laut.de-Kritik

Wenn aus Atheisten Gnostiker werden.

Review von

So so, erst den Atheisten raushängen lassen, dann zwölf Jahre nichts von sich hören lassen und schließlich einen auf Gnostiker machen. Das haben wir gern. Die etwas wirre Rede ist hier von Steve Flynn, der mit Atheist drei nach wie vor überragende Alben aufgenommen und sich danach von der Bildfläche verabschiedet hat.

Seit 2005 ist der Mann nun wieder aktiv. Zum einen sporadisch mit Atheist, deutlich regelmäßiger aber mit seiner neuen Combo Gnostic. Da mittlerweile auch beide Gnostic-Gitarristen bei Atheist immer mal wieder die Klampfen schwingen, dürfte eigentlich auch klar sein, womit sich die Jungs musikalisch beschäftigen - technisch äußerst anspruchsvoller Death Metal, der zwischen Atheist, der ersten Cynic und Death für diverse Krämpfe in den Kauleisten sorgt.

Die beiden Gitarristen Sonny Carson und Chris Baker und auch Basser Stephen Morley legen auf der Scheibe ein Glanzstück nach dem anderen hin. Dabei verlieren sie aber nie den Song aus dem Auge, sondern setzen wie in "Wall Of Lies" oder dem teilweise sehr rockigen "Mindlock" auf relativ straighte und nachvollziehbare Riffs. Natürlich lassen es sich die Herren nicht nehmen, öfters ein paar musikalische Kapriolen zu schlagen, die manch anderen Gitarristen/Bassisten vor Neid/Angst erblassen lassen.

Dazu kommt das exzellente, immer leicht jazzige Schlagzeugspiel von Steve Flynn, der in den letzten 17 Jahren nichts verlernt hat. Anstatt die Jungs nur banal nach vorne zu knüppeln, ist es vor allem seine filigrane Arbeit auf Becken und Toms, der man sich genauer widmen sollte. In Sachen Doublebass lässt es der Mann zwar immer wieder ordentlich krachen, doch über das gehobene Midtempo gehen die anspruchsvollen Kompositionen bis auf einzelne Parts kaum hinaus.

Das ist jedoch kein Manko, da Steve durch sein variables Spiel den Songs Abwechslung en masse verabreicht. Dass die Saitenfraktion auf solche Vorlagen nur zu gern einsteigt, beweisen schon Tracks wie "Violently Calm" und auch "Life Suffering", die mit verdammt coolen jazzigen Zwischenparts glänzen.

Bleibt schließlich Shouter Kevin Freeman, der mit seiner heiseren, derben Stimme eher irgendwo zwischen Hardcore und Thrash einzuordnen ist. Lasst euch von dieser Beschreibung aber nicht abschrecken, der Kerl passt schon ganz gut zu Gnostic. Würde man dem Sound allerdings eine Kopfstimme verpassen - Fans von WatchTower würden vor Freude ausrasten.

Trackliste

  1. 1. Visceral
  2. 2. Isolate Gravity
  3. 3. Sleeping Ground
  4. 4. Engineering The Rule
  5. 5. Wall Of Lies
  6. 6. Violently Calm
  7. 7. Life Suffering
  8. 8. Corrosive
  9. 9. Mindlock
  10. 10. Splinters Of Change

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1 Kommentar

  • Vor 14 Jahren

    Vom technischen Standpunkt gibt das nichts zu mäkeln - Steve Flynns Schlagzeugspiel ist aber der einzige Grund, warum ich das Album bis zum Ende angehört habe. Die Vocals sind unglaublich daneben, unpassend und klingen nach einer 0815-Metalcoreband,