Nach dem Discofieber in den späten 70er Jahren, das John Travolta und Donna Summer zu Weltstars machte, musste sich Clubmusik bis zum Aufkommen von Hi-NRG und House erst ein mal vom großen Hype und dem sich anschließenden Ausverkauf erholen.

Und so wurde Dancemusic zu einer Angelegenheit der Minderheiten: Schwarze und Schwule fanden in den Clubs den Freiraum sich auszuleben, der ihnen im Alltag all zu oft verwehrt wurde. Der Club wurde zu ihrem Treffpunkt und die Musik dort sollte nur eines: tanzbar sein. Dem Discosound entliehen wurde ein einfaches Grundgerüst: ein 4/4-Takt mit einer Geschwindigkeit um die 120 bpm (beats per minute), was ungefähr der Herzfrequenz der Tänzer entspricht; eine Snare-Drum oder Handclaps auf der 2 und 4; zwischen jedem Beat zischt das Hi Hat. Abgerundet wird alles durch eine spacige Melodie und zumeist ein eingängiges Vocalsample.

Frankie Knuckles und Marshall Jefferson waren die Pioniere der neuen Tanzmusik nach Disco. In Chicago legten sie im Schwulenclub Warehouse ihre tanzbare Mischung aus Disco-Scheiben und schnörkelloseren Euro-Importen auf und veröffentlichten auf Trax und DJ International die ersten House-Scheiben. Etwa zeitgleich begann auch in der New Yorker Paradise Garage die schwule Szene zu den neuen Beats zu tanzen. Doch während man in Chicago den Rhythmus in den Vordergrund stellte, zeichnete sich der New Yorker-House-Sound (Garage) durch seine Nähe zum Soul und Gospelvocals aus.

Ab Mitte der 80er setzte dann der große House-Boom ein, als ein neuer Synthesizer (der Roland 303) spacig-verzwirbelte Geräusche zum festen Bestandteil von House werden ließ und die Vocals gleichzeitig immer mehr in den Hintergrund traten. Acid-House war geboren und die netten Smilies grinsten einem spätestens nach dem Summer of Love '87 überall entgegen. M/A/R/R/S und S'Express führten House an die Spitzen der Hitparaden bis mit der Weiterentwicklung hin zum härteren Techno-Sound der House-Stern zu sinken begann. Zunächst noch als Überbegriff für elektronische Tanzmusik verwendet, wurde House in den 90ern zu einer Bezeichnung für ein Subgenre von Techno.

Seit Mitte der 90er belebt House den Dancefloor wieder: mal als Tech-House oder Minimal-House à la Isolee oder als funkige Variante in Daft Punks wegweisendem Longplayer "Homework" von 1997.