laut.de-Kritik

Noiserock auf die Spitze getrieben.

Review von

Das ewig junge Duell Mensch gegen Natur: Auf Album Nummer sechs brechen Harmful auf, den Ararat zu bezwingen. Ein Berg nur, und doch so viel mehr. In der Bibel der Ort, an dem Noah nach der Sintflut erstmals wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Aber auch das mächtigste Nationalsymbol Armeniens, der alten Heimat von Harmful-Chef Aren Emirze. Die Bewohner des kleinen Staates im Niemandsland zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer nennen den 5000er ehrfürchtig "Masis" - Großer Berg.

Ein mächtiger Bass wirbelt im Herzstück "Tempted To Complete" den Staub im Vorhof des Bergs auf. Den Kraft raubenden Aufstieg vor den Augen, rufen sich Aren, Chris und Nico mit "Nothing To Lose" im Refrain Mut zu. Sie wollen erreichen, was im bisherigen Schaffen nie ganz gelang: Die Brücke zwischen den Gipfeln aus krachenden Gitarren und Pop-Melodien zu schlagen.

Der lockere Start über den ersten kleinen Berg ("Sis") hinweg macht Mut. Deftiger Noiserock der Marke Blackmail trotzt mit ohrwurmender Eingängigkeit der Urkraft der Natur ("Art Of Rebellion"). Berauscht von der Höhenluft legen die drei an Geschwindigkeit zu. Doch Sänger Aren bewahrt mit Laissez Faire-Gesang à la Josh Homme Bodenhaftung, und orientalische Flöten beschwören den Berggeist ("Interiors"). Rasend schnell bezwingen Harmful Felsbrocken um Felsbrocken. Abends am Lagerfeuer bauen sie die hypnotische Ruheinsel "Sadness". Repetitive Gitarrenfigur und verzehrte Säusel-Vocals lassen die menschlichen Schatten immer länger und nichts unmöglich erscheinen.

Der nächste Tag wartet mit unerwarteten Orientierungsschwierigkeiten auf. "Obsessed" und "Day By Day" funktionieren nur als Füller, ohne Spuren in der kargen Berglandschaft zu hinterlassen. Das akustische "Ler" atmet ein letztes Mal tief durch und besinnt sich auf die eigenen Kräfte. Im Anschluss richten die Steinzeitköniginnen aus dem Tal magenknuffende Riffgrüße aus ("Another Useless Try"). Ganz auf sich selbst gestellt und die Bergkrone vor Augen, aktiviert der Dreier Reservekräfte. Auf den testosteronschwangeren Wutausbruch in "The Dredge" folgt die verzichtbare Hymne im Creed-Outfit.

Dann stehen Harmful mit einem Mal auf dem schneebedeckten Gipfel ("Masis"). Tief durchatmen und den Augenblick genießen. Als das Instrumental sanft einsetzt, sind alle Qualen und Rückschläge vergessen. Wie ein Bergadler durchschneidet man die dünne Luft und überblickt das ganze Gebirge. Hätten Harmful auf gelegentliche Sturzflüge in die Mediokrität verzichtet, das hier könnte ganz groß sein. Ein 5000er, mindestens!

Trackliste

  1. 1. Sis
  2. 2. Art Of Rebellion
  3. 3. Interiors
  4. 4. Chance
  5. 5. Sadness
  6. 6. Obsessed
  7. 7. Day By Day
  8. 8. Tempted To Complete
  9. 9. Ler
  10. 10. What You Will Find Is
  11. 11. Another Useless Try
  12. 12. The Dredge
  13. 13. Drown
  14. 14. Masis

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LAUT.DE-PORTRÄT Harmful

Das Trio, bestehend aus Aren Emirze (Gitarre, Vocals), Chris Aidonopoulos (Bass) und Nico Heimann (Drums), gründet sich Dezember 1992 in Frankfurt. Der …

12 Kommentare

  • Vor 18 Jahren

    Schon jemand reingehört?

    Wieder mal eine super CD, war überrascht, sehr viel eingänglicher wie die Vorgänger.
    Lass mich mal überraschen, wie sie live sind am Wochenende.
    Auf jeden Fall eine lohnenswerte Anschaffung!!!

  • Vor 18 Jahren

    nein, nicht reingehört.
    welchen stil spielen die?

  • Vor 18 Jahren

    :nerved:

    HARMFUL
    Das Frankfurter Trio mit ihrer neuen Platte "sis masis" auf Tour. HARMFUL galten seit jeher als hoffnungsvollste Mixtur aus Heavy, Alternative und Noise. Das bewiesen sie bereits als Support für Slayer, Prong, Machine Head oder Iggy Pop. Jetzt scheint die Band erwachsen geworden zu sein. Reif und erfahren, keine tumben Rock´n´Roll- Träume, sondern Musik als Kunst, als Ausdruck ihrer selbst, als Lebensgefühl. Und auf beeindruckende Weise lockerer, eingängiger, kraftvoller und ungestümer denn je. Ungewohnt blitzen hier und da orientalische Samples, akustische Gitarren und fremde Melodien durch das Gitarren-Massiv.
    Was für ein Album!
    Sis Masis`Triumphzug durch die Musikpresse:
    ** „Platte der Woche!“ (Plattentests.de)
    ** „...restlos begeistert… Diese Musik ist überall erhebend….Was für ein Rebound.“ (VISIONS 10 Punkte)
    ** „Schönheiten des Monats.“ (Visions)
    ** „...ziemlich faszinierend geworden und...etwas Einzigartiges. Tolles Album.“ (TRUST)
    ** „GEHEIMTIPP DES MONATS! Tiefer, reifer waren sie nie.“ (Fritz)
    ** „Nun ist aus dem stotternden Mittelklassewagen über Nacht doch noch ein mit zartem Schleifchen verzierter Renner geworden.“ (TIP)
    www.harmfulweb.de