laut.de-Kritik

Im Hinterhof ist Amy Winehouse nicht weit.

Review von

Wochenlang irrte Neuseelands neuester Exportschlager Gin Wigmore für ihr zweites Album "Gravel & Wine" durch die USA - stets auf der Suche nach Inspiration und der wahren Essenz des Blues. In diversen Spelunken zwischen Mississippi und Alabama trank sie feurigen Whiskey mit gebrechlichen Branchen-Veteranen, verbrachte Dutzende Abende auf muffigen Verandas und kehrte irgendwann wieder heim, um all das Erlebte in neue Musik zu verpacken: "Schon bald hatten wir elf Songs zusammen, getränkt in Cowboy-Feeling, eingetunkt in eine kleine Blues-Pfütze und so verdammt aufgetakelt-lässig, wie es nur eine Frau an der Bar sein kann, Stunden nach Mitternacht", beschreibt die Sängerin das Ergebnis.

Und für wahr: "Gravel & Wine" hat definitiv alles, um in einem versifften Saloon für reichlich Stimmung zu sorgen. Zwar bedienen sich Gin Wigmore und Co. nur selten gängiger Western-Elemente, doch irgendwie weckt der Vintage-Sound der Verantwortlichen dennoch durchgehend Erinnerungen an vergangene Zelluloid-Trinkgelage mit John Wayne, Django und Konsorten.

Verrucht und lasziv outet sich die Sängerin auf dem Opener "Black Sheep" als kantige Outsiderin, während im Hintergrund das alte Piano wie wild trippelt, und der Groove einen nicht mehr loslassen will. Wie eine rotzige Amy Winehouse im Hinterhof faucht die Sängerin ins Mikro.

Es folgt das hektische "Man Like That", ein Song voller Hummeln im Allerwertesten. Hier trifft krachende Rhythmik auf nicht minder Impulsives an vorderster Front: Kein Wunder, dass das 007-Management den Song kurzerhand auf den "Skyfall"-Soundtrack parkte.

Mit viel Hall im Gepäck gehts auf der anschließenden Halbballade "Poison" fast schon episch zu, ehe das experimentelle "Kill Of The Night" mit Fingerschnipsen und akzentuierten T.Rex-Gitarren fast schon Mystisches zu Tage fördert. Songs wie "Devil In Me" und "Don't Stop" orientieren sich wiederum an den Einstieg ins Album. Beschwingt und zappelig werden Blues, Rock und Retro-Elemente in einen Topf geworfen. Die Melodien packen einen oftmals erst beim zweiten Durchlauf, dann dafür um so heftiger.

Gin Wigmore kann aber auch anders. Mit "If Only" und "Saturday Smile" präsentiert sich die Bardin von ihrer samtenen Seite: große Piano-Themen und opulentes Schmachten. Zum Ende hin ("Sweet Hell") holt die Belegschaft dann doch noch zum Yippieyayey-Rundumschlag aus. Die Boots werden ausgepackt, das Banjo malträtiert und wer nicht bei Drei das Weite sucht um den hiesigen Sheriff um eine Einzelzelle zu bitten, der sollte sich warm anziehen.

Trackliste

  1. 1. Black Sheep
  2. 2. Man Like That
  3. 3. Poison
  4. 4. Kill Of The Night
  5. 5. Devil In Me
  6. 6. If Only
  7. 7. Dirty Love
  8. 8. Happy Ever After
  9. 9. Saturday Smile
  10. 10. Sweet Hell
  11. 11. Singin' My Soul
  12. 12. Don't Stop

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