laut.de-Kritik

England schreit "Hype" (und wir schreien mit).

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Lang und ausgiebig wurden sie in England gehypet, nun sind Foals samt Debüt endlich auch in Good Old Germany angekommen, um gebührend bejubelt zu werden – und natürlich, um den heimischen Plattenspieler auf Hochtouren zu bringen. Im Grunde sollte man sich die Briten besser live zu Gemüte führen und sich persönlich von ihrer dramatisch-explosiven Bühnenshow überzeugen. Da sich dies für den Nicht-Insulaner allerdings eher schwieriger gestaltet, muss vorerst auf CD- bzw. Vinyl-Material zurückgegriffen werden. Dafür entschädigen die elf Debüt-Songs auf "Antidotes" aber auch ganz stattlich!

Einmal angefixt kommt man nur schwer weg vom höchst eingängigen und vor allem tanzbaren, oft als Math-Rock etikettierten Sound der Oxforder Herren, die auch die heimische Musiklandschaft augenblicklich infizierten und das Lob sämtlicher In-Presse für sich gewannen. Was am Foals-Sound so neu oder hypeverdächtig ist, liegt auf der Hand: Es ist das fast schon geniale Spiel mit den verschiedensten Genres und Klangzitaten. Eine große Ecke Elektropop, trifft auf Rock, trifft auf Punk, auf Funk und und und.

Das Rezept der Band lautet entsprechend: Man sauge einfach alles, was geht auf, lasse sämtliche Musikarten und Gruppen auf sich wirken und bediene sich ohne scheu bei all diesen, angefangen bei Afro über Techno bis hin zu griechischer Folkmusik, erklärt Frontmann Philippakis – Vergleiche zu anderen Bands fallen da entsprechend schwer, auch wenn man zumindest was die ellipsenhaften, wunderlichen Texte angeht sicher auf ihre UK-Kollegen Klaxons oder These New Puritans verweisen kann.

Die Foals'sche Experimentierfreude mündet zum Glück nicht in eklektischem Stilgemenge, sondern in höchst durchdachtem, kreativem Klanggeräte- und Effekteinsatz, zackigen Beats sowie verqueren Lyrics. Dabei stehen jedoch stets die analogen Instrumente im Vordergrund, mit denen man geschickt allerlei vermeintlich computergenerierte Klänge erzeugt.

Ganz hervorragend gelingt Foals das auf "Electric Bloom", einem der Highlights eines durchweg überzeugenden Albums, sowie auf "Red Sock Pugie", das zentral von Gitarren und Synthies getragen wird und trotz seiner Läge zu keiner Zeit langatmig wirkt. "Olympic Airways" führt in melancholischere, "Big Big Love (Fig. 2)" in besinnlichere Gefilde, die restlichen Tracks, vor allem "Balloons" oder "Cassius", stimmen dagegen äußerst heiter und lassen Kopf und Füße zwingend mitwippen.

Hier und da bäumen sich die sonst so sauber gespielten, rhythmischen Gitarren kurz auf ("Two Steps, Twice"), dazu gesellt sich Yannis Philippakis kryptischer Gesang und ein ausgewählt und stimmig eingesetztes Saxophon ("The French Open"). All dies sollte jedoch zwingend selbst erkundet werden, zumal die Platte von Durchgang zu Durchgang weiter an Tiefe gewinnt.

All diejenigen, die sich an kunstvollen Illustrationen erfreuen, seien noch auf das Cover verwiesen. Außerdem bereitet man mit dem Kauf nicht nur sich selbst, sondern auch Sänger Philippakis eine Freude: "Every time you listen to it a little pressure is eased from my head", heißt es auf der Bandseite. Den Gefallen erweist man ihm doch gern!

Trackliste

  1. 1. The French Open
  2. 2. Cassius
  3. 3. Red Socks Pugie
  4. 4. Olympic Airways
  5. 5. Electric Bloom
  6. 6. Balloons
  7. 7. Heavy Water
  8. 8. Two Steps, Twice
  9. 9. Big Big Love (Fig. 2)
  10. 10. Like Swimming
  11. 11. Tron

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54 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Seit letztem Freitag steht das Debutalbum der Foals im Plattenladen und wie erwartet ist "Antidotes" eine ziemlich runde Sache geworden. Musikalische bietet die Band zwar nichts Neues (ein bißchen Q and not U, Bloc Party, The Rapture, ein paar Battles-Gitarrenläufe etc.),aber dafür stehen sie ihren musikalischen Einflüssen in nichts nach. Einziger Kritikpunkt ist, dass die beiden genialen Singles "Hummer" und "Mathematics" nicht aufs Album gepackt wurden. Ein bißchen mehr Gezappel hätte "Antidotes", meiner Meinung nach, an manchen Stellen gut getan. Naja, nach ein paar Hördurchgängen hat man sich daran gewöhnnt, dass es die Foals auf Albumlänge auch mal ruhiger angehen; und mit "Cassius" und "Balloons" ist auch für die Hits gesorgt. Von der Livequalität der Band kann man sich übrigens diesen Freitag bei Intro Intim (u.a mit Does it offend you, yeah?) oder im Sommer auf`m Southside machen.

  • Vor 16 Jahren

    also ich kenne nur hummer, mathematics and baloons und die können bei der richtigen stimmung schon ordentliche burner sein. aber wie schon erwähnt, haben nicht unbedingt das rad neu erfunden.
    ich persönlich find die stimme auch nicht immer angenehm....

  • Vor 15 Jahren

    Ist ja nur meine Meinung bitte lyncht mich net^^

  • Vor 14 Jahren

    Bin mir bewusst das es die Band schon letztes Jahr im UK zu Hypepotential brachte, habe sie aber erst vor kurzem durch Freunde entdeckt.

    Ihre Musik ist zwar etwas gewöhnungs bedürftiger Math Rock aber spätestens nach dem 2. Durchhören rocken die wie sau.

    Live gehen die sowieso auf ihre ganz eigene Weise ab(spielen für sich im Halbkreis).

    Highlights sind Red Sock Pugie, Ballons und der Song Astronauts And All der aber nich auf der CD is sondern auf der Hummer EP.

  • Vor 14 Jahren

    wenn man antidotes so im nachhinein der letzten eineinhalb jahre betrachtet dann sind die 5 schon gerechtfertigt.bisher kein stimmigeres und vor allem hitlastigeres debüt seitdem gehört.