laut.de-Kritik

Zwischen Folk und New Orleans.

Review von

Mit seinem Debüt "Ash Wednesday" (2006) gelang Elvis Perkins ein internationaler Achtungserfolg. Was sicherlich auch an seiner tragischen Biographie lag. Musikalisch bewegte er sich auf an sich ausgetretenen Folk-Pfaden, doch lenkte er die Aufmerksamkeit gern auf weniger besuchte Abzweigungen und klang dadurch oft originell.

Melancholie ist auch bei seinem vorliegenden zweiten Album ein prägendes Merkmal, dennoch ist es grundlegend anders als der Vorgänger. Im Mittelpunkt steht nun nicht mehr das stellenweise sehr nörgelige Organ des New Yorkers, sondern seine Band Dearland, die der Platte sinnigerweise ihren Titel verliehen hat.

Die Akustikgitarre des Debüts spielt nur noch eine Nebenrolle. Der Klang wirkt zwar immer noch natürlich, ist aber wesentlich dichter geworden. So gehen Streicher, Orgeln, Perkussionen, Klaviere und Bläser zu Werke, die dem Material eine morbide New Orleans-Stimmung verleihen und Perkins in die Nähe von Micah P. Hinson rücken.

Dabei handelt es sich nicht um einen Neuanfang, sondern um eine konsequente Weiterentwicklung. Geblieben sind das Gefühl für nette Melodien, die sich nicht im Gedächtnis einbrennen, und existentielle Betrachtungen. Die durchaus fröhlich ausfallen können, wie im kurios betitelten "I Heard Your Voice in Dresden" oder "Doomsday", das ganz gut in den Kölner Karneval passen würde.

Das intensive "I'll Be Arriving" erinnert dagegen an Iron Butterflys "In-A-Gadda-Da-Vida", während "Send My Fond Regards To Lonelyville" oder "Chains, Chains, Chains" für ruhigere Momente sorgen. Lediglich zum Schluss flacht das Album etwas ab: Mit dem zu kitschigen "123 Goodbye" und dem ruhigen, fast laschen "How's Forever Been Baby".

Dennoch hinterlassen Perkins und seine Dearville einen hervorragenden Eindruck. Sie sind spielfreudig, kreativ, melancholisch, aber nicht depressiv. Gemeinsam haben sie einen Stil entwickelt, der sein Potential bei weitem noch nicht ausgeschöpft hat.

Trackliste

  1. 1. Shampoo
  2. 2. Hey
  3. 3. Hours Last Stand
  4. 4. I Heard Your Voice In Dresden
  5. 5. Send My Fond Regards To Lonelyville
  6. 6. I'll Be Arriving
  7. 7. Chains, Chains, Chains
  8. 8. Doomsday
  9. 9. 123 Goodbye
  10. 10. How's Forever Been Baby

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1 Kommentar

  • Vor 14 Jahren

    Die Instrumentierung! Die ist es was diese Platte ausmacht.
    Irgendwie eine logische Weiterentwicklung zu Ash wednesay. Wie in der Rezi gesagt, sie hat nicht die unglaublich traugigen Züge dieser, aber es ist als ob sich da welche gefunden haben, die noch großes vorhaben.