laut.de-Kritik

Die Erlanger fiedeln und dudeln, bis die Wände wackeln.

Review von

Vor dreieinhalb Jahren erschien ihr Album "Nu Folk". Seitdem fabrizierten Fiddler's Green nur noch Live-CDs und DVDs, aber nichts wirklich Neues, Aufregendes oder Originelles. Schließlich verlässt auch noch Gründungsmitglied und Songwriter Peter Pathos das Sextett. Ist nach 16-jährigen Bestehen etwa die Luft raus? Stehen die "Irish Independent Speedfolk"-Fiddler vor dem Aus?

Nein, sicher nicht: Neuzugang Pat Prziwara schiebt die Band musikalisch wieder voran. Mit Gesang und Gitarre sorgt der junge, unverbrauchte Pat für frische Luft im muffigen Proberaum. Zudem durften sich die Erlanger Knaben dem lyrischen Orgasmus hingeben, um neue Songs fruchten zu lassen. Und so entstand das aktuelle Album "Drive Me Mad!" mit satten 20 Songs, das somit einen bandeigenen Rekord in der Kategorie 'Tracklistenlänge' aufstellt.

"Irish Air" heißt der eingängige Opener, der mit Speed, Frische und jeder Menge positiver Energie einsteigt und überzeugt. Ganz klar: Die neue Besetzung tut den Jungs gut. Mit E- und Akustik-Gitarre, Violine, Mandoline, Banjo, Akkordeon, Schlagzeug und Bodhran krachen die sechs Knallerbsen energisch los wie selten zuvor.

Speedy geht's weiter mit "Folk's Not Dead", das ausgelassene Fröhlichkeit und einen Hauch von Anarchie zurücklässt. Ein sehr schönes Stück, bei dem vor allem die Streich- und Zupfinstrumente gut zum Ausdruck kommen. Gefolgt wird der feine Punksong von "The Night Pat Murphy Died", das dem fröhlich fidelen Motto der ersten zwei Tracks treu bleibt, auch wenn der Titel etwas anderes vermuten lässt.

Gemächlicher wird es erst wieder mit "When Will We Be Married", dessen Banjoeinsatz mir besonders gefällt. Auch der Nachfolger ("Antoher Spring Song") ist eines der (wenigen) ruhigeren Stücke der Platte. Mit einem traurigen Gitarrensolo, begleitet von Geigen und den Vocals von Ralf und Pat wandert es melancholisch über uns hinweg.

Wer gern Volkstänze mag, dem könnte auch "Bretonix" gefallen. Dessen einzige Stimmeinlagen sind kurze Aufschreie der Band, die diese Tanznummer würzen und noch mehr antreiben. Also schnell beim Nachbarn einhacken und los steppen! "Maries Wedding" beginnt mit einem "Okay Boooooys!"-Shout und nimmt noch mal an Tempo zu, begleitet von richtig frech singenden Fiedelknaben.

"Long Gone" bringt die nötige Ruhe, um mal tief einatmen, Luft zu schnappen und wieder zurück auf die Tanzfläche. Oder vielleicht doch erst mal auf die Couch, denn "I'm Here Because I'm Here" ist eher ungeeignet für eine Tanzeinlage. Ein ganz neuer Sound erklingt: Getrommel, pures Getrommel und einige begleitende Vocals. Fehlt nur noch Tarzan. Trotzdem: der Track hat was.

Jetzt kommen wir zu meinem Lieblingssong. Schon der Titel "All These Feelings" verspricht große Gefühle: schönes, leises Gitarrengeklimper, stimmlich unterstrichen, bis dann auch kräftigere Instrumente in's Spiel kommen und dem Ganzen mehr Energie verleihen.

"Shamrock Tunes" heißt übersetzt so viel wie 'Kleeblatt Melodie', was auch immer uns die Knaben damit sagen wollen. Der komplett instrumentale Track ist wie eine kleine Reise durch die Vergangenheit bis zur Gegenwart. Das Intro beginnt ganz mittelalterlich und versetzt mich auf eine alte Burg, auf der gerade Ritterspiele stattfinden. Kaum kommt man so richtig in's Träumen, da geht das mittelalterliche Gefiedel und Getrommel in Countryelemente über, um schließlich ganz seichte Folkmetal-Züge anzunehmen.

"Creel 2007" beendet die lange Playlist mit vielen 'Wopidididi' und 'Nananana'. Tja, somit ist auch die Sparte mit der Babysprache abgedeckt.

Trackliste

  1. 1. Irish Air
  2. 2. Folk's Not Dead
  3. 3. The Night Pat Murphy Died
  4. 4. Salonika
  5. 5. Rollin'
  6. 6. When Will We Be Married
  7. 7. Another Spring Song
  8. 8. Bretonix
  9. 9. Lukey
  10. 10. Marie's Wedding
  11. 11. Long Gone
  12. 12. I'm Here Because I'm Here
  13. 13. All These Feelings
  14. 14. (You) Drive Me Mad
  15. 15. Captain Song
  16. 16. Into Your Mind
  17. 17. Shamrock Tunes
  18. 18. Don't Let Go
  19. 19. Whack Me
  20. 20. Creel 2007

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