laut.de-Kritik

Das können sogar Green Day besser.

Review von

Glaubt eigentlich irgendjemand ernsthaft daran, dass die Guano Apes sich in ihrer Belanglosigkeit noch einmal berappeln? Ich nicht. Es scheint, als wäre der Affe ziemlich neben der Spur. "Offline" ist immerhin besser als der glatt gebügelte Schmusepop von "Bel Air", die Entwicklung geht trotzdem gegen Null.

"It's time to rrro-o-oookk" proklamiert Sandra Nasic im Opener "Like Somebody". Im Texten lag ohnehin noch nie die Stärke der Göttinger. Mit übelster möchtegern-cool-und-sexy Stimme schlabbert die Sängerin am Trommelfell. Sie singt zwar gut und kraftvoll, aber aufregend klingt trotzdem anders. Da wünscht man sich glatt ein paar falsche Töne rein, wenn dabei ein bisschen Abwechslung rausspringen würde.

Die instrumentale Untermalung reicht ebenfalls nicht über das ausgelutschte Niveau der Lyrics hinaus. Akkordgeschrammel, dröge Single-Note-Riffs, einfallslose Hintergrundharmonien und nervtötende Synthies: 08/15-"Rock" vom Feinsten. Das haben sogar Green Day auf ihren Schaffenstiefpunkten "Uno!", "Dos!" und "Tré!" besser hingekriegt.

Abgesehen von einem uninspirierten Rap-Part in "Jiggle" inmitten braver, immergleicher 4/4-Vocallines, sind das Aufregendste an "Offline" die Songtitel. Die klingen wenigstens verschieden, was die Lieder selbst nicht wirklich von sich behaupten können. Klar, Refrains wie in "Close To The Sun" brennen sich ins Hirn. Aber passiert in dem Track deshalb etwas anderes als beim Rest des Albums? Nein. Spätestens nach vier, fünf Songs hat auch der letzte kapiert, dass da nichts Neues mehr nachkommt.

Eines muss man der Band jedoch lassen: Wie man einen Popsong schreibt und im Mainstream Platten verkauft, das wissen sie. Nur bleiben dabei eben frühere Ecken und Kanten, Aggressivität und Überraschung auf der Strecke. Das einzige, das die Guano Apes auf "Offline" noch mit Rock verbindet, ist die verzerrte Gitarre. Ihre Uninspiriertheiten hüllen die Musiker dann auch noch in ein Soundgewand, das dem Jahr 2014 einfach nicht mehr angemessen ist.

Nach dem ersten Durchlauf wollte ich dem Album eigentlich drei Sterne verleihen. Netter Pop-Rock, solides Handwerk, kein Meilenstein. Doch bei genauerem Hören offenbart sich recht schnell, wie unsagbar belanglos das alles ist. Es gibt ganz einfach so gut wie nichts Positives über "Offline" zu schreiben. Damit ich diesen Text hier nicht bald genauso nichtssagend in die Länge ziehe, wie es Sandra Nasic und Co. ihrer fünften LP angetan haben, gehe ich jetzt lieber offline und lerne Billy Joe Armstrong neu zu schätzen.

Trackliste

  1. 1. Like Somebody
  2. 2. Close To The Sun
  3. 3. Hey Last Beautiful
  4. 4. Numen
  5. 5. Cried All Out
  6. 6. It's Not Over
  7. 7. Water Wars
  8. 8. Fake
  9. 9. Jiggle
  10. 10. The Long Way Home

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7 Kommentare

  • Vor 9 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 9 Jahren

    für mich ist die band damals auf dem southside 2003 gestorben. unsägliches gepose, alles total auf "RRROOOOCK" getrimmt. pfui.

  • Vor 9 Jahren

    Sind wohl alle schon in den späten 30ern oder gar über 40 - da schüttelt man sich einigermaßen energiegeladenen Alternativerock scheinbar nicht mehr so aus den Ärmeln... schlimm wirds nur, wenn man die Attitüde noch aufrecht erhalten will. Spricht ja nix dageben, sich umzuorientieren - die Fans von damals sind ja auch schon längst erwachsen... ;)

    Wobei ich ja finde, dass die Guano Apes auch schon in ihren Hochzeiten mehr Füllmaterial zwischen den Hits hatten als Green Day...

  • Vor 9 Jahren

    schade schade schade...leider kann ich nichts anderes als Manuel Berger beizupflichten...und das wort "Belanglosigkeit" trifft den nagel auf den kopf...inzwischen die zweite Apes-platte, die ich mir wohl nicht mehr extra auf cd und lp gönnen werde...erwachsener? bestimmt empfinden das die Apes so...aber ich will wieder die göre hören, nicht die erwachsene frau...will harte riffs und verdammt noch mal crossover bis die ohren weh tun...wie, das kennt ihr nicht? hört mal die beiden ersten platten der Apes, da konnten sie es noch...

  • Vor 9 Jahren

    Damals, als "Open your eyes" raus kam, da fand ich die toll. Da war ich auch zehn oder elf Jahre alt. Neulich habe ich dieses Lied wieder gehört - und es ist toll. Klar, es ist recht simpel gestrickt, aber doch eingängig und von der Aussage her motivierend.

    Danach kam "Lord of the boards" - das Lied war ok, erinnerte mich aber stark an "Open your eyes". "Kumba ya" mit Michael Mittermeier ist mir noch im Gedächtnis geblieben.

    Alles was danach veröffentlicht wurde, ich glaube, darüber schweigt man lieber.