laut.de-Kritik

Erotisch aufgeladen, dekadent und aggressiv.

Review von

Okay, okay, Weihnachten. Die längst verblichenen Frankie Goes To Hollywood bilden keine Ausnahme, wenn aus den Untiefen der Musikindustrie zahlreiche Best Ofs und Greatest Hits-Compilations den Tonträgermarkt überschwemmen. Und bei nur zwei regulären Alben, diversen Remix-Platten und mindestens einer bereits 1993 erschienenen Single-Collection wirkt vorliegende CD auf den ersten Blick fast schon wie eine Unverschämtheit.

Doch bevor sich der heilige Zorn aller billig und gerecht Denkenden kübelweise ergießt, sollte man Folgendes bedenken: Die Platten der Briten sind in vielen Ländern vergriffen. Außerdem spricht nichts gegen den Versuch, FGTH 22 Jahre nach der Trennung einer neuen Generation von Musikfreunden vielleicht erstmalig vorzustellen.

So betrachtet, hat die Compilation dieser wegweisenden Single-Band durchaus ihre Berechtigung. Was liegt also näher, als sich im Interesse aller Spätgeborenen und Wiederentdecker noch einmal mit der gar nicht mal substanzlosen Musik und Bedeutung dieser Band zu befassen?

FGTH stehen wie keine andere Band für revolutionären - für die damalige Zeit hochmodernen - rockigen funky Dancepop - und das in totaler Perfektion. Die Hi-NRG getaufte Richtung markiert mit mechanischem Sound und den typischen Stakkato-Beats den Übergang zu modernen Dance und Techno-Tracks. Ebenso konsequent nutzten sie die 12 Inch-Single als Möglichkeit, extrem lange Extended Versionen ihrer Hits zu basteln, die in Gimmick-Fülle und Soundideen schlichtweg sensationell waren.

Neben dem unzerstörbaren Überhit "Relax" und dem weltweit ersten politischen Dancetrack "Two Tribes" bringt besonders "Welcome To The Pleasuredome" die ihnen ganz eigene Mischung aus erotisch aufgeladener Dekadenz und aggressiver Energie auf den Punkt. Unvergessen bleibt, wie der ehemalige Punker Holly Johnson das spießige ZDF-Publikum vor den Kopf stieß, als er zur besten Sendezeit genüsslich die Bühnendeko demolierte und eindeutig sexuelle Gesten andeutete.

Eines ihrer besten Lieder ist sicherlich das stets mit zu Unrecht minderer Aufmerksamkeit bedachte "Warriors Of The Wasteland". Der fast schon metallische Dancefloor-Hardrock hat nichts gemein mit dem vielfach stumpfen Schlager-Metal, den man bis dato inflationär oft durchleiden muss. FGTHs Mischung aus (Selbst-)Ironie, Pathos und unbekümmertem Libertinismus hat der Popszenze in nur drei Jahren einen tief prägenden Schock-Stempel verpasst.

Dabei wird gern übersehen, dass Mark O'Toole und Johnson ein nicht zu unterschätzendes Songwriterpaar darstellten. Den Gipfel erklommen sie wohl mit der romantisch unkitschigen Ballade "The Power Of Love". Jene Eleganz und Emotionalität erreichte Holly auch solo nie wieder.

Der Titel "Frankie Say Greatest!" zeugt zwar von der für die Briten typisch liebenswerten Großspurigkeit, ist aber beileibe keine Lüge: pophistorische Dance-Perlen zum Nachhören.

Trackliste

  1. 1. Relax Reinhören
  2. 2. Two Tribes Reinhören
  3. 3. Welcome To The Pleasuredome (Escape Act Video Mix) Reinhören
  4. 4. War Reinhören
  5. 5. The Power Of Love Reinhören
  6. 6. Ferry Cross The Mersey Reinhören
  7. 7. Is There Anybody Out There Reinhören
  8. 8. Tag Reinhören
  9. 9. Born To Run Reinhören
  10. 10. Rage Hard Reinhören
  11. 11. Warriors Of the Wasteland Reinhören
  12. 12. Watching The Wildlife Reinhören
  13. 13. Happy Hi Reinhören
  14. 14. The Waves Reinhören
  15. 15. Relax (Chicane Radio Edit) Reinhören
  16. 16. Two Tribes (Hibauska) Reinhören
  17. 17. Relax (Lockout)

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