laut.de-Kritik

Fips und Co. wissen genau, was ihre Fans erwarten.

Review von

Zu "Feinde Deiner Feinde", dem neuen Album der Südtiroler Frei.Wild, haben sich die Hater vermutlich schon eine Meinung gebildet, bevor der erste Ton veröffentlicht wurde. Für die Südtiroler keine schlechte Ausgangssituation, kann man sich doch auf den um so eifrigeren Einsatz der eigenen Fans verlassen und bekommt durch all die Schmähungen gleich wieder Futter für neue Texte.

Den Einstieg liefert das gemütliche "Wir Reiten In Den Untergang", bei dem Sänger Fips stimmlich beinahe unter den Fußboden will. Dann ein kurzes Break, und schon haben wir die typischen Frei.Wild-Melodien und -Texte. Fips trägt sein Herz auf der Zunge, doch auch wenn seine Aussagen meist leicht verständlich erscheinen, ist dem Ganzen immer noch ein Hintergedanke zu entnehmen. Egal, ob er die Neider und selbsternannten Gutmenschen abwatscht, oder die Verbrüderung mit den Fans ausruft.

Musikalisch lässt das Quartett nichts anbrennen, denn in Sachen Refrains weiß man genau, wie der Hase läuft. Hier lässt sich wirklich jeder Chorus mitsingen und geht schnell ins Ohr - egal, ob der Text eher wütend, kämpferisch oder einfach aufbauend ist. Das kennt man von der Band, und da wissen Fips und Co. genau, was ihre Fans sich von ihnen wünschen.

Aber anstatt nur Bekanntes und Erwartetes abzugrasen, überraschen Frei.Wild auch mit einigen Songs. Da fällt als erstes "Zwischen Trauer, Liebe Und Schmerz" mit seinen Bläsern und dem leichten Ska-Spirit auf, den Basser Zegga leider nicht durch die entsprechende Spielweise mit aufgreift. Musikalisch fühlt man sich beispielsweise an die Broilers erinnert, die gern mit ähnlichen Arrangements arbeiten.

Auch "Wer Weniger Schläft Ist Länger Wach", "Oft Bekriegt, Nie Besiegt" oder das an Green Day erinnernde "Mach Dich Auf" arbeiten mit Bläsern und/oder Ska-Rhythmen. Doch auch textlich ist eine Nummer wie "Der Staat Vergibt, Dein Gewissen Nicht" durchaus als interessantes Neuland zu bezeichnen.

Von einer ganz anderer Seite zeigt sich Fips mit "Aus Traum Wird Wirklichkeit", das es nur auf Drängen Außenstehender auf's Album geschafft hat. Der dem Töchterlein gewidmete Song fährt den großen Balladensatz mit Klavier, Streichern und allem Drumrum auf, umschifft Kitschklippen aber weiträumig.

Bei den 16 Songs auf "Feinde Deiner Feinde" gibt es keinen Ausfall. Die Produktion von Henning Verlage (Unheilig) ist satt und druckvoll und die stilistischen Variationen zeigen, dass Frei.Wild noch lange nicht am Ende sind. Ist doch schön, wenn man sich so schnell kein neues Feindbild suchen muss ...

Trackliste

  1. 1. Wir Reiten In Den Untergang
  2. 2. Wer Nichts Weiss, Wird Alles Glauben
  3. 3. Feinde Deiner Feinde
  4. 4. Zwischen Trauer, Liebe Und Schmerz
  5. 5. Aus Traum Wird Wirklichkeit
  6. 6. Wer Weniger Schläft, Ist Länger Wach
  7. 7. Nur Dumme Sagen Ja Und Amen
  8. 8. Der Staat Vergibt, Dein Gewissen Nicht
  9. 9. Mach Dich Auf
  10. 10. Vorne Liegt Der Horizont
  11. 11. Wir Gehen Wie Bomben Auf Euch Nieder
  12. 12. Zieh Mit Den Göttern
  13. 13. Oft Bekriegt, Nie Besiegt
  14. 14. Gutmenschen Und Moralapostel
  15. 15. Wir Gegen Alle
  16. 16. Unendliches Leben

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Frei.Wild

In Brixen, Südtirol gründen im September 2001 die beiden Gitarristen Philipp 'Fips' Burger und Jonas 'Joy' Notdurfter zusammen eine Band. Als Fans von …

88 Kommentare mit 4 Antworten

  • Vor 11 Jahren

    Derselbe Produzent wie Unheilig passt ja schonmal wie Arsch auf Eimer. Da können die Onkelz-Fans von gestern ja weiter ihren Helden nachweinen. Ja ich finde Frei.Wild scheiße und habe das Album noch nicht gehört. Allein schon dieses dumme Gehabe, alle, die sie nicht mögen, als Gutmenschen und Hater abzustempeln und dieses "Unsere Fans halten zusammen"-Geschwurbel war schon bei den Frankfurtern total ausgelutscht.

  • Vor 11 Jahren

    Bomben, Feinde, Götter, Staat, Trauer, Liebe, Schmerz. Songtitel für die Ewigkeit! Jedem Song, den ich bisher gehört habe, geht jegliche Ironie ab, Phrasendrescherei deluxe. Auch wenn der direkte Vergleich mit den Onkelz etwas hinkt, sprechen Sie doch die gleichen Leute an. Sehe das wie TheBeast666. Zum Glück gibt es hier einen Stammrezensenten, der dieser Band wohlgesonnen ist...