laut.de-Kritik

Kinder lieben Hip Hop. Mit Recht.

Review von

Jeder, der Kinder und/oder Freunde mit Kindern hat, weiß: Musik für Kinder nervt. In aller Regel geraten Kinderlieder wahlweise peinlich, ekelhaft anbiedernd, betulich oder alles zusammen. Wohl, weil Kinderlied-Autoren dazu neigen, ihr Publikum chronisch zu unterschätzen.

All das gilt im Fall Deine Freunde nicht. Nicht im geringsten! Das Trio um den ehemaligen Echt-Schlagzeuger Florian Sump, der unter seinem Alias Jim Pansen schon tauglichen Rap geliefert hat, kredenzt vielmehr eine Platte, die Kinder, Eltern und die Menschen in deren Hörweite gleichermaßen "Ausm Häuschen" geraten lassen sollte. Danke! Endlich!

Statt dümmlicher Lalala-Ware stützen sich Deine Freunde auf eine Erkenntnis, die sich leicht nachvollziehen lässt, begibt man sich in die Gesellschaft der Jüngsten: Kinder lieben Hip Hop. Ohne Scheiß - sie stehen auf die Beats. Je knackiger, desto besser. "Was gefällt dir daran? Bass!"

Jetzt ziehen bedauerlicherweise nicht alle Kollegen in meinem Bekanntenkreis so unglaublich coole Dreijährige wie das Prachtexemplar groß, das völlig selbstvergessen und aus tiefster Lunge "In Yo Face!" von der Insane Clown Posse mitshoutet. Die meisten Lieder brauchen, um in Kinderstuben hierzulande zu funktionieren, einfach einen deutschen Text. Da wird die Luft schon dünn.

Was Deutschrap über weite Strecken zu bieten hat, will man kaum selbst ins Kinderzimmer tragen. Das wird noch schlimm genug, wenn die Kids von alleine auf den Trichter kommen. Ich hörs schon stammeln: "Muskulatur? Kuck auf die Uhr!" Die reproduktionsfreudige Welt benötigt also dringend deutschsprachigen, solide gebauten Hip Hop, der in halbwegs sozialverträglichem Vokabular Themen abhandelt, die mit der Lebenswirklichkeit der jüngsten Fans auch etwas zu tun haben.

Whoomp - there it is! Deine Freunde rappen über Schokolade, Fangerles und Pyjama-Partys. Sie hadern mit Spielverderbern, besetzten Schaukeln, Hausarrest und Fernsehverbot. Herrlich anarchisch verteidigen sie das Chaos im Kinderzimmer gegen die von den Großen oktroyierte Ordnung, hinterfragen frech den zu oft schon unbotmäßig früh auferlegten Leistungsdruck und herrschende Konventionen: "Wenn Fluchen wirklich so verboten ist, sag mir: Wo bleibt die Polizei?"

"Wie Schön, Dass Du Geboren Bist" - wirklich jeder hat "den Chor im Ohr". Deine Freunde veredeln Rolf Zuckowskis Dauerbrenner - mit der ausdrücklichen Rückendeckung des Kinderlied-Papstes - zum "Geburtstagsrap". Hoch sollen sie leben, allesamt!

Kopfnicken und Spaß dabei: Nach diesem Prinzip funktionieren auch die Beats. Die Refrains geraten hie und da ein wenig dünn, leicht fadenscheinig. Das sollte ihrer Funktionalität aber kaum Schaden zufügen. Hier eine hemmungslose Anleihe bei "Macarena", da ein wenig Karibik-Feeling, dort fluffiger Westcoast-G-Funk, da drüben ordentlich Synthiepop: Erlaubt ist, was rockt.

Bratzige Bässe, quakende Synthies und Pianoläufe zeichnen stimmige Soundbilder und schicken schon die Kleinsten auf die Tanzflächen. Dem Irrglauben, dem zufolge es cooler wirken soll, reglos am Rand herum zu stehen, ist in diesem Stadium zum Glück noch niemand aufgesessen. Dieser gebenedeite Zustand möge bitte noch lange anhalten.

Trackliste

  1. 1. Schokolade
  2. 2. Fang Mich Doch
  3. 3. Alle Anderen Dürfen Auch
  4. 4. Räum Auf
  5. 5. Weggegangen, Platz Vergangen
  6. 6. Einfach Klein Sein
  7. 7. Erzähl Mal
  8. 8. Quatsch Mit Soße
  9. 9. Spielverderber
  10. 10. Wie Schön, Dass Du Geboren Bist - Geburtstagsrap
  11. 11. Pyjama Party
  12. 12. Ferdinand Flucht So Gern

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