laut.de-Kritik

Der irre Noisehalbgott gibt sich zugänglicher als bei Mclusky.

Review von

Der 7. Januar 2005 war ein komischer Tag. Etwas angeekelt war ich schon, als drei tote Ratten in meinem Klo schwammen, doch als es später anfing, südamerikanische Schwarznarbenkröten zu regnen, wunderte ich mich doch. Sinn ergab das alles, als die Nachricht vom Mclusky-Split über den hauseigenen Too-Pure-Ticker lief. Als ich einige Wochen später aus dem Koma erwachte, hatte Andy Falkous schon Future Of The Left gegründet, und so verlief meine weitere Genesungsgeschichte recht smooth.

Dennoch hat es bis Ende September 2007 gedauert, bis es neuen Output im Schallplattenformat von diesem irren Noisehalbgott (okay, ich gebe zu - ich bin Fanboy) zu hören gibt. Und auch wenn er es vielleicht nicht gerne hört, allzu viel hat sich seit Mclusky glücklicherweise nicht geändert. Future Of The Left stößt mit "Curses" ins gleiche Horn wie die Vorgängerband. Mit dem einzigen Unterschied, dass es ein Jota zugänglicher klingt.

Falko spielt immer noch diese schneidende Gitarre, und natürlich hat sich nichts an seiner Artikulation geändert. Seine Stimme besitzt immer noch diesen Touch Wahnsinn, diese subtile, aber allgegenwärtige Hysterie. Das merkt man spätestens in dem Moment beim Opener "The Lord Hates A Coward", in dem er den Refrain mit einem gellenden Kreischen einleitet.

Und auch der stark fuzzende Bass ist von Mclusky bekannt, obwohl er jetzt von Kelson Mathias (Ex-Jarcrew) gespielt wird. Der dritte Mitstreiter, Jack Egglestone verprügelte ja auch schon vor 2005 die Felle auf Falkos Anweisung. So steht dem anspruchsvollen, nicht immer unanstrengenden Hörvergnügen nichts mehr im Weg.

"Plague Of Onces" legt nach dem hakeligen Opener deutlich mehr zu, hier ahnt man erstmals die unbändige Energie, die so ein Trio kanalisieren kann. Das fast schon groovige "Fingers Become Thumbs!", einst das erste Lebenszeichen von FOTL, hat es glücklicherweise auch auf das Album geschafft.

Es deutet sich auch in der Folge an: Falkous findet mit Future Of The Left zu einer neuen Melodiosität. Ansätze von Zugänglichkeit halten Einzug in seine musikalische Welt, was aber mitnichten heißt, dass er irgendwelche Zugeständnisse an einen wie auch immer gearteten Mainstream macht. Bestes Beispiel: "Suddenly It's A Folk Song". Das Grundgerüst trägt die Lieblichkeit eines potentiellen Indie-Hits, Effektgeräte und Fuzz galore ertränken allen Chart-Appeal jedoch in einer dicken Soße aus Lärm.

Und noch etwas ist neu: Tasteninstrumente sind erlaubt. Bei Mclusky noch gemieden wie ein pockennarbiger Landstreicher im Mittelalter, spielt der Frontmann jetzt selbst Keyboard auf "Manchasm", bei "The Contrarian" und "Real Men Hunt In Packs" hört man sogar ein Klavier.

Damit es nicht allzu harmonisch gerät, baut das Trio zwischendurch so spröde Brocken wie "Kept By Bees" oder "Real Men Hunt In Packs" ein. Und auch bevor es sich "Small Bones Small Bodies" allzu gemütlich im Gehörgang macht, fährt die Band eine Kaskade von Riffs auf, die über das Schlagzeug in einem großen Loch in der Erde verschwinden zu scheint.

Für diejenigen, die unbedingt Spuren von Mclusky in Future Of The Left finden wollen, hält die Platte gegen Ende noch "Adeadenemyalwaysmellsgood" bereit. So ganz kann Falko dann doch nicht aus seiner Haut.

So sehr der Split von Mclusky die Fans schmerzte, so sehr versöhnt "Curses". Mit Future Of The Left beweist Andy Falkous, dass er immer noch scheinbar ganz beiläufig kleine Meisterwerke aus dem Ärmel schüttelt.

Trackliste

  1. 1. The Lord Hates A Coward
  2. 2. Plague Of Onces
  3. 3. Fingers Become Thumbs!
  4. 4. Manchasm
  5. 5. Fuck The Countryside Alliance
  6. 6. My Gymnastic Past
  7. 7. Suddenly It's A Folk Song
  8. 8. Kept By Bees
  9. 9. Small Bones Small Bodies
  10. 10. Wrigley Scott
  11. 11. Real Men Hunt In Packs
  12. 12. Team:Seed
  13. 13. Adeadenemy alwayssmellsgood
  14. 14. The Contrarian

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