Zurück geht der Begriff Industrial auf den amerikanischen Musiker Monte Cazazza, der 1976 in einem Brief an Genesis P-Orridge, damals Sänger der englischen Band Throbbing Gristle, den Slogan "Industrial Music For Industrial People" verwendete und damit zum Namensgeber in gleich zweierlei Hinsicht wurde. Erstens gab er dem neugegründeten Label von Genesis P-Orridge's Band Throbbing Gristle den Namen (Industrial Records) und zweitens wurde später eine ganze Musikrichtung, als deren Archetypen Throbbing Gristle galten, so benannt. Dabei geht das "Industrial-Konzept" weit über die Musik hinaus und beinhaltet alle Sparten einer umfassenden ästhetischen Erscheinung, wie Literatur, Film und Theater, die ein negatives Spiegelbild unserer industrialisierten und technikfixierten Gesellschaft darstellen wollten.

Auf die Musik bezogen bedeutet Industrial meist monotone, repetitive Soundstrukturen, die oftmals mit Umweltgeräuschen, anfangs noch vom Band und später vom Sampler angereichert wurden, und so die Grenze zur Geräuschkollage neu definierten. Das alte Strophe-Refrain-Schema war den Industrial-Musikern ein Graus und wurde mit allen Mitteln vermieden.

Mutterland des Industrial ist Großbritannien, wo Throbbing Gristle Pionierarbeit leisteten, bevor Bands wie Cabaret Voltaire, Whitehouse oder Nurse With Wound die Szene bereicherten. Gleichwohl kamen auch aus den USA The Residents, NON) und Australien (SPK) erste vergleichbare Ansätze zu einer ähnlichen Kunst- und Musikproduktion. Dort war es Graeme Revell, Kopf der Gruppe SPK, der wesentlich die Entwicklung der neuen Musik beeinflusste und heute als Soundtrackkomponist, unter anderem bei den Filmen "The Crow" und "From Dusk Till Dawn", für die musikalische Untermalung sorgte. In Deutschland machten die Einstürzenden Neubauten den Industrial erst bekannt und dann hoffähig.

Allen Bands, die dem Genre Industrial zugeordnet werden dürfen, ist bei aller Verschiedenheit der Konzeptionen einiges gemeinsam. Alle veröffentlichten sie ihre Platten auf Independent-Labels, da die großen Plattenfirmen die Musik als zu extrem ablehnten. Auch in der Klangerzeugung wurden neue Wege beschritten. So benutzten sie Synthesizer und allerlei selbstgebastelte Geräte zur Erzeugung von Klängen und Geräuschen, die nicht selten in extremen Krachgewittern ihren Höhepunkt fanden. Hinzu kommt eine multimediale Inszenierung des Auftritts, häufig mit Schockelementen.

War es Ende der 80er ruhig geworden um die einst so wilde Musikrichtung, so tauchte der Begriff in den 90er Jahren im Popkontext im Zusammenhang mit Bands wie den Nine Inch Nails oder Rammstein wieder auf.