geschmack aber immer eine Spur zu aufgesetzt und gezwungen klingt. Wenn man dermaßen drücken muss, um diese Resonanztiefen zu erreichen, kann sich das live sehr leicht rächen. Bei Rammstein haben sie sich den Groove und die Anschlagtechnik ausgeliehen, die sie, dem Genre üblich, mit eingängigen Melodien und futuristischen Keyboardklängen anreichern. Damit werden sie bestimmt ihr Publikum finden, die Single zum Titeltrack lief ja auch schon ganz erfolgreich.

Mit dem Billy Idol-Cover "White Wedding" kann man mich auch höchstens noch zum Naseputzen animieren, da haben sich einfach schon zu viele dran versucht, und besser als Sentenced macht's wohl eh keiner mehr. Warten wir bis zu einem endgültigen Urteil aber erst mal den zweiten Versuch ab.

Trackliste

  1. 1. Semi-Automatic
  2. 2. Synthetic Generation
  3. 3. New Dead Nation
  4. 4. Syndrome
  5. 5. Modern Death
  6. 6. Little Angel
  7. 7. The Revolution Exodus
  8. 8. Damn Me
  9. 9. The Rape
  10. 10. Genocide
  11. 11. No Light
  12. 12. White Wedding

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1 Kommentar

  • Vor 10 Jahren

    Ich habe noch nie in meinem Leben eine so unsachliche und unter die Gürtellinie gehende Albumkritik gelesen. Whiplasher ist ein Mann mit Charisma und Stimme und wer schon einmal auf einem Konzert dieser Band gewesen ist, weiß, was ich meine. Ich finde es unter aller Sau, jemanden als "Latexfuzzi" zu bezeichnen, denn hier geht es ja wohl um die Musik und nicht die Klamotten oder ist das hier eine Seite für Mode? Nein, wohl eher nicht. Wenn man sich Whiplasher mal anhört, dürfte einem auch klar werden, dass er nun einmal eine sehr tiefe Stimme hat (er spricht normal nämlich auch so) und nichts daran aufgesetzt ist. Ja, die Deathstars überspitzen und übertreiben gerne. Aber genau das lieben wir Fans an ihnen. Aber damit ist ihnen dann wohl auch gelungen, was sie erreichen wollten: Provokation von verklemmten Spießern, die wohl nur davon träumen können, einmal in ihrem Leben auf einer Bühne zu stehen und den Frust darüber nun an wirklich guten Bands auszulassen.
    Gruß aus N