laut.de-Kritik

Fünf Österreicher machen ernst.

Review von

Das Hamburger Label Tapete Records sollte mittlerweile hoffentlich auch DIR bekannt sein. Nach Dirk Darmstädter, Montag oder Missouri sind jetzt die Österreicher Garish auf der abenteuerlichen Popachse unterwegs. "Absender auf Achse" heißt das dritte Album des Quintetts.

Ich könnte jetzt das böse Unwort nennen, aber ich versuche es zu vermeiden, indem ich Garish musikalisch ein wenig mit den Bands vergleiche, die auf dieser wunderschönen Insel leben, mit ihren Pilzköpfen, großartigen Popstars und der sexy Sprache. Alles klar? Verträumte Popmelodien ("Teer und Federn"), die ab und zu wuchtige Rock-Rhythmen ("Daumen in die Faust") zulassen. Meine erste Begegnung mit dieser Platte hatte ich übrigens nach einem erholsamen Erkältungsbad, und ich muss sagen, die Jungs haben danach ein wenig zu meiner Rehabilitation beigetragen. Danke dafür.

Die Single "Noch auf See" ist ein anhänglicher Popsong, den man so schnell nicht wieder los wird. Der hat es verdient, die Nummer Eins der FM4 Charts zu werden. Der Videoclip von Oliver Hangl (da lohnt sich im übrigen mal ein Blick auf seine Seite: olliwood.com) bereichert zudem einige Musikkanäle. Ihre Vorliebe für orchestrale Jazz-Swing-Einlagen beweisen die Österreicher auch. Zum Beispiel beim verträumten "Unter Bäumen-Regen", bevor es dann wieder mehr in die Gelenke geht. "2 mal so schwer" beschwingt mit tanzbaren Beats und einer wunderbaren Orgelbegleitung. Auf jeden Fall sehr ohranhänglich.

Garish bemühen sich, nicht die rotzigen Rocker rauszulassen. Der Rock'n'Roll soll mal eher für "das Schöne" stehen. Zwischen jungenhafter Unschuld und teils romantischer, sehr verschnörkelter Textlyrik, die ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist und durch Sänger und Schreiber Thomas Jarmer poetisch vorgetragen wird. Bei "Später ist egal" protzt der Orchestergraben, und man sieht die weißen Möwen weiter über das Meer fliegen. Das Geigengewitter lässt nicht nach. "Die Maschine fährt an". "Quiet is the new loud" ist auch in Österreich angekommen, und die Jungs von der Insel stehen hier mal wieder Pate.

Was allerdings ein wenig enttäuscht, nach der Hälfte des Albums "Absender auf Achse" widmet man sich zunehmend der Zweisamkeit. Gemütliches Kuscheln im warmen Wohnzimmer. Ich hätte gerne mehr einsame Ohrwürmer wie Track 2 und 6! Hoppla, sie haben mich erhört. "Alles nur Idee" lässt die Zweisamkeit wieder rocken.

Doch dann muss ich den Jungs etwas übel nehmen, und zwar den Kinderchor bei "Ich ahne was". Soll nicht heißen, dass ich was gegen Kinder habe, aber ich habe mich schon immer gefragt, was das Geplärre soll und schon bei Blumfeld nicht gerne gehört. Also, noch mal zusammengefasst: Die erste Hälfte des Albums ist durchaus erholsam und macht munter. Die Stücke 1-6 helfen gegen Schnupfnase und Hustenreiz. Im zweiten Teil lassen Garish ein wenig nach. Liegt womöglich auch an den aufwändigen Arrangements und der extremen Produktion. Rückfall durchaus möglich, aber dafür kann man ja sich wieder, wenn's geht, zu zweit ins Bett kuscheln ...

Trackliste

  1. 1. Teer und Federn
  2. 2. Noch auf See
  3. 3. Einmal aus dem Nest gefallen findet man nicht mehr
  4. 4. Daumen in die Faust
  5. 5. Unter Bäumen - Regen
  6. 6. 2 mal so schwer
  7. 7. Später ist egal
  8. 8. Die Machine fährt an
  9. 9. Mit Augenmass
  10. 10. Alles nur Idee
  11. 11. Ich ahne was
  12. 12. Von 10 abwärts

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