laut.de-Kritik

'Soundtrack To Your Herzschmerz' für die Nu Metal-Gemeinde.

Review von

Die Nu Metal-Youngsters haben Grund zur Freude. Drei Jahre nach ihrem erfolgreichen Album "Fallen" melden sich Evanescence mit "The Open Door" zurück. Wie man schon nach der Vorab-Single "Call Me When You're Sober" vermuten konnte, verfolgen Evanescence auf ihrem aktuellen Album jene Strategie, die sie anno dazumal von einem Tag auf den anderen berühmt gemacht hat.

Amy Lee singt sich auch diesmal durch epische Songs voller Leidenschaft und einem Touch Gothic. Konsequent behalten Evanescence das Konzept bei, ausschließlich über ein melancholisch-tragisches Spektrum aus unerfüllter Liebe und schmerzhaften Trennungen, verzehrenden Leidenschaften und verletzten Gefühlen zu erzählen. Das drückt sich wie gewohnt in emotionalen Songs aus, die oftmals doch etwas zu viel Pathos aufweisen.

Im Spiel aus Verzweiflung, Trauer und Schmerz wechseln sich harte Gitarrenriffs mit spielerischen Pianopassagen ab, intensive und schwere Momente ergänzen sich mit zartfühlenden und sanften. Wobei auffällt, dass die Stromgitarren hier ziemlich in den Hintergrund treten. Klavierklänge leiten "Call Me When You're Sober" ein, bevor den Song fette Gitarren und Amys fast soulig anmutende Stimme tragen.

Während der erste Teil von "The Open Door" auf powervolle und kickende Songs setzt, dominieren in der zweiten Hälfte gefühlvolle Balladen. Amy Lee lässt dabei ihre Stimme spielen. In "Snow White Queen" haucht sie zu Beginn sentimental ins Mikro, um im nächsten Moment ihr kraftvolles Organ ausbrechen zu lassen.

Mit der nicht selten auftretenden Pianountermalung erweckt sie manchmal den Eindruck einer Barmusikerin. Im Song "Lacrymosa" übermitteln zarte Klaviermelodien und ein emphatisch singender Frauenchor tragische Gefühle, die Sängerin noch verstärkt. "Lithium" ist eine bedrückende Ballade, die sich so sanft über einen hinweg bewegt wie ein Unheil versprechender Windhauch. Irgendwann fällt dann leider auf, dass so viele von Herzschmerz geprägte Balladen auch ermüdend wirken.

Der Gesamteindruck ist trotzdem ein Guter, der vor allem aufgrund von Amy Lees Stimme zustande kommt. Übrigens ist dieser 'Soundtrack To Your Herzschmerz' in ein sehr ansprechendes Booklet eingebettet. "The Open Door" eignet sich für solche Stunden, in denen man die Muße hat, über die Wirrungen und Verwirrungen seines Liebeslebens nachzudenken. Gerade deshalb liegt man wahrscheinlich nicht ganz falsch, damit zu rechnen, dass Evanescence auch diesmal ein breites Publikum ansprechen werden.

Logisch, dass sich dieses wohl vorwiegend aus Zuhörern rekrutiert, die sich in einem Abschnitt ihres Lebens befinden, in dem man naturgemäß öfter über diese Dinge sinniert. Außerdem ziehen sie mit ihrem düsteren Gothic-Image und den doch eher soften Nu Metal-Riffs wieder genügend Anhängerschaft unter jenen an, die ein solches Düsterimage anstreben, musikalisch aber doch auf Nummer sicher gehen wollen.

Trackliste

  1. 1. Sweet Sacrifice
  2. 2. Call Me When You're Sober
  3. 3. Weight Of The World
  4. 4. Lithium
  5. 5. Cloud Nine
  6. 6. Snow White Queen
  7. 7. Lacrymosa
  8. 8. Like You
  9. 9. Lose Control
  10. 10. The Only One
  11. 11. Your Star
  12. 12. All That I'm Living For
  13. 13. Good Enough

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52 Kommentare, davon 2 auf Unterseiten

  • Vor 17 Jahren

    Iiiih. Evanescence. Langweilig. Bäh. Seelenlos. Psuedo-Rocker. Viel zu kommerziell. Mies. Schrott. Wo is mein Butterbrot?

    Amy Lee und ihre Mannen müssen sich ständig mit ihren Kritikern auseinandersetzen. Auch die neue Scheibe wurde von einigen verrissen, auch wenn man einigen dieser Kritiken (z.B. der bei plattentests.de) anmerkt, dass da die Abneigung gegen die Gruppe zum Ausdruck gebracht, nicht aber die Platte bewertet wird.

    Ein Fehler. Denn "The Open Door" räumt alle Fehler von "Fallen" aus dem Weg. Problemlos. Langeweile? Stellt sich nicht ein. Dem Massengeschmack angepasst? Hört auf! Gefühle? Oh ja. Sehr viele (soviel zum Thema seelenlos).

    Amy Lee zeigt als Songschreiberin ihr ganzes Können. Titel wie "Sweet Sacrifice" oder "Weight of the World" sind nicht nur härter als das alte Material, sondern auch raffinierter, experimenteller.

    Balladen gibt es auch. Oh ja. Und zwar ziemlich gute. "Lithium" zum Beispiel. Oder das wirklich sehr schöne "Lacrymosa" mit Mozart-Melodien. Bis hin zum fünfeinhalb-Minuten Abschluss "Good Enough".

    Die Platte klingt deutlich reifer als der Vorgänger. Größer. Weiter. Dramatischer. Besser. Danke Amy!

  • Vor 17 Jahren

    Wo ist denn nun dein Butterbrot?
    @nouse (« Iiiih. Evanescence. Langweilig. Bäh. Seelenlos. Psuedo-Rocker. Viel zu kommerziell. Mies. Schrott. »):
    Recht haste.

  • Vor 17 Jahren

    im Kleiderschrank zwischen meinen Gothic-Klamotten.